Lieber Roland,

du schreibst:
"Der Blick auf die Geschichte ist nicht notwendig, weil was früher war, heute nicht mehr ist. "
spricht fuer sich.

Ich sehe noch immer ein Problem  darin, dass deine Kapitalismuskritik ohne "Blick auf die Geschichte" auskommt.
Denn dieser Blick ist nicht notwendig jener der Herrschaftswissenschaft 'Geschichte'.  
Alle Phaenomene, sozialen Prozesse sind bei dir von vornherein "klar" aus den Grundwiderspruechen des Kapitalismus ableitbar,
nach dem Motto "drah di ned um".

-

„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.“


schrieb Marx, ich stimme ihm zu. Dir sind  "vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umstände"  aber dir voellig gleichgueltig.
Wie kommt es also, dass eine Auseinandersetzung mit allem  Geschehen und Denken seit ewig oder seit der Entstehung des Kapitalismus 'nicht notwendig ist.

Die Geschichte der Gesellschaft,  der Begriffe ist eine Gegenwart,  das  zu ignorieren ist ein Fehler. 
Warum kannst du dir nicht verdammt noch mal vorstellen, dass jemand unter Arbeit,  radikaler Demookratie, Raetedemokratie,
etc. was anderes verstehn kann als du?

Dein Diskussionsstil geht mir am Arsch, weil wo auch immer das  (wie auch immer verstandene oder benuetzte)
"D"-Wort  faellt, kommt ein- und dieselbe Reaktion von dir, die ich auch unter gegenstandpunkt.org nachlesen kann.

Wenn du also jemand von etwas ueberzeugen willst,  brauchst du die Bereitschaft , über die Dinge in Formen zu reden, die nicht deiner Definition entsprechen.

Das ist das ganze Problem hier- nicht deine Position, sondern deine Argumentation, die alle auf deinen Begriff festnageln muss:
Du definierst mal kurz die Arbeit und dann kommt das entweder/oder, wenn du so schließt: 
 
> Diese [also deine, die aus einer von vielen im Webster Dictionary und einer von vielen im Werk von Marx gewählt ist] Bestimmung reicht doch als allgemeinstem Begriff. Diese Begriffskategorien soll man nicht durcheinander bringen, weil man das kategorisiern dann > gleich lassen kann und jede Erkenntnis verunmöglicht wird.

Danach sind alle anderen unmöglich, etwas zu erkennen.

Mir ist jegliche (cioé: deine) Erkenntnis unmöglich,
und da bin ich dann doch froh drueber

Das ist fuer mich keine Basis einer Diskussion!

liebe gruesse,
berni


Kosmonaut wrote:
Lieber Mond,

jetzt kommt ein argumentfreier Kraftausdruck: Du betreibst Ignoranz für Fortgeschrittene; Dein Weltbild (freie Software, radikale Demokratie, was soll das denn sein?) ist so schön ausgemalt, da merkt man, dass Du viel darüber nachgedacht hast und Deine Weltanschauung ist deshalb so felsenfest, dass man keine diplomatischen Rücksichten nehmen muss. Und jetzt das Argument, das Du wieder nicht als solches zur Kenntnis nehmen wirst, weils nicht in Dein Weltbild passt: Wegen Deiner aufwendigen Ideologiepflege kommt Dir der Kapitalismus, wie er steht und fällt, nicht mehr in den Sinn. Kritik spießt sich eben mit Weltanschauung!
Wir argumentieren sehr wohl für uns selbst. Das "wir", also Du und ich, das gibt es nicht. Wir sind ja nicht einmal mehr in der selben Partei. Ich versuch, Dich zu überzeugen und Du mich, weil wir keine gemeinsame Meinung haben, sonst wär ja der ganze Zirkus überflüssig. Dich muss man erst von der Systemänderung überzeugen! Du willst ja nur die Marktwirtschaft zügeln und die Demokratie verbessern. Wie die zusammenhängen, was die beiden sind und was sie in einem modernen aufgeklärten Hirn alles anrichten können, das wäre zu klären. 

lg, Rol 

-------- Original-Nachricht --------
  
Datum: Mon, 4 Feb 2008 18:48:13 +0100
Von: franz schaefer <schaefer@mond.at>
An: Kosmonaut <baikonur@gmx.net>
CC: dogma@mond.at
Betreff: Re: [dogma] demokratie
    

  
Nocheinmal: Du brauchst Dir kein Alternativsystem ausdenken, sondern
sollst - und das ist ganz was anderes - den Kapitalismus kritisieren.
      
Und
    
kritisieren ist auch was ganz anderes, als nur nörgeln, dass alles so
furchtbar ist.
      
aehm. wer und warum "soll" ich dieses und "brauche" ich jenes? wie waers
mit
argumenten.

ein kleiner tipp: wir argumentieren nicht fuer uns selber sondern um
andere
zu ueberzeugen die unsere meinungen noch nicht teilen. 

versuch das mal zu argumentieren. wie du menschen davon ueberzeugen willst
dass eine systemaenderung notwendig ist.. dann reden wir da weiter.

    
Und jetzt mein Hauptvorwurf: Du selbst glaubst doch, dass es keine
Alternative zum Kapitalismus gibt, wenn die Alternative nicht gscheit
ausfabuliert ist. Rede Dich nicht auf die anderen Leute raus.
      
warum immer diese unterstellungen? hast du mein email mit den 3 punkten
nicht gelesen? ICH hab sehr wohl eine vorstellung davon wohin es gehen
koennte. radikale demokratie. auch das beispiel der erzeugung freier
software zeit wie entscheidungsfindung gehen kann etc..etc.. ICH habe sehr
viel darueber nachgedacht. du offensichtlich keine sekunde. ansonsten
wuerde
dir nicht so hanebuechern unsinn einfallen wie der planwirtschaft das wort
zu reden. ist wirklich krass. 

lg mond


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