Wiener Sport-Club-Platz(Friedhofstribüne)
Alszeile 19
1170 Wien
(S 45 bis Hernals oder Straßenbahn Linie 43 bis Vorortelinie)


Der Spieltrieb


Der Wiener Sport-Club-Platz ist der älteste noch heute bespielte Fußballplatz in Wien. (das erste Spiel der "Wiener Sportvereinigung fand am 16. 10. 1904 statt, ein 7:3 - Erfolg).
Die Freunde der Friedhofstribüne, der Fanclub des heutigen Sportclub definieren sich selbst wie folgt:

Egal in welcher Liga: der Kampf gegen Rassismus und andere Vorurteile darf nicht aufhören. Lebendige Fankultur ist ein gutes Mittel dagegen - auch abseits des Fußballplatzes.

Fankultur. Ein großes Wort, besonders in der dritten oder vierten österreichischen Spielklasse. Für die FreundInnen der Friedhofstribüne war der rasche Sprung des Wiener Sport-Club von der Bundesliga in die Wiener Liga ein richtiger Kulturschock.
Das hieß: neu lernen. LAC-Platz statt Hanappi-Stadion. Wir waren plötzlich in der Überzahl statt in der Minderheit. Das trübt manchmal den Blick. Man übersieht die Probleme. Denn es gab nun auf einmal keine Hooligans und Glatzen mehr, die Lust darauf hatten, die "linken Schweine von der Friedhofstribüne" zu verprügeln. Das Publikum in der Wiener Liga ist friedlich, genauso in der Regionalliga Ost. Rassistische Transparente und Sprechchöre fehlen (fast) völlig. Soweit der angenehme Teil.
Doch das Problem sitzt tiefer. Es sind nicht die Gruppen mehr oder weniger organisierter Hools, sondern die "ganz normalen" Fußballplatzbesucher, die glauben, unbedingt Spieler des Gegners als "Schwuchteln" oder "Bimbos" beschimpfen zu müssen. Rassismus, Schwulenfeindlichkeit und Sexismus sind auf dem Fußballplatz nie verschwunden - und sie werden wieder gesellschaftsfähiger. Der Fußballplatz spielt hier eine genau so traurige Rolle wie der vielzitierte Stammtisch. Hier lässt man "die Sau raus". Deshalb ist der Fußball so wichtig als Sensorium der Gesellschaft. Und die grenzen verlaufen manchmal anders als erwartet.
Beispiel Bertrand Ngandjui. Der aus Kamerun stammende Spieler erzählte vor einiger Zeit bei einer Podiumsdiskussion von seinen Erlebnissen in Kottingbrunn. Sogar die eigenen Mitspieler und Trainer ließen ihm ihre Vorurteile spüren. Akzeptiert haben sie ihn nur, wenn er ein Tor schoss ....
Um keine Missverständnisse entstehen zu lassen: Es geht hier nicht um Kottingbrunn. Dieses Problem gibt es (fast) überall. Auch in Wien.
Deshalb ist es um so wichtiger etwas dagegen zu tun.
Wir von der Friedhofstribüne sind auf jeden Fall dabei - wie viele andere (hoffentlich) auch. Wir werden weiterhin zeigen, dass stimmungsvoller Support der eigenen Mannschaft viel mehr Spaß macht, als Gegner und Schiedsrichter dauernd zu beschimpfen!
Das hat mit Respekt zu tun und fängt bei der eigenen Mannschaft an: wer schon die eigenen Spieler nicht respektiert und sie dauernd beschimpft kann natürlich den Gegner (und den Schiedsrichter) auch nicht respektieren. Dann kommen die rassistischen Beschimpfungen - und irgendwann die Gewalt.
Fußball als wichtigster Teil der Popularkultur kann sich von der Gesellschaft nicht lösen, der Fußballplatz kann kein politikfreier Raum sein - auch wenn das häufig zu hören ist. Das sagen die selben Leute, die behaupten, die rassistischen Sprechchöre, seien nicht so gemeint und eigentlich unpolitisch. Fußball ist viel zu schön um ihn den Rassisten zu überlassen.