Diese Übersetzung des "Geheimberichts eines Kultverteidigers" von Miguel Martinez erschien zuerst auf der Seite von Sewolf, welche den Angelegenheiten der Zeugen Jehovas gewidmet ist. Anderes interessantes Material über CESNUR und Introvigne findet sich auf unseren Seiten in englischer und italienischer Sprache.
1.Der Hintergrund zu diesem Text
2.Einleitung: Ein Prozeß in Paris
3.Die CESNUR-Seite über die Neue Akropolis
4.Massimo Introvigne: Wissenschaftler oder politischer Extremist?
5.CESNUR und die KATHOLISCHE ALLIANZ
6.Introvigne, der Universalexperte
7.Wann Introvigne "Sekten" haßte und "Abtrünnige" mochte
8.Als Introvignes Freunde zum "Deprogrammieren" kamen
9.1600 offizielle Bindeglieder zwischen KA und CESNUR
10.Katholische Allianz und "Tradition, Familie und Besitz"
11."Doktor Plinio" und sein "konterrevolutionäres Magisterium"
12.Die Katholische Allianz erkennt ihre Schuld gegenüber Dr. Plinio an
13.Als Ketzerei "mit Flüchen geschlagen" wurde
14.Die T.F.P. stößt auf Probleme
15.Introvignes Schuld gegenüber Plinio Corrêa de Oliveira
16.Wie erst die Inquisition und dann Sekten entschuldigt werden
17.T.F.P. wird beschuldigt, eine Sekte mit "Gehirnwäsche" zu sein
18.Die Reaktion der T.F.P.: eine "Antisektenverschwörung" wird erfunden
19.Introvignes Rolle in Plinios Krieg gegen die "Antisektenbewegung"
20.Einige merkwürdige Freunde von Introvigne
21.Introvigne, T.F.P. und die "Neue Rechte" in den USA
22.Warum CESNUR keine Sektenkritiker mag
23.CESNUR und "Soziologie"
24.Introvignes Methoden
25.Über den Begriff "Abtrünnige"
26.Quellen
27.Introvignes Antwort: die Transsylvanische Dracula-Gesellschaft
28.Addenda, 1. Juni 1998
Der Hintergrund zu diesem Text Vierzehn Jahre lang war ich ein ranghohes Mitglied einer kleinen und umstrittenen Gruppe mit Namen Neue Akropolis. Ich gründete Zweige der Organisation in mehreren Städten Italiens. 1990 verließ ich die Organisation, nachdem ich ihr nationaler "Kommandeur" in Ägypten geworden war.
Dieser Text wurde hier nicht aufgrund irgendeines Interesses an dieser kleinen Organisation veröffentlicht, sondern als Kommentar zu einem Artikel über sie, der auf den Websites von CESNUR erscheint, dem ursprünglich italienischen, jetzt aber internationalen "Zentrum für Studien über neue Religionen".
Diese Seite bezieht sich wiederholt auf Miguel Martinez und ein Urteil gegen ihn wegen Verleumdung vor einem Pariser Gericht. Das CESNUR-Dokument gibt uns einen faszinierenden Einblick in die Methoden der TFP und ihrer Zweigorganisationen, und das ist der Grund, warum wir mit dieser kleinen, aber bedeutsamen Episode beginnen.
Da das Hauptinteresse dieser Ausführungen
in der Analyse von CESNUR liegt, muß nichts weiter über die
Neue Akropolis gesagt werden, als daß sie auf der ganzen Welt
wiederholt beschuldigt wurde, Neonazi-Symbole zu verwenden. Hier soll nichts
darüber gesagt werden, ob diese Behauptung richtig oder falsch ist.
Frühjahr 1997, ein kleiner Raum in einem Pariser Gericht. Der temperamentvolle Anwalt der NA rechtfertigt die Aktionen der NA, indem er sagt: "Le double langage fait parti de l'école ésoterique" ("Doppeldeutige Sprache ist ein Teil jeder esoterischen Schule"). Er zeigt den Richtern -- die so schläfrig waren, daß sie oft die Augen schlossen -- ein Bild des Großmeisters der Loge Grand Orient von Frankreich, der vor riesigen Faszes [Anmerk.d.Übers.: Rutenbündel mit Beil als Zeichen altrömischer Herrschermacht] posiert, um zu zeigen, wie ein "Initiationszentrum" wie die NA ebenfalls das Recht auf ihren eigenen Symbolismus hat. Er erwähnt auch, wie in französischen öffentlichen Schulen ein Gruß in römischem Stil verwendet wird; eine unangebrachte Feststellung, wenn es nicht stimmte, daß die NA denselben Gruß verwendet, etwas, das die Organisation zumindest für Italien abstreitet.
Das Urteil wurde am 2. Juli verkündet.
"Das Phänomen des Wachstums von Sekten und die Gefahr, die einige von ihnen darstellen, rechtfertigen wohl [...] das Sammeln von Informationen über die Operation" der NA, und so wird in dem Urteil für Recht erkannt, daß Journalisten das Recht hatten, von dem parlamentarischen Bericht Gebrauch zu machen, der von dem "Doppelgesicht der Gruppe nach außen und nach innen" sprach. Das Gericht stellte fest, daß die "Dokumente im Besitz der Journalisten auch die Verwendung von Zeichen und Symbolen offenbarten, die eine besorgniserregende Ähnlichkeit mit solchen aufwiesen, die in der neueren Vergangenheit vom Nationalsozialismus und seinen Verbündeten verwendet wurden (das Beil; das S von "Sicherheit, Dienst [service], Stille, Geheimnis [secret]"; der zum Gruß erhobene Arm ...). In dem Urteil wurde die Existenz von Dokumenten anerkannt, die "nur für den internen Gebrauch gedacht" waren, besonders das Führungshandbuch.
Die Richter stellten zwar ausdrücklich fest, daß "dieses Gericht nicht kompetent ist, zu einer Auffassung bezüglich der Richtigkeit oder Unrichtigkeit" der Beschuldigungen gegen die NA zu gelangen, es verurteilte die Journalisten aber dennoch, weil sie nur auf Kritiker der NA gehört hatten und die NA-Zentrale in Paris mit versteckter Kamera betreten hatten. Ohne weitere Erklärung wurde ich gleichfalls "in solidum" verurteilt, obwohl man mich wohl kaum für die Entscheidungen des TV-Kanals verantwortlich machen konnte.
Im Grunde genommen wurden hier die Methoden der Journalisten verurteilt; es wird kein Urteil über meine Aussagen oder über die NA abgegeben.
Am 13. März 1998 wurde dieses
Urteil vom Pariser Berufungsgericht aufgehoben, das erkannte, daß
die Beschuldigung so vage aufgesetzt war, daß jede Verteidigung unmöglich
war.
Das Problem mit diesem Dokument ist, daß es keine polemische Erwiderung der NA war. Diese Feststellungen erscheinen in einer nach eigenem Anspruch "wissenschaftlichen Studie".
Das Dokument war der Bericht von einem
italienischen Rechtsanwalt, Massimo Introvigne, dem Gründer und Leiter
von CESNUR (Zentrum für Studien über neue Religionen), eingereicht
bei der Jahresversammlung der Amerikanischen Akademie für Religionen
in San Francisco am 23. November 1997.
Das Dokument betrachtete drei Kategorien von Leuten, die eine Sekte verlassen: Überläufer, gewöhnliche Abgänger und Abtrünnige. Diese Begriffe werden in einer höchst wertenden Art erklärt: Gemäß Introvigne ist ein "Überläufer" nicht in der Lage, nach den angeblich hohen Maßstäben der Gruppe, der er angehört, zu leben, wohingegen der Abtrünnige ein "professioneller Feind" [sic] ist, "der den Anspruch erhebt, entronnen zu sein", und der daher die Gruppe so darstellen muß, als sei sie ein Gefängnis.
An dieser Stelle stellt Introvigne die "posttheosophische" Gruppe Neue Akropolis vor.
Zuallererst führt Introvigne nicht an, welche Schriften kontrovers sind. Diese Tatsache wird wohl jedem Leser, der den Hintergrund nicht kennt, entgehen: Er vermeidet es, genau zu sein, weil auch die Neue Akropolis es vermeidet, genau zu sein. Jedesmal, wenn die Neue Akropolis mit Zitaten in der Presse und in Büchern konfrontiert wurde, hat die Organisation immer sehr vage geantwortet.
Das kontroverseste Dokument -- das Führungshandbuch -- gehört nicht zu der "Anzahl früher Schriften"; es stellt mehr oder weniger die Verfassung der Organisation dar. Vor einer Kommission des belgischen Parlaments beantwortete der Direktor der NA in Belgien, Fernando Fígares, Fragen zu diesem Text wie folgt: "Es gehört nicht der NA, auch wenn es aus unseren Archiven gestohlen wurde". Das war schon eine recht bizarre Erklärung. Doch Sekunden später sagte er, "man könne der Feststellung unseres Gründers, des angeblichen Autors, zustimmen, der sagte, es seien die Notizen eines Studenten in Uruguay im Jahre 1969." Kurz darauf machte Fígares einen weiteren Salto rückwärts, indem er behauptete, das Dokument sei "aus unseren Archiven gestohlen worden", wo "wir natürlich Dokumente von Leuten aufbewahren, die uns kritisiert oder angegriffen haben" (Fernando Fígares, 12. Dezember 1996, Anhörung vor der belgischen Untersuchungskommission über Sekten). Auf einer Pressekonferenz in Lyon, Frankreich, hatte andererseits der Gründer der NA, Livraga, gesagt, das seien tatsächlich seine Worte, aber sie seien im Verlaufe der Übersetzung "verzerrt" worden (diese Version wurde in dem Gemeinschaftswerk von Introvigne und Antoine Faivre, "Pour en finir avec les 'sectes'", angeführt). Introvigne sagt dazu, "erheblicher Streit" umgebe diese Texte; selbst die Führung der Neuen Akropolis scheine unfähig zu sein, sich darauf zu verständigen, ob der Text durch den Führer der Organisation diktiert worden sei, eine Fälschung von "Antisektenbewegungen" sei und in den Unterlagen der NA aufbewahrt werde (wo er gestohlen wurde, da die Fälscher offenbar ihr eigenes Exemplar verloren hatten), oder ob es eine Fehlübersetzung sei (als ob Livragas sehr deutliches und einfaches Spanisch bei der Übersetzung ins Französische so sehr gelitten hätte).
Ein weiteres "kontroverses" Dokument, Das politische Ideal, wurde in den letzten Jahren der 60er Jahre geschrieben, aber es wurde zur rechtlichen Registrierung in Belgien erst 1983 eingereicht. Der bedeutende NA-Führer Javier Escribano schrieb, es sei der Schlüssel dazu, ein "wahrer Anhänger der Akropolis" zu werden. In der Schweizer Zeitschrift Gauche Hebdo(Nr. 30/31, 25. Juli 1996) sagt der Sektenkritiker Claude Cantini:
Soweit als Introvignes Erwähnung der "griechischen Philosophie" betroffen ist, bezieht sich das Politische Ideal einige Male oberflächlich auf Platons Höhlenmythos; im Führungshandbuch gibt es jedoch keinerlei Bezüge auf die griechische Philosophie.
In keinem Fall erhebt eines dieser Dokumente einen philosophischen Anspruch: es sind beides Leitlinien für die praktische politische Arbeit.
Da Introvigne diese Tatsachen ignoriert, hätte er in der Sache besser still sein sollen.
Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, wie Introvigne "gewisse" Dokumente (er sagt nie genau, welche), die eine "beträchtliche Kontroverse" umgibt, mit den offensichtlichen Plattheiten der NA über die Demokratie vergleicht, die natürlich von der NA selbst nie in Frage gestellt wurden. Man entkommt nur schwer dem Empfinden, daß Introvigne die Bedeutung des Materials, über das er spricht, vorsätzlich herunterspielt.
Soweit wir sehen können, bestand die Lösung des unangenehmen Problems mit diesen beiden Texten immer darin, das Thema zu vermeiden. Dies ist im Falle einer Organisation recht verständlich, die ihren guten Ruf bewahren muß und gleichzeitig auch nicht die Grundlehren des eigenen Gründers ablehnen will.
Ein Wissenschaftler könnte die soziale Dynamik hinter solch einem Widerspruch erforschen; er könnte auch die Texte analysieren. Introvigne andererseits käut nur die reichlich lächerliche offizielle Version der Organisation wieder. Wir hoffen, der Grund dafür ist allein Trägheit.
Was aber noch überraschender ist: Introvigne scheint später zu sagen, daß das Urteil des Pariser Gerichts beweise, daß gewisse angebliche NA-Dokumente gefälscht seien. Offensichtlich hat er aber das Urteil nicht gelesen. Dies ist das einzige Gerichtsurteil, das Introvigne in seinem Text erwähnt, und die einzige Anklage gegen die NA bezieht sich auf die "kontroversen" Dokumente der Gruppe. So fällt es schwer, Introvignes Feststellung: "Tatsächlich haben, wie früher erwähnt, Gerichtsurteile bestätigt, daß einige der Beschuldigungen falsch waren", anders zu interpretieren.
Im Jahre 1997 übergab die Neue Akropolis in Frankreich -- in einer einzigartigen Vertrauensgeste -- ihre Mitgliederliste CESNUR, damit diese Organisation>
Diese Untersuchung, zu der keine unabhängige Dokumentation existiert, sollte per Brief durchgeführt werden (im übrigen widerlegt die Umfrage zumindest die Behauptung der NA, 10.000 Mitglieder in Frankreich zu haben: die zehn Jahre Aktenmaterial, die CESNUR angeblich untersucht hat, beinhalten nur 530 Personen).
Die Untersuchung befaßt sich nicht mit dem entscheidenden Element einer hierarchischen Organisation, mit ihrer "Zwiebelschalenstruktur" geheimer Niveaus: die meisten Leute, die einer solchen Struktur beitreten und sie wieder verlassen, haben offenbar eine angenehme und oberflächliche Vorstellung von ihr. Diese Leute haben kein klares Bild von den eigentlichen Zielen der Organisation oder selbst ihren internen Praktiken.
Die Umfrage geht nur oberflächlich auf die Eindrücke der Exmitglieder ein, nicht auf kontroverse Fakten über die Organisation. Weil die NA einen "faschistischen" Ruf hat, waren die Beschuldigungen immer politischer oder ideologischer Natur, nicht -- wie bei anderen Sekten -- darauf gegründet, wie die einzelnen Mitglieder behandelt werden. Bei Scientology drehen sich Schlüsselfragen vielleicht um das Maß an Druck, der auf die Mitglieder ausgeübt wird, im Falle der NA lauten die Schlüsselfragen aber: Stimmt es, daß die Organisation völlig hierarchisch ist? Verwendet sie Uniformen, die denen der Nazis ähneln? Verwendet sie oben erwähnte "kontroverse" Texte? Hat sie eine interne Organisation, das "Sicherheitscorps", wo während der Zeremonien schwarze Hemden getragen werden? Anders als bei Fragen bei vielen anderen Sekten handelt es sich um einfache Ja-oder-Nein-Fragen, und es sind die einzigen, die die allgemeine Öffentlichkeit interessieren. Introvignes Umfrage stellt keine weiteren Fragen.
Als ehemaliges Mitglied der Neuen Akropolis finde ich es ganz offensichtlich, daß die meisten "Abgänger" einen positiven Eindruck von der Organisation haben. Schließlich war es ja unser Job, Leute zu verführen und ihnen ein Gefühl von Glücklichsein zu vermitteln. Werbefeldzüge sollen wohl kaum einen schlechten Eindruck vermitteln.
Jeder, der zu einem Autoverkäufer geht, sieht sich die Anzeigen an, trifft den Händler persönlich und hat vielleicht einen ausgezeichneten Eindruck von seinem Besuch. Ein Auto zu kaufen oder es im Alltagsleben zu verwenden sind allerdinges zwei Paar Schuhe.
Die Fragen führen in die Irre. Introvigne führt bestimmte Antworten als typisch für die auf, die er "Abtrünnige" nennt. Auch mich bezeichnet er als "Abtrünnigen" (tatsächlich bin ich der einzige "Abtrünnige", den er beim Namen nennt). Doch aus verschiedenen Gründen, auf die ich hier nicht eingehen will, hätte ich seine Fragen ganz anders beantwortet als seine sogenannten "Abtrünnigen".
Er bemerkt, daß die negativsten Antworten von den Personen kommen, die in Berührung mit von ihm so genannten "Antisektenbewegungen" waren, und genau diese Leute qualifiziert er als Abtrünnige ab. Introvigne behauptet, diese Leute seien "beeinflußt" oder "überredet" worden, gegenüber der Neuen Akropolis "kritisch eingestellt" zu sein.
Das ist eine Umkehr dessen, was eigentlich vor sich geht. Ich kenne einen ehemaligen "Akropolitaner", auf den eine "Antisektenbewegung" zuging. Wer von sich aus eine kritische Haltung eingenommen hat, wird natürlich später auf eine Antisektenorganisation zugehen. Eine interessantere Tatsache, die aus Introvignes Umfrage hervorgeht, ist, daß die Gruppe "feindselig" eingestellter Personen hauptsächlich aus Verheirateten und die "zufriedene" Gruppe aus Unverheirateten besteht: die Nähe zu einem vertrauten Menschen (vielleicht einem Freund oder Angehörigen), der nicht zur Organisation gehört, spielt eindeutig eine wichtige Rolle dabei, die Isolation eines Sektenmitgliedes zu zerbrechen und ihn seine Erfahrung widerspiegeln zu lassen. Doch darauf geht Introvigne nicht ein.
Merkwürdigerweise führt er als Zeichen von "feindseliger Einstellung" die Vorstellung auf, die Neue Akropokis sei eine "religiöse Bewegung". Die NA selbst behauptet das nicht für sich; doch Introvigne ist standhafter Unterstützer der religiösen Natur einer jeden Organisation, die behauptet, eine Religion zu sein, wohingegen Sektenkritiker sagen, das ganze Thema sei irrelevant: totalitäre Sekten mögen politisch, therapeutisch oder kommerziell sein und auch religiös.
"Religion" ist etwas, für das es keine objektive Definition gibt oder geben kann: man kann den Definitionsrahmen erweitern oder verkleinern, um ganz nach Belieben darin Gruppen aufzunehmen oder nicht. Tatsächlich beschuldigt Introvigne in seinem Aufsatz Libertà religiosa, sette e diritto di persecuzione (Cristianità, Piacenza, Italien, 1996) das französische Parlament, zu "behaupten, ein Problem zu lösen, das schon seit mindestens hundert Jahren Religionssoziologen und -historiker beschäftigt, nämlich zu definieren, was eine Religion ist" (Seite 99). Die einzige objektive Wirklichkeit dabei ist, daß mit der Anerkennung als Religion bestimmte rechtliche und soziale Folgen einhergehen.
Nehmen wir einmal die katholische Kirche, bei der außer Frage steht, daß es sich um eine "Religion" handelt: sowohl die NA wie auch Scientology stehen beide gleich weit von ihr entfernt -- beide haben "Weltanschauungen" (die NA hat mehr "Theologie" und weniger "Geschäft" als Scientology). Doch die NA wurde in Lateinamerika gegründet, wo weder Katholiken noch Antiklerikale "neue Religionen" mögen; Scientology wurde in den USA geboren, wo es sozial akzeptabel ist, zu irgendeiner "Religion" zu gehören.
Introvigne generalisiert dann die Ergebnisse dieses speziellen Punktes in der Umfrage. Das ist ganz ungerechtfertigt: die NA ist eine Gruppe mittlerer Größe, so kann man sie nicht so einfach mit winzigen Gruppen oder supranationalen Sekten vergleichen. Und vor allem kommt sie nicht aus den USA; so hat sie nie ein "Geschäftsgebaren" an den Tag gelegt. Auch ihre großenteils politischen Merkmale führen einzigartige Elemente ein.
Es läßt sich leicht vorstellen,
zu welchen Schlußfolgerungen Introvigne in seiner per Post veranstalteten
Umfrage kommt: sie lassen sich leicht in jedem Werk Introvignes ausmachen,
das er geschrieben hat, ehe diese Umfrage unternommen wurde, und sie beziehen
sich auf eine Vielzahl von Organisationen. Abtrünnige, so behauptet
er, sind "in die Antisekten-Unterstruktur sozialisiert" worden; deshalb
sind ihre "Schilderungen" unzuverlässig (anders als die Presseerklärungen
von Sekten, die in seinen Augen wohl zuverlässig sind). Diese Behauptung
führt zu einem merkwürdigen Paradox: die Sozialisierung in Antisektenstrukturen
hinein führt zu einem gelegentlichen Austausch von Briefen und zu
Telefonanrufen von Personen, die einander als gleichwertig betrachten.
Wenn eine derartige Sozialisation das Gedächtnis ehemaliger Sektenanhänger
umzustrukturieren in der Lage ist, um wieviel mächtiger muß
dann die Sozialisation innerhalb von Sekten sein, wo die Mitglieder Tag
für Tag in eine Struktur hinein sozialisiert werden, die auf Autorität
aufbaut?
Der schlaue Nebel hinter Ausdrücken wie "nicht selten" ändert nur wenig an dem außerordentlich beleidigenden Wesen dieser Definition. Eine Definition, die zumindest nach meiner eigenen Erfahrung auch völlig falsch ist.
Ich bin in den Schriften Ehemaliger auf keinen Groll gegen die "engsten Gefährten" gestoßen. Einer der Hauptgründe hinter der Entscheidung ehemaliger Sektenmitglieder, an die Öffentlichkeit zu gehen, ist vielmehr, ihren Freunden, die noch in den Sekten sind, zu helfen.
Von Steve Hassan bis zu Gunther Träger oder von Thierry Huguénin bis zu Tom Voltz kann ich mir keine angeblichen Abtrünnigen vorstellen, deren Schriften der Karikatur von Wilson/Introvigne ähneln. Die einzigen Zeugnisberichte Ehemaliger, die in dieses Bild passen, sind diejenigen amerikanischer politisch rechter Evangelikaler, die sich -- wie wir in Kürze sehen werden -- unter Introvignes besten Freunden befinden. Verschiedentlich wird in Introvignes Schriften des öfteren Gebrauch von dieser Art von Zeugnisberichten gemacht: der Schatten, den bestimmte idiotische amerikanische Anti-Satanisten werfen (die zum Beispiel behaupten, sie hätten an Hunderten von Menschenopfern teilgenommen), wird absichtlich über vollkommen vernünftige Erfahrungsberichte normaler Ehemaliger ausgedehnt.
Was das Aufbauschen in der Presse angeht, das ja stimmt: Einer der Gründe, warum Ehemalige Bücher schreiben, liegt daran, daß ihnen die Klischees der Medien zum Hals heraus hängen. Doch das ist ein Problem der Journalisten, nicht der "Abtrünnigen".
Verstehen zu wollen, warum man so sehr in einer Gruppe aufging, ist keine "Selbstrechtfertigung". Man hat das Recht, sollte es haben, über die eigenen Erfahrungen nachzudenken und darüber zu schreiben
Selbst ein nur oberflächliches Lesen der Schriften Ehemaliger offenbart ein entscheidendes Merkmal: vermehrte Wachsamkeit. Natürlich begeben sich einige Personen auch von einer fanatischen Gruppe in eine andere (wie bestimmte "Okkultisten", die sich in extremistische christliche Gruppen begeben haben). Im allgemeinen jedoch sind Ehemalige außerhalb von Fanatismus zu finden, sie bewegen sich in Richtung auf ein größeres und tieferes Verständnis menschlicher Beziehungen, von Manipulationsmöglichkeiten und der Wirklichkeit.
Zumindest in meinem Fall kann ich bestätigen, daß ich niemals geglaubt habe, ich "werde daran gehindert, die Organisation zu verlassen". Und ich habe auch keinerlei Profit daraus geschlagen, "meine Geschichte zu verkaufen". Übrigens schreibe ich diese Sätze selbst: Ich habe kein Geld dafür, mir einen Ghostwriter zu leisten. Zwei Journalisten bezahlten mir einen Kaffee und einer eine Pizza, mehr nicht.
Das ganze Thema der "Erinnerung Überlebender" ist natürlich hoch emotional und politisch, da die Leugnung dieser Tatsache, die Vorstellung, sie sei die pure Einbildung einer "Sozialisation" in "Unterstrukturen", an die Wurzeln des Revisionismus des Holocausts geht; und viele der Untersuchungen, die Introvigne anführt, sind auch dazu verwendet worden, die Existenz von Gaskammern in Auschwitz oder sonstwo abzustreiten. Persönlich glaube ich jedoch, daß der politische Gebrauch, in der einen oder anderen Weise, der Frage der Gültigkeit der Erinnerung immer ein Mißbrauch ist: Erinnerungen sollten immer von der Person her beurteilt werden. Und Wilson/ Introvigne vergessen auch die Tatsache, daß viele "Greuelgeschichten", wie sie sie höflich umschreiben, nicht so sehr auf persönlichen Aussagen beruhen; sie sind vielmehr interne Dokumente verschiedener Organisationen.
Übrigens ist Bryan Wilson, der Abtrünnige so sehr anprangert, mit Sicherheit derjenige Autor, den Scientology nach Ron Hubbard selbst am meisten gedruckt hat: Wilsons Artikel, Reden und Aussagen sind in praktisch jeder Scientology-Zeitschrift oder -Internetseite zu finden. Bryan Wilson behauptet, er habe 26 Jahre lang Scientology studiert und dabei nur herausgefunden, daß es dem Buddhismus ähnelt (Siehe beispielsweise "Pioggia di riconoscimenti per Scientology", in Diritti dell'uomo, einer Scientology-Publikation: derselbe Artikel enthält auch Wilsons Zitat über "Abtrünnige", das mit dem Zitat von Introvigne völlig übereinstimmt). Scientology widmet in ihrer Publikation Diritti dell'uomo auch eine ganze Seite der Auflistung der akademischen Leistungen von Bryan Wilson, die im übrigen auch die Ehrenpräsidentschaft der International Society of Sociology of Religions einschließt, deren Mitglied, natürlich rein zufällig, auch Introvigne ist. Diritti dell'uomo führt auch sehr häufig Introvigne an.
Selbstverständlich war ich neben dem Thema dieser grundlosen persönlichen Beleidigungen neugierig auf die Gründe, warum ein selbsternannter "Soziologe" jemanden, den er kaum oder überhaupt nicht kennt, denn eigentlich als "Abtrünnigen" bezeichnet und, wenn auch assoziativ, im schlechtesten Licht darstellt. Das muß kommentiert werden; Introvigne sagt an anderer Stelle:
Wann immer Introvigne ungerechtfertigte Anklagen vorbringen möchte, benutzt er dieselbe Technik, andere, "angesehene" Schreiber zu zitieren. Meine Lieblingsstelle im Zitat Introvignes ist die folgende:
Meine Neugier führte zu ein paar ziemlich interessanten Entdeckungen, die ich gerne mit dem Leser teilen möchte. Zwischenzeitlich jedoch lade ich ihn dazu ein, wahrzunehmen -- in dem oben zitierten Satz über ernsthafte Gelehrte, die auch ehemaligen Sektenangehörigen zuhören --, daß Introvigne sich selbst eindeutig mit "Akademikern" und "ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Untersuchungen" identifiziert; der Ausdruck "was immer einige sagen mögen" zeigt dies: Niemand hat jemals gesagt, daß "Akademiker, die diese Bezeichnung verdienen", nicht beide Seiten anhören, aber viele haben gesagt, daß Introvigne dies nicht tut. Diese Art, sich auszudrücken, die in Introvignes Schriften durchgängig vorkommt, schafft damit eine völlig nichtexistente Abgrenzung zwischen "Sektengegnern", die fanatisch sind, und "Akademikern", die als Gelehrte im Besitz der Wahrheit sind. So werden Sektenkritiker zu Feinden der Wahrheit selbst (und natürlich Sektensympathisanten zu Freunden der Wahrheit). Tatsächlich besteht ein Konflikt zwischen Sektenkritikern und Sekten, und einige Gelehrte neigen eher zu der einen, andere zu der anderen Seite.
Massimo Introvigne gründete CESNUR im Jahre 1988. Diese Organisation hat heute internationale Zweige, aber das Hauptbüro liegt immer noch in Turin in Italien. Selbst die Initialen von CESNUR ergeben nur im Italienischen einen Sinn. Freunde haben bemerkt, daß wenigstens einige der internationalen Persönlichkeiten, die mit CESNUR zu tun haben, Akademiker bona fide sind, die nur eine geringe Vorstellung davon haben, wofür die Organisation eigentlich steht.
In seinen Schriften identifiziert sich Introvigne ständig mit einer Personengruppe, die er "Soziologiegelehrte", "Fachleute", "Universitätsfachleute", "akademische Fachleute" nennt, um nur einige der Eigendefinitionen in einem Artikel zu nennen ("Il fantasma della liberta" in Cristianità, Nr. 264, April 1997). Die Pronomina "ich" und "wir" vermischen sich damit in einer Weise, die nur schwer festzumachen ist.
Was Introvigne genau tut, ist eine kontroverse Angelegenheit. Zeitfragen (Nr. 32, November-Dezember 1996), eine deutsche Publikation, die in enger Verbindung zu der angeblichen Sekte VPM steht ("Antisektenaktivismus gefährdet Demokratie und Menschenrechte -- Wissenschaftler gegen Hexenjagd mit der 'Sektenkeule'"), nennt Introvigne einen "Historiker und Soziologen". Die Website der Anwaltsgruppe Jacobacci e Perani in Turin, Italien, wo Introvigne arbeitet, nennt jedoch keinen Abschluß in Soziologie; es wird gesagt, daß Introvigne ermächtigt wurde, örtlich im Rechtsgeschäft tätig zu sein, offensichtlich eine Anspielung auf den in Italien sogenannten Status des "procuratore legale", direkt unterhalb einem normalen Anwalt.
Ein kurzer Eintrag im Antifa Info-Bullettin ("DOSSIER: [Italien] Alfredo Mantovano, neuer Sprecher der 'postfaschistischen' Nationalen Allianz", Anhang 154, 3. 3. 98), in dem Introvignes Apologetik für die NA nebenher erwähnt wird, führte zu einer raschen Erwiderung des Anwalts:
Introvigne behauptet in demselben Brief auch, "Fakultätsmitglied des Pontifikalen Atheneum Regina Apostolorum in Rom" zu sein. In einem Brief vom 27. September 1996 (Nr. 2291/96), der an das Dialogzentrum in Berlin gerichtet ist, erklärt Mons. Michael L. Fitzgerald, Sekretär des Pontificium Consilium Pro Dialogo inter Religiones, daß Introvigne "kein Berater irgendeiner Körperschaft" des Vatikans sei und daß er eine Woche im Jahr am Regina Apostolorum Atheneum lehre, einer privaten Einrichtung, die zu den "Legionären Christi" gehört, einer mexikanischen Organisation. Gemäß Mons. Fitzgerald ist diese Einrichtung keine "kirchliche Universität".
Natürlich sind Referenzen weit weniger wichtig als Argumente; außer dann, wenn Referenzen oder angebliche Referenzen als Teil eines Argumentes verwendet werden, was in allem, was Introvigne schreibt, sehr klar der Fall ist.
Introvigne gab zwei Erwiderungen auf eine kürzere Form dieser Ausführungen. Und das war alles, was er darüber zu sagen hatte, ob er Soziologe sei oder nicht:
1. "Martinez steht es frei, über meine Referenzen zu denken, wie er will (Schulverbände, Universitäten and Gerichte denken darüber anders)".
2. "Innerhalb der Grenzen der bestehenden Gesetze über Verleumdung und Beleidigung kann er mich als das bezeichnen, was er will".
Auch wenn ich, anders als Introvigne, kein Anwalt bin, glaube ich doch, daß Verleumdung und Beleidigung im Grunde Falschdarstellungen von Leuten zum Inhalt haben; er scheint daher zu bestätigen, daß das, was ich über seine Referenzen gesagt habe, keine Falschdarstellung ist.
Vermutlich hätte ich meinen früheren Titel als Nationaler Kommandeur der internationalen Organisation Neue Akropolis für Ägypten behalten sollen -- das ist doch weitaus pompöser als Dolmetscher (oder "professioneller Feind", wie er mich in seiner Website qualifiziert).
Ich war belustigt, daß es bei der einzigen Diskussion, die ich je mit Introvigne hatte, um seine Definition der Neuen Akropolis als einer "neo-pythagoräischen" Bewegung ging. Ich sagte, sie sei theosophisch. Er blieb in der Öffentlichkeit mit Leidenschaft bei seiner Ansicht.Jetzt sehe ich, daß er die Neue Akropolis als "neo-theosophische" Gruppe bezeichnet. Der arme Pythagoras muß unterwegs wohl auf der Strecke geblieben sein.
Soweit es seine Referenzen betrifft, ist uninteressant, was ich "denke"; was die Website seiner Anwaltsgruppe sagt, ist es nicht. Ich hoffe, er hat nicht vor, diese anzufechten.
CESNUR, die von Introvigne gegründete Organisation, behauptet, einzutreten für: "die Professionalität auf einem Gebiet, wo die Gegenwart von Amateuren bei der Genauigkeit und Klarheit der Diskussion nicht hilfreich war. Wir sind überzeugt, daß die Vernunft der Wahrheit nur durch Professionalität ans Licht kommen, dargestellt und verstanden werden kann". Abstrakt gesprochen hat er recht: viel Stoff, der sich kritisch mit Sekten auseinandersetzt, ist weder genau noch klar.
Doch wie bei der Diskussion über die Neue Akropolis zu sehen war, sind lange verweisende Bibliographien, ein professioneller Jargon und eine klare Sprache nicht genug, die "Vernunft der Wahrheit" zu verdeutlichen
Übrigens stimmt Scientology nicht mit Introvignes eigener Definition von CESNUR überein. In einer kürzlich auf der ganzen Welt verteilten Publikation mit dem Titel "Wiederherstellung und Sicherung der religiösen Freiheit" (offenbar Anfang 1998 herausgegeben), finanziert -- wie auf dem Titelblatt angegeben -- von der "Internationalen Scientologenvereinigung", wird CESNUR nicht als Hort klarer Diskussion angegeben, sondern als "Menschenrechtsorganisation", mit der man im Falle "religiöser Verfolgung" Kontakt aufnehmen könne -- zusammen mit mehreren anderen Vereinen, die von Scientology selbst gegründet wurden, wie dem "Untersuchungskomitee gegen Diskriminierung religiöser und ethnischer Minderheiten" in Deutschland: die Kontaktperson ist hier Lord McNair, seit Jahren schon ein bekannter Unterstützer von Scientology; eine weitere Organisation, an die verfolgte Scientologen sich wenden können, ist das Rutherford Institute -- mehr über dieses später (Amnesty International fehlt auffallend auf der Liste der "Menschenrechtsorganisationen".)
CESNUR umgibt ein gewisses Geheimnis. Die Organisation gibt keine Zeitschrift oder auch nur ein Bulletin heraus; zur Mitgliedschaft kann man nur eingeladen werden; die Organisation vermeidet es offiziell, ehemaligen Sektenanhängern zu helfen. Das bedeutet, daß man ihr nicht auf normalem Weg wie anderen sektenbeobachtenden Organisationen Geld zukommen lassen kann: durch Beiträge von Angehörigen von Sektenmitgliedern und andere Betroffene, die in demokratischer Weise diese Organisation führen würden. Doch Introvigne ist ständig auf Reisen, er hält sich immer in den besten Hotels auf und hat nicht weniger als zwei vollzeitig beschäftigte Sekretärinnen (Cinzia und Monica -- einfache Sekretärinnen haben natürlich nur Vornamen!). Natürlich könnten alle Ausgaben auch großzügig aus Introvignes Tätigkeit als Anwalt bestritten werden. Man kann jedoch vernünftigerweise seine Zweifel daran haben, daß ein Anwalt, dessen ganzer Arbeitstag mit Patenten und Handelsdingen angefüllt ist, in seinen freien Minuten auch noch die Zeit finden kann, Fachmann für etwas anderes zu sein.
Nachdem ich diese Zeilen schrieb, schickte mir Introvigne eine E-mail mit folgendem Inhalt:
Gemäß Zeitfragen, oben angeführt, behauptet CESNUR, "völlig unabhängig von jeglicher religiösen Bewegung, Gruppe oder Gesellschaft" zu sein.
Diese Feststellung überrascht uns, da die Statuten von CESNUR festlegen, daß sowohl der Direktor als auch der Präsident römisch-katholisch sein müssen.
In einer Notiz per E-mail widersprach Introvigne dieser meiner Aussage sehr deutlich:
Diese katholische Natur von CESNUR gilt für Italien. Zumindest gemäß einer antifreimaurerischen französischen Publikation, Faits & Documents (Nr. 27, 15.5.97, Seite 5, zitiert in "Alleanza massonica?", Sodalitium, dic. 1997, Seite 65), gehört die gesamte Führung des französischen Zweiges von CESNUR angeblich zur rechten Minderheit der Freimaurerei.
Ob jemand Freimaurer ist oder zu den
französischen Nationalisten gehört, interessiert mich nicht;
es ist aber angesichts der komplizierten Beziehungen von CESNUR merkwürdig,
wie wir bald sehen werden.
Die KA setzt jedoch niemals nur auf ein Pferd -- Introvigne ist ein angesehenes Mitglied einer anderen rechten Partei, der CCD. Ein weiteres Mitglied der Katholischen Allianz, Vietti, ist zufällig der Fraktionsführer derselben Partei im Parlament.
Natürlich ist an sich nichts verkehrt daran, Mitglied in einer anderen Organisation zu sein, wie kontrovers das auch immer sein mag. Schließlich widersprach Introvigne ja in seiner E-mail-Note: "Die gewöhnlichste Verwirrung über CESNUR ist, nicht in der Lage zu sein, jeweilige persönliche Mitgliedschaften von Direktoren von der Vereinigung als solcher zu trennen".
Das Problem ist jedoch: Ist Introvigne ein Mitglied der KA, oder ist CESNUR selbst eine Gliedorganisation der KA?
Die KA ist eine Organisation, die es schon seit etwa dreißig Jahren gibt, und sie hat nur 200- 300 Mitglieder. Aus Gründen, die später noch klar werden, am äußersten Rand der offiziellen katholischen Kirche angesiedelt, hat sie selten Schlagzeilen gemacht; bis vor kurzem war es eine recht arme Organisation ohne irgendwelchen Einfluß. Das hat sich aus zwei Gründen geändert: der politische Erfolg der Rechten im Jahre 1994, einer Ansammlung von Parteien, die Millionen von Wählerstimmen erhielten, ohne daß eine Führung sie hätte handhaben können, öffnete für die KA, die lange ihre Anhänger als intellektuelle "Elite" emporgebracht hatte, unglaubliche Aussichten.
Der andere Faktor war der plötzliche, weltweite Erfolg von Introvigne als neuerstandenem "Soziologen".
Auch ein nur oberflächlicher Blick auf die Homepage der KA, die sich stolz rühmt, "Kämpfer der KA" hätten drei Organisationen "gegründet" -- CESNUR, IDIS (Institut für Soziallehre und Information) and ISIN (Institut für das Studium der "Insorgenze") --, zeigt deutlich, daß die Verbindung zwischen CESNUR und der KA weiter geht als nur eine "persönliche Mitgliedschaft".
IDIS ist so eng mit der rechten Partei, Alleanza Nazionale, verbunden, daß das Organ dieser Partei -- Secolo d'Italia -- ihm einmal in der Woche eine ganze Seite widmet. Tatsächlich kann man IDIS als die führende rechte Denkfabrik in Italien bezeichnen. Es bezieht seine Vorstellungen großenteils aus zwei Quellen: der Ideologie von Plinio Corrêa de Oliveira (später mehr darüber) und den US-amerikanischen "Neo-Konservativen".
"Insorgenze" in den Initialen von ISIN bezieht sich auf die anti-napoleonischen Aufstände in Italien gegen Ende des 18. Jahrhunderts -- eine Episode, die vollkommen und unverdienterweise aus der Geschichte Italiens gestrichen wurde. Aber natürlich verfolgt das Institut einen hochideologischen Zweck: Es soll einen alternativen historischen Mythos zum säkularen Wiederaufleben von Cavour und Garibaldi, und zur "kommunistischen" Widerstandbewegung, schaffen. Wie auch CESNUR, arbeiten auch für ISIN einige angesehene Gelehrte, die sich nicht immer des weiteren Programms bewußt sind, in das sie eingegliedert wurden.
Die Politik der KA ist kein Geheimnis: Am 26. März 1994 veröffentlichte die KA einen "Appell" für die kommenden politischen Wahlen und forderte die Wähler dazu auf, "aktiv teilzunehmen und die Listen zu wählen, die die deutlichste Opposition zu der 'radikalen Massenpartei' darstellen, d.h. der Front aus Sozialkommunisten und 'Progressiven', die für die Entchristianisierung des italienischen Volkes eintreten".
Diese Kampagne war Teil eines größeren Feldzuges, wohl veröffentlicht in Il Secolo d'Italia, dem Organ der als MSI-Nationale Rechte bekannten Partei (so z.B. am 6. Januar 1994) unter dem Titel "Eine humane und christliche Aktion zur Wiedererschaffung der Identität des italienischen Volkes". Im Manifest dieses Feldzuges sagt Giovanni Cantoni, der Führer der KA, man könne ja Liberté und Fraternité noch hinnehmen, aber ganz eindeutig nicht mehr Egalité.
Mit anderen Worten: Kämpfer der rechten Organisation KA schaffen politisch rechte Gruppen. Natürlich haben sie die Freiheit, dies zu tun, so lange sie sich nicht selbst als Inhaber der Wissenschaft der Soziologie darstellen -- im Gegensatz zu der Welt der "Amateure".
Die KA ist auch unter der sogenannten "äußersten Rechten" tätig, ein Begriff, der in Italien eine sehr komplizierte Welt von kleinen und im Widerstreit stehenden Organisationen abdeckt.
Nur ein Beispiel aus vielen: Am 24. April 1998 sprach Aldo Carletti, Mitglied von CESNUR wie auch der KA, auf einem vom Centro Studi Trans Lineam (siehe Orion, Nr. 163, April 1998, Seite 39) in Varese organisierten Treffen. In Orion, einer Zeitschrift, die viele unterschiedliche Meinungen auf diesem Gebiet widerspiegelt, hat Lucio Tancredi die KA beschuldigt, die "äußerste Rechte" zu infiltrieren und zu versuchen, sie zum Neokonservativismus wie in den USA zu bekehren.
Dahinter steckt, wie wir sehen werden, ein Grund: Das "konterrevolutionäre" Denken, das die katholische Bewegung KA inspirierte, inspirierte auch solche nichtchristlichen Werke wie Julius Evolas Revolte gegen die moderne Welt und René Guénons Die Krise der modernen Welt. Ihre Vorstellungen sind keinesfalls identisch, doch trotz ihrer ganz unterschiedlichen Ansichten über das Christentum gibt es Berührungspunkte in der "spirituellen Politik" aller drei und in ihren Ansichten über die "Dekadenz der modernen Welt".
Introvigne ist keinesfalls der einzige bei CESNUR, zumindest in Italien, der auch mit der KA zu tun hat. Eng verwickelt ist der Führer der KA selbst, Giovanni Cantoni, offiziell der "Nationale Regent" der Organisation.
"Regent" [reggente] ist im Italienischen ein recht ungebräuchlicher Ausdruck; er kann entweder einen Interimsfunktionär oder so etwas wie einen "Herrscher" meinen. Und das ist auch der Grund, warum einige politisch rechten Gruppen den Begriff auch hin und wieder gebrauchen: sie möchten solche demokratischen Ausdrücke wie "Präsident" vermeiden. Natürlich ist die erste Bedeutung die offizielle Erklärung, aber Cantoni übt seine Interimsfunktion schon seit mehreren Jahrzehnten aus. Jedenfalls bestätigte ein Mitglied der KA die Tatsache, daß der Begriff ebenso wie im Deutschen gebraucht wird -- ein Herrscher auf Zeit, der im Namen eines anderen regiert, in diesem Fall (aus ideologischen Gründen, die später klar werden) der Jungfrau Maria.
Giovanni Cantoni ist zusammen mit Introvigne auch Koautor eines Büchleins mit dem Titel Libertà religiosa, 'sette' e 'diritto di persecuzione', einem einzigen Angriff auf die sogenannten "Antisektenbewegungen".
Anders als Massimo Introvigne hat die Katholische Allianz niemals ihre extremistischen Ansichten verheimlicht, was natürlich ihr gutes Recht ist.
Nehmen wir beispielsweise den Text eines Flugblattes der Organisation aus der Mitte der 70er Jahre, das sich auf eine der endlosen und unbedeutenden politischen "Krisen" Italiens bezieht, als das Kabinett zum tausendsten Male umgebildet wurde, gefolgt von Wahlen mit nur geringen Änderungen. Die besagte "Rote Regierung" war typischerweise eine gemäßigte Koalition aus Christdemokraten und Sozialisten mit Unterstützung der extrem vorsichtigen Kommunisten.
Dieses recht langweilende Machtgerangel führt den Verfasser der Flugschrift dazu, die italienische Lage mit Kambodscha zu vergleichen, und er endet mit dem dramatischen Aufruf zur Tat:
"Natürlich Richter mit Schriftsätzen und Beschuldigungen anstacheln, während Politiker kontrolliert und verurteilt werden, die in tausenderlei Weise für die Pornographie sind." (Seite 21)
Introvignes Vorstellungen -- und die der KA -- stammen direkt aus dem Schriften des brasilianischen Extremisten Plinio Corrêa de Oliveira; etwas, das er heute gerne in seinen Werken verbergen möchte. Später noch mehr über diese ungewöhnliche Person; hier soll nur interessieren, wie Introvigne sich in diesen frühen Tagen viel eindeutiger ausdrückte. In demselben Buch über Pornographie (Seite 23) sagte Introvigne:
Diese "Vierte Revolution" gründet sich angeblich auf Drogen, Pornographie und -- in jenen fernen Tagen -- auf Sekten.
Massimo Introvignes Schuld gegenüber Corrêa de Oliveira erscheint in Dutzenden früher Dokumente. Um die Vorstellungen von Ehrwürden Francesco Faà di Bruno, der 1888 starb, Jahrzehnte bevor Plinio Corrêa de Oliveira geboren wurde, zu beschreiben, findet Introvigne nichts Besseres, als Plinio in einer Weise zu zitieren, als ob er den Priester des 19. Jahrhunderts zitieren würde; nur eine Fußnote verdeutlicht, daß das Zitat von Plinio stammt (und aus einem antifreimaurerischen Text von E. Delassus, der von der Katholischen Allianz veröffentlicht und verbreitet wurde), und nicht von Faà di Bruno:
Trotz dieser Verteidigung des Papstes flirtete die ganze Bewegung der KA einschließlich dem jungen Introvigne lange mit Monsignore Lefèbvres Bruderschaft des heiligen Pius X; am EcôneSeminar war er ein hochgeschätzter Redner.
Ein früherer Seminarist schildert seine Erinnerung an den jungen Introvigne sehr anschaulich, wie er in wallender Soutane mit einem Kollegen Priesterthemen erörtert.
Eine Photographie in L'Europeo (Juni 1977) zeigt den jungen Introvigne, nicht im Gewand und bevor er eine Stirnglatze bekam, aber mit demselben intensiven Ausdruck in seinen Augen, wie er so nah wie möglich bei Monsignore Lefèbvre bei einer großen Zusammenkunft katholischer Traditionalisten in der römischen Villa der Familie Pallavicini steht; ein Ereignis, das der Generalvikar für Rom, Kardinal Ugo Poletti, auf den Seiten von L'Osservatore Romano als "Episode" brandmarkt, "die man besser vergessen sollte".
Als Lefèbvre exkommuniziert wurde, schätzte die KA die Lage sehr schnell ein und optierte für eine Unterstützung des Vatikans.
Introvigne wurde der KA-Experte für "Moralphilosophie", womit ein in die Tiefe gehendes Studium der sich ändernden sexuellen Sitten und der Pornographie gemeint ist, seinem bevorzugten Interesse, ehe er sich dem Satanismus zuwandte (das zusammen mit Vampiren wohl das Thema ist, mit dem sich Introvigne am tiefsten beschäftigt).
In jenen frühen Tagen war es Introvignes Hauptanliegen, den Leuten zu verbieten, von ihrer persönlichen Freiheit Gebrauch zu machen und Drogen zu gebrauchen oder pornographisches Material zu lesen. Zum Beispiel erzählt Introvigne in einem Artikel in Cristianità (April 1978) unter dem Titel "Un aspetto della guerra sovversiva: la rivoluzione della droga e la 'filosofia chimica'" dem Leser, daß Drogen der nächste Schritt der Revolution seien, "über den Kommunismus hinaus und nach ihm". Drogen seien Teil der Theorie Mao Tse-Tungs, daß "jedermann ein Ziel des revolutionären Krieges" sei und "in das von Prof. Corrêa de Oliveira in seinem Werk Rivoluzione e Contro-Rivoluzione vorgeschlagene Schema passe." Um "linee di una resistenza e di una contro-rivoluzione" zu errichten, müßten die Gesetze schärfer gefaßt werden:
I Die Person
II Erkenntnis
III Wissenschaft
IV Kultur
V Arbeit
VI Kunst
VII Sozialleben
VIII Liebe
IX Gesellschaft und Politik
Dieses maschinengeschriebene Büchlein, auf dem Umschlag St. Georg, wie er den Drachen tötet, zeigt die Armut der Organisation, ehe sie die Goldmine "Neue religiöse Bewegungen" entdeckte, und ist ein "Arbeitsmittel" für Kämpfer der Katholischen Allianz; es belehrt "Jungen und Mädchen im Alter von fünfzehn bis zweiundzwanzig, die erstmals an die Katholische Allianz und ihr Umfeld herantreten".
Das Buch soll nicht vor dem Endverwender "laut vorgelesen werden"; die Übungsleiter sollen es vielmehr vor den Übungsstunden lesen. Das Buch geht Schritt für Schritt darin voran, Auszubildende zu Kämpfern zu machen, ausdrücklich durch Zitieren aus dem Zusammenhang heraus:
Introvigne hatte, bevor er CESNUR gründete, ganz klare Vorstellungen von den rein ideologischen Absichten hinter seinen Bemühungen, die alle auf die "konterrevolutionären" Ideen von Plinio Corrêa de Oliveira, zurückgingen:
Die Katholische Allianz, obwohl plötzlich "liberal" geworden, soweit es totalitäre Sekten betrifft, hat ihre Meinung zur Unterdrückung persönlicher "Abweichungen" nicht geändert. Cristianità zitiert, nachdem ein Artikel Introvignes im selben Ton erwähnt wurde (in Cristianità&Cedille; Nov.-Dez. 1986), in voller Länge ein Dokument der Glaubenskongregation. Beispielsweise haben Homosexuelle ein Recht auf Arbeit und Wohnung, aber:
In derselben Ausgabe der Zeitschrift ist ein Bild zu sehen, auf dem Introvigne vor einem Grabmal in Ecuador steht:
Welche persönlichen Beweggründe
auch immer hinter diesen Interessen stehen mögen, so hängen Sex
und Sekten beide deutlich mit dem zusammen, was der rechte Denker Plinio
Corrêa de Oliveira (wie wir sehen werden, der Inspirator der "Soziologie"
von Introvigne) die "Vierte Revolution" nennt (die erste war die Renaissance,
die zweite die Reformation, die dritte der Kommunismus), Satans Schlußangriff
auf die katholische Zivilisation.
Ebenso wie in der neueren Version war der frühe Herr Introvigne nicht getrennt von seiner Organisation tätig. Nicht lange vor Introvignes Angriff auf die "Jehovasekte" widmete die Ausgabe von März-April 1984 der Zeitschrift Cristianità eine ganze Seite einer "auch von der Katholischen Allianz geförderten" Zusammenkunft über "Das Auftreten einer Sekte [settaria] in Sizilien: Jehovismus", abgehalten in Palermo. Natürlich war Introvigne, noch kein Experte auf diesem Gebiet, nicht unter den Rednern. "Abtrünnige" spielten eine führende Rolle bei dem Treffen:
In der Cristianità-Ausgabe von Juni-Juli 1985 geht es um ein weiteres Treffen der KA, diesmal über Satanskulte ("Il demoniaco luogo teologico, fenomeno sociale, categoria storica", in Turin, 11. Juni 1985; obwohl Introvigne in Turin lebt, wird er nicht in dem Artikel erwähnt).
Introvigne, offenbar immer noch kein "Experte" in diesen Dingen, sprach auf keinem dieser Treffen.
Nur ein paar Jahre später konnte sich Introvigne stolz rühmen, daß er eines der wenigen Nichtmitglieder sei, das regelmäßig zu schwarzen Messen in Turin eingeladen werde (Maria Grazia Cutuli, "Il diavolo è fra noi", Epoca, 28.9.93).
Vielleicht zu recht verteidigte der Gelehrte Introvigne in den vergangenen Jahren die katholische pfingstlich-charismatische Gruppe Erneuerung im Geiste gegen den Vorwurf, eine Sekte zu sein (Cristianità, Nr. 269, Sept. 1997, Seite 9); doch in derselben Ausgabe dieser Zeitschrift hält der Gläubige Introvigne die Einführungsrede bei einem Kongreß derselben Organisation unter dem Titel "Wenn der Sohn des Menschen zurückkehrt, wird Er immer noch Glauben in der Welt finden?"
Damals, 1977, lagen die Dinge ganz anders, als die Maiausgabe von Cristianità dieser Gruppe einen Artikel widmete. Der Autor war natürlich noch nicht Introvigne, sondern Pellegrino Costa.
Die Anführungszeichen im Titel sagen alles: "'Katholische' Pfingstbewegung -- auf dem Weg zur 'Tribalisierung' der Kirche?" ("Tribalisierung" war ein indirekter Hinweis auf Plinio Corrêa de Oliveiras Vorstellung, die Kirche in Lateinamerika werde durch progressive Missionare "tribalisiert"). In typischer Weise beginnt der Aufsatz mit den Worten:
In den 1960er Jahren verfielen zwei junge Brüder in Piacenza der Anziehungskraft von Aldo Braibanti, einem selbsternannten Homosexuellen, Marxisten und Atheisten in einer Person.
Agostino Sanfratello, der ältere Bruder, wurde ein militanter Linker, wurde aber dann zum Militär einberufen Diese Lösung aus Braibantis Einfluß ließ ihn wahrscheinlich zu seinen eigenen Vorstellungen zurückkehren.
Giovanni, der andere Bruder, begann andererseits, mit Braibanti zusammenzuleben. Die besorgten Eltern stöberten zusammen mit Agostino den Ort auf, wo die beiden lebten. Sie packten Giovanni, setzten ihn in einen Sportwagen und sperrten ihn in einer psychiatrischen Klinik ein (2. November 1964).
Gerichtsunterlagen beziehen sich auf die Aussage eines der Kidnapper:
Das Faszinierende an dem Fall ist, daß Agostino Sanfratello im Kielwasser des Prozesses die Katholische Allianz gründete -- eben jene Bewegung, deren Führer zu sein Introvigne so stolz ist, wurde im Anschluß an eine Deprogrammierungsepisode gegründet. Tatsächlich war das fast die einzige Deprogrammierung der italienischen Geschichte.
Während des Prozesses gegen Braibanti waren die Fronten sehr klar: auf der einen Seite konservative, antikommunistische Katholiken, auf der anderen Seite die sehr "weltlichen Humanisten". Introvigne bezieht Stellung für die Deprogrammierung.
Obwohl Sanfratello, der später
aus der Organisation ausschied, für kurze Zeit Seminarist bei Lefèbvre
war, befinden sich die nationalen Büros immer noch in Piacenza.
Die Liste entstammt der Ausgabe der Cristianità von März-April 1993, einer fast monatlich erscheinenden Zeitschrift, die sich damals immer noch als "offizielle Zeitschrift" der KA bezeichnete.
An dieser Ausgabe ist nichts ungewöhnlich: fast dieselbe Zahl von Verweisen auf CESNUR und/oder Introvigne findet sich in jeder Ausgabe dieser Zeitschrift. So können wir diese Ausgabe als Muster nehmen und sehen, auf welche Verbindungen zwischen den beiden Organisationen hingewiesen wird.
Die Ausgabe enthält:
1. Zwei Seiten, jeder Absatz untergliedert durch den wütend dreinblickenden schwarzen Adler, das Symbol der KA, unterzeichnet von Introvigne und gewidmet einer Besprechung des Buches "Nuova religiosità e nuova evangelizzazione. Lettera pastorale".
2. Zwei unsignierte Seiten, diesmal jeder Abschnitt untergliedert durch das CESNUR-Symbol -- ein Mann, der mit zum Himmel erhobenen Armen auf einem Buch steht --, über den gerade erwähnten CESNUR-Kongreß. Übrigens dankte Giovanni Cantoni Mons. Giuseppe Casale, Erzbischof von Foggia, daß er "das Apostolat der KA auf dem Gebiet der Neuen Religionen erwähnt hatte". Es fällt schwer, nicht zu vermuten, daß dieses Apostolat in der Gründung von CESNUR bestand. Monsignore Casale war zu der Zeit Galionsfigur von CESNUR; später schied er stillschweigend aus.
3. Zwei weitere Seiten widmen sich einem Kongreß über "Freimaurertum, Katholiken und Kultur", abgehalten in Lecce und "organisiert von der Katholischen Allianz". Die Redner waren Alfredo Mantovano (oben erwähnt), "Direktor der Katholischen Allianz" in Puglia, Massimo Introvigne, Giovanni Cantoni, Elia Sgromo, "Direktor der Katholischen Allianz in Kalabrien", dessen Papier jedoch von Giancarlo Cerrelli verlesen wurde, "auch zur Katholischen Allianz gehörend".
Jede Ausgabe von Cristianità enthält mehrere Seiten mit dem bedeutsamen Titel "La buona battaglia" [Der gute Kampf]. Wir können uns willkürlich die Ausgabe von November-Dezember 1995 herausgreifen.
"Der gute Kampf" ist in mehrere Abschnitte aufgeteilt, es geht um Themen wie dem Kampf gegen Abtreibung, Kommunismus, Einwanderung aus der Dritten Welt usw. Es ist nicht eine Auflistung der Tätigkeiten anderer Organisationen, die die KA gutheißt; es ist eine Aufführung der eigenen Tätigkeiten der KA. Auf jeder Seite befindet sich eine Zeichnung, die ein Ideal der KA darzustellen scheint: ein junger Mann, den man von seiner Kleidung und seinem trübsinnigen Ausdruck her für einen Zeugen Jehovas halten könnte; er hält eine Fahne mit einem schwarzen Adler und den Worten "Katholische Allianz" in mittelalterlicher Schrift hoch.
Der längste Abschnitt in "Der gute Kampf" ist immer den "Neuen religiösen Bewegungen" gewidmet.
Wer bereits überzeugt ist, daß an der "persönlichen Verbindung" Introvignes zur KA etwas ungewöhnlich ist, der kann die folgende Liste der Tätigkeiten überspringen, die unter dieser Überschrift in der Ausgabe der Cristianità von November-Dezember 1995 enthalten ist. Wer es nicht ist, mag hier weiterlesen.
a) Eine Zusammenkunft in Mailand über den Millennarismus, organisiert vom Herausgeber "Gribaudi Editore und von der Katholischen Allianz", mit einer Rede von "Dr. Massimo Introvigne von der Katholischen Allianz".
b) Eine Ansprache in einer Gemeinde in der Nähe von Ravenna über neue Sekten, organisiert in "Zusammenarbeit mit CESNUR". Der Redner: "Massimo Martinucci von der Katholischen Allianz".
c) Vier Reden in Crotone von "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz".
d) Eine Rede über das Mormonentum von "Dr. Massimo Introvigne von der Katholischen Allianz" im weit entfernten Kanada; die Katholische Allianz behauptet, dies gehöre zu ihrer Tätigkeit.
e) Eine Rede über die Sonnentempler in Quebec von "Dr. Massimo Introvigne von der Katholischen Allianz".
f) Ein TV-Interview über Sekten von "Dr. Massimo Introvigne von der Katholischen Allianz".
g) Eine weitere Rede von "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz" nahe Ravenna.
h) Ein Seminar über "Neue Religionen", geleitet von "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz".
i) Noch eine Rede in der umtriebigen Gemeinde nahe Ravenna von "Stefano Crapella von der Katholischen Allianz".
k) Eine Rede in Washington von "Dr. Massimo Introvigne von der Katholischen Allianz".
l) Eine Rede in Mailand über Magie von "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz".
m) Eine Rede in Treviso von "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz".
n) Eine Rede von Pater Ernesto Zucchini (der so etwas wie ein offizieller Kaplan der KA ist) und "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz", diesmal am anderen Ende Italiens.
o) Eine Rede, "organisiert von der Katholischen Allianz", über "Neue Religionen". Die Redner sind Luca Calò, "Mitglied der organisierenden Vereinigung", und Pater Pietro Cantoni, von dem wir bereits hörten und der der andere offizielle Kaplan ist.
p) Eine Rede über Neue Religionen von "Prof. Alberto Maira von der Katholischen Allianz".
r) Eine Rede über New Age, gehalten von "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz".
Die anderen Stichworte über Freimaurerei sind ähnlich:
a) Eine Rede in Crotone, organisiert von der Diözese "in Zusammenarbeit mit der Katholischen Allianz". Der Redner? Richtig geraten: "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz".
b) Noch eine Rede in der genannten Gemeinde nahe Ravenna, organisiert "in Zusammenarbeit mit CESNUR" und gehalten von "PierLuigi Zoccatelli von der Katholischen Allianz". Zoccatelli schreibt auch für die CESNUR-Website. Seine Spezialität ist übrigens Hubbards Mentor, Aleister Crowley.
c) Schließlich eine Rede nahe Verona von "Valter Maccantelli von der Katholischen Allianz".
Beginnend mit der Ausgabe von Juni 1998, gab es einen faszinierenden Zusatz, wo "Der gute Kampf" eine neue Überschrift bereitstellt, "Vampire". Es werden die Tätigkeiten von "Massimo Introvigne" aufgeführt, "von der Katholischen Allianz, Direktor von CESNUR, dem Studienzentrum für Neue Religionen, und Präsident der italienischen Sektion der Transsylvanischen Gesellschaft für Dracula". Besonders interessant ist der Titel einer seiner Reden: "Ein niemals endender Durst: vor und nach Dracula".
Der eben genannte PierLuigi Zoccatelli ist auch Direktor der Zeitschrift Regina Libani Informazioni, "Bulletin der Kommission Regina Libani der Katholischen Allianz für Informationen über die Lage im Libanon, dem Mittleren Osten und der islamischen Welt", die verschiedene extremistische christliche libanesische und antiislamische Organisationen unterstützt.
Ich habe nicht vor, hier einseitig zu werden; deshalb muß ich eine paar Worte fallen lassen, um zwei übliche Vorstellungen in Italien über PierLuigi Zoccatelli zu zerstreuen, der so etwas wie Introvignes rechte Hand ist (überraschend, daß er auch noch die Stimme seines Herrn imitiert).
Das Gerücht, er sei praktizierender Satanist, stimmt nicht; es ist auf einen Irrtum zurückzuführen: Vor ein paar Jahren pflasterte PierLuigi die Straßen von Verona mit Plakaten, aufgemacht im typischen Stil italienischer Todesanzeigen, die einfach ankündigten: "Rosemarys Baby ist geboren"; tatsächlich eine Ankündigung für ein Konzert von PierLuigis Lieblings-Rockgruppe, "Crowleyite Temple of Psychick Youth". Leider glaubten die örtlichen Medien, diese Plakate kündigten die Gründung einer neuen Gruppe von Satanisten in Verona an.
Er ist auch kein Verwandter von Palmarino Zoccatelli, Kämpfer einer anderen TFP-Zweigorganisation, die gegenwärtig unter Beobachtung eines Richters aus Verona steht, weil sie für "rassistische Ideen eintritt".
Eine letzte Anmerkung. Jede Ausgabe von Cristianità enthält auf der zweiten Seite eine Bücherliste mit dem Titel "Die Schlacht der Vorstellungen". Ja, "la battaglia delle idee". Von 58 für Ideenkämpfer vorgeschlagenen Büchern sind zwanzig von Introvigne geschrieben oder herausgegeben.
In Anbetracht der Tatsache, daß CESNUR vor zehn Jahren gegründet wurde und Cristianitàungefähr achtmal im Jahr erscheint, bedeutet dies, daß etwa achtzig Ausgaben von Cristianità mehr oder weniger dasselbe Maß an Belegen für eine Verbindung zwischen CESNUR und der KA enthalten.
Diese einzelne Ausgabe enthielt mehr
als 20 ganz offizielle Verbindungen zwischen beiden Organisationen; und
20 x 80 = 1600. Obwohl Mathematik kaum die richtige Methode ist, solche
Dinge zu behandeln, mag man sich mit gutem Recht vorstellen, daß
dies 1600 weitere ganz offizielle Verbindungen als nur die "persönlichen
Verbindungen" sind, die Introvigne zugibt.
Was ist "der gute Kampf" von Allianz-CESNUR? Was sind die Vorstellungen, für die die jungen Männer in Krawatte und Anzug ihre Fahnen schwenken?
Die Selbstbeschreibung der KA auf der eigenen Homepage ist eine elegante Kombination von sanfter (und komplizierter) Sprache und unnachgiebigen Inhalten.
Sie fordert eine "positive und apologetische, und damit auch polemische, Propagierung und Verankerung der Soziallehre der Kirche, die Anwendung des ewigen natürlichen und christlichen Moralsystems auf sich wandelnde historische Umstände. Ihre Aktion liegt auf dem Felde der christlichen Einrichtung der zeitlichen Ordnung, sie ist bewogen von politischer Wohltätigkeit".
Nun ist Introvigne entweder ein schlechtes Mitglied der KA (was das offizielle Organ aber bestimmt nicht sagt), oder CESNUR besteht, um "politische Wohltätigkeit" zu üben und, wie die Website weiter sagt, "eine Zivilisation [aufzubauen], die wahrhaft christlich genannt werden kann, da sie die göttlichen Rechte achtet und bewußt innerhalb der Grenzen lebt, die durch die Lehre und die Moralgesetze der Kirche aufgestellt sind".
Die Hoffnung auf eine geschichtliche Verankerung einer solchen Zivilisation wird durch die Verheißung der Jungfrau Maria in Fatima gestützt: "Am Ende wird mein unbeflecktes Herz siegen".
Die Sprache ist stark, aber das ist auch der Inhalt: Wir reden nicht davon, daß einzelne innerhalb des Rahmens leben, der durch die christliche "Lehre und Moralgesetze" festgelegt ist. Wir reden von einer ganzen Gesellschaft, die vom kanonischen Recht regiert wird. Und das scheint ein Traum für die nahe Zukunft zu sein; dank der Hilfe der Jungfrau Maria, eine neue "Zivilisation" zu errichten.
In der Zwischenzeit wartet die KA darauf, die Gesellschaft in den "Rahmen" einer neuen Zivilisation zu setzen und schenkt besondere Beachtung dem Kampf gegen "jene Kräfte, die auf die Umkehr der Zehn Gebote und die Verankerung lehrmäßiger und moralischer Lügen abzielen -- mit besonderem Verweis auf den historischen Prozeß, der von der Krise der Renaissance und der protestantischen Reformation bis zum Sozialkommunismus und darüber hinausgeht, d.h. die Revolution, die anstelle Gottes und seines Gesetzes inthronisiert werden möchte".
Mit anderen Worten, die Feinde der KA (und CESNUR) reichen von Michelangelo bis Luther, Marx und "darüber hinaus".
Was immer man auch von der Ideologie der Katholischen Allianz halten mag, sie ist keinesfalls eine Sekte. Sie hat keine charismatische Führung, und ihren 200-300 Mitglieder steht es frei, eigene Untersuchungen und persönliche Karrieren zu verfolgen. Die eigenen Meinungen innerhalb der Gruppe variieren -- natürlich innerhalb eines festgesetzten Rahmens. Keine hochgesteckten Forderungen an Geld oder Zeit werden an die Mitglieder erhoben, und wer die Organisation verläßt, gerät in keiner Weise in eine Opferrolle. Auch wenn ihrer Führung der Vergleich wohl nicht gefällt, ist sie der Freimaurerei nicht unähnlich -- etwas heimlichtuerisch, aber im Grunde genommen ein Zusammenschluß freier, mit der Sache einverstandener erwachsener Menschen.
Die KA wurde im Gefolge des Deprogrammierungsfalles Sanfratello-Braibanti gegründet. Doch der Grund, warum sie so wuchs, war weit wichtiger: das dramatische Leiden vieler Katholiken, deren ganzes Weltbild durch das 2. Vatikanische Konzil erschüttert wurde.
Zumindest seit der Gegenreformation war die katholische Erklärung der Wirklichkeit recht eindeutig: Alle Nachkommen Adams waren der Erbsünde verfallen, ob dies nun unvermeidlich zur Verdammnis führte oder nicht; nur das Opfer Jesu am Kreuz eröffnete die Möglichkeit der Erlösung durch von rechtmäßig ordinierten Priestern richtig gespendete Sakramente. Liberale Kritiker werden wahrscheinlich nur die reaktionären politischen Vorstellungen der Organisation wahrnehmen, doch der theologische und sakramentale Aspekt war wahrscheinlich noch bedeutsamer: die Ökumene und die Reform der Liturgie, oft von eben jenen Autoritäten rücksichtslos durchgedrückt, von denen Traditionalisten erwarteten, daß sie doch eigentlich das Erbe der Kirche bewahren sollten, erschütterten die Grundlagen des Lebenssinns vieler Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation wiederfanden wie die amerikanischen Ureinwohner, als die Büffel von ihren Prärien verschwanden.
Wenn die Welt zusammenbricht, sind eine Erklärung und ein Hoffnungsstrahl notwendig, um den völligen seelischen Zusammenbruch zu verhindern. "Konterrevolutionäre" Theorien wie der Geistertanz der amerikanischen Ureinwohner oder die Erwartung des Messias bei den Juden nach dem Verlust der politischen Unabhängigkeit sorgten für beides.
"Konterrevolutionäre" Theorien, die bis auf die Französische Revolution zurückgehen, liefern eine Erklärung der Welt in ihrer fortschreitenden Dekadenz und Auflösung, die zu einer noch dramatischeren Krise führen. Die göttliche Ordnung der Welt wird immer mehr zu globaler Verwirrung und zum Zusammenbruch -- und dann folgt das Nichts: Ein Goldenes Zeitalter in ferner Vergangenheit, wo Mensch, Natur und Gott (oder die Götter -- konterrevolutionäres Denken ist oft "neuheidnisch") in Harmonie miteinander lebten, wie ein großes Sinfonieorchester, findet sein Gegenstück in der einsamen Verzweiflung von Internet-Fans, die sich ihren Weg durch alles oder nichts klicken.
Das heißt, daß jede "revolutionäre" Bewegung als Feind anzusehen ist, was natürlich eine attraktivere Vorstellung für die Mittelklasse ist als für Fabrikarbeiter. Es wäre jedoch verkehrt, dies nur als einen Spiegel von Klasseninteressen zu sehen: Echte politische Interessen brauchen Optimismus und Flexibilität, und nur wenige mächtige Geschäftsleute in Europa vergeuden ihre Zeit damit, pessimistische und extremistische Konterrevolutionäre zu finanzieren; reaktionäre Interessen und reaktionärer Idealismus sind keinesfalls gleichbedeutend. Tatsächlich lassen sich ähnliche Haltungen wie der Gegensatz von "Ordnung" und "Chaos" in ganz unterschiedlichen Umgebungen finden, von der optimistischen Freimaurerei und den noch romantischeren Aspekten des Kommunismus bis hin zu Jehovas Zeugen.
Ganz anders sieht die Sache jedoch
in Lateinamerika aus, wo der alte "Landadel" schon seit Jahrhunderten die
religiöse Vollmacht für sein Recht beansprucht, die Arbeit von
Menschen auszubeuten, die, wie sie glauben, von Gott erschaffen wurden,
um ihnen untertan zu sein. In diesem abgelegenen Winkel der Erde gehen
reaktionäre Interessen und reaktionärer Idealismus Hand in Hand.
Und die KA-Ideologie -- oder Introvignes Ideologie -- kommt direkt aus
Lateinamerika.
In Costas-Gavras Film über das Kidnapping eines US-Diplomaten in Montevideo kidnappen die Tupamaros auch den brasilianischen Konsul, der sich in seinem Heimatland der Folter schuldig gemacht hat: eine der Anklagen in seiner TFP-Zugehörigkeit.
Vor einiger Zeit (Juni 1997) zeigte ein Runder Tisch in Rom, wie TFP, CESNUR und KA zusammenarbeiten. Massimo Introvigne und Giovanni Cantoni (sowohl der "Rektor" von IDIS als auch der "Regent" der KA) stellten das Buch Libertà religiosa e legislazione anti-sette vor, bei dem sie beide Koautoren waren, sowie Besitz (Francesco Pappalardo -- selbst Mitglied der KA -- "Sette, il grande equivoco", in Il Secolo d'Italia, 29. Juni 1997, zitiert in Sodalitium, Dez. 1997, Seite 68).
"Doktor Plinio" (Das "Doktor" meint einen Dr.theol.) hat wie so viele dieser Figuren eine Erklärung für alles; so können wir seine Theorie vermutlich als eine Form der "Soziologie" bezeichnen. Daher erhält Introvigne mit Sicherheit seine Soziologie (und wirklich sagt der KA-Ableger IDIS auf seiner Internetseite, daß Meister Plinio "der Autor soziologischer und historischer Untersuchungen" ist).
Die folgenden Zitate, die das Weltbild unseres Autoren beschreiben, stammen alle aus dem Geleitwort zu Revolution und Konterrevolution. Genauer gesagt, sie sind nicht direkt Dr. Plinios Buch entnommen, sondern einem Artikel, der in Cristianità ("La devozione mariana e l'apostolato contro-rivoluzionario", in Cristianità, Nov.-Dez. 1995, Seite 9 ff.) veröffentlicht wurde. Mit anderen Worten, es sind Gedanken, die Introvigne zu teilen sicher stolz wäre.
Gott erschuf den Menschen und setzte ihn in eine glückliche, hierarchische Welt, wo die meisten gehorchen und einige befehlen.
Zurück zu Plinios "Soziologie": Die politische Lage liegt völlig in der Hand Mariens:
Während dieses kommenden Zeitalters, das sehr dem der Zeugen Jehovas ähnelt, werden größere Heilige aufstehen als in jedem anderen Zeitalter.
Doch dem Königreich werden die "bagarre" vorangehen, grob übersetzt "die Drangsale".
Dr. Plinios Lehren über die "bagarre" werden wie folgt zusammengefaßt:
Eine interessante Konsequenz aus diesem künftigen Königreich wird sein, daß keine Priester mehr benötigt werden; zumindest gemäß ehemaligen TFP-Anhängern ist das die wahre Bedeutung der folgenden Aussage Plinios:
Die Heiligen in Plinios Königreich werden natürlich TFP-Mitglieder selbst sein -- anstatt gewöhnliche Katholiken: