hallo,
eine Einladung zur
"KriLit´11 – Kritische Literaturtage im ÖGB" am 04. und 05. November 2011, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien (U2 Donaumarina).
Öffnungszeiten:
Fr. 04. November 10:00-20:00
Sa. 05. November 10:00-20:00
Eintritt frei!
Detailprogramm unter: http://krilit.wordpress.com/
Grüße, Kosmonaut
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Die „Empörten“: Eine Empörung, die von Illusionen über Krise, Demokratie und
Marktwirtschaft lebt
In Spanien, Griechenland, Frankreich und sonst wo versammeln sich große
Menschenmassen, zum großen Teil Jugendliche, auf zentralen Plätzen und
protestieren. Sie zeigen sich zutiefst enttäuscht, bezeichnen sich über alle
Grenzen hinweg als die „Empörten“ und finden in der einen Gemeinsamkeit
zusammen, dass sie nicht verstehen und akzeptieren können, wie ihre Staaten
mit ihnen umspringen. Auf Plakaten steht:
"Wir sind keine Systemfeinde – das System ist uns gegenüber feindlich."
Keine Frage, da haben sie Recht: Das System ist ihnen gegenüber feindlich.
Ein Generalangriff auf ihre Lebensbedingungen hat stattgefunden und findet
statt. Das Leben, in dem sie sich bislang schlecht und recht durchgeschlagen
haben, wird ihnen nicht nur immer schwieriger, sondern in immer größerem
Umfang unmöglich gemacht. Immer mehr, auch und gerade die zitierten „gut
ausgebildeten Jugendlichen“, werden auf Dauer arbeitslos gemacht, die
Staaten streichen gnadenlos die Sozialleistungen zusammen usw. Das 'System'
nimmt ihnen die Perspektive, die sie gewohnt waren. Dagegen halten sie, dass
sie doch nichts Unbilliges verlangen, wenn sie dieses Leben weiterführen
können wollen, dass sie doch ganz normale Menschen sind und überhaupt nicht
nachvollziehen können, warum man ihnen so übel mitspielt:
"Wir sind normale Menschen. Wir sind wie du: Menschen, die jeden Morgen
aufstehen, um studieren zu gehen oder einen Job zu finden, Menschen mit
Familien und Freunden. Menschen, die jeden Tag hart arbeiten." (Manifest der
spanischen Demonstranten)
Da muss man die „Empörten“ fragen: Wie kommen sie darauf, dass sie mit der
Berufung auf ihre Normalität so etwas wie einen Berechtigungsausweis
erworben hätten, ein Recht, von ihrer Obrigkeit berücksichtigt zu werden?
Und umgekehrt: Liegt denn ein Vergehen der Obrigkeit vor, wenn diese die
Normalität gerade neu definiert? Denn das ist es, was geschieht und was die
„Empörten“ nicht begreifen wollen.
Sie sagen, sie seien es gewohnt, hart zu arbeiten. Sie sagen auch, sie seien
es gewohnt, mit bescheidenen Ansprüchen durchs Leben zu gehen – das tragen
sie ja wie ein Gütesiegel vor sich her, wenn sie sagen: Wir fordern doch
nichts Besonderes, eben nur unsere Normalität. Sie beteuern also ihre
Bereitschaft, in diesem System als kleine Rädchen – weiter! - mitzuarbeiten.
Dabei haben sie sich die Umgebung, in der sie wie gewohnt ihre Dienste tun
wollen, nicht ausgesucht, geschweige denn selber hergestellt. Vielmehr wurde
ihnen diese Normalität hingestellt, nämlich von ihrer Obrigkeit. Die hat mit
ihren Gesetzen bis ins Kleinste hinunter geregelt, wie diese Normalität
auszusehen hat bzw. wie man sich in ihr zu bewegen und bewähren hat. Sie hat
festgelegt, wie man sich seinen Lebensunterhalt überhaupt nur verdienen kann
oder ohne einen Verdienst auskommen muss, wie man eine Familie gründet und
organisiert, wie man sich einen Altersunterhalt erwirbt oder auch nicht,
usw. usf. In einem Wort: In der Normalität, die die „Empörten“ zurückhaben
wollen, waren sie nichts anderes als abhängige Variable, eine Manövriermasse
des Staates. Wenn sie jetzt sagen: „Wir hatten eine Chance, die man uns
jetzt nimmt“, dann war das eine „Chance“, die der Staat eingerichtet hatte –
und zwar nicht, um den Leuten ihre Normalität zu ermöglichen, sondern nach
seinen Berechnungen und zu seinem Nutzen. Daran hat sich gar nichts
geändert, was das jetzige Handeln der Staaten nur beweist und was die
„Empörten“ selbst erfahren und beklagen: Auf Basis der von ihnen erlassenen
Gesetzeslage machen die, die für die Belange des Staates zuständig sind,
also die Staatsmänner, die Gesetze, mit denen sie die neue Normalität
herstellen, die für den Staat notwendig ist – und wenn das die
Lebensnotwendigkeiten der Leute über den Haufen wirft, dann setzt der Staat
damit seine Notwendigkeiten durch. Es ist keine dem 'System' immanente
Eigenschaft, sich nach den Lebensnotwendigkeiten der ihm unterworfenen Leute
zu richten, deren Lebensumstände werden vielmehr danach eingerichtet und die
Leute haben sich danach zu richten, was dieses 'System' für sich für
notwendig hält. Es stellt klar, wie kläglich sich die Berechnung der so
genannten „kleinen Leute“ zu dem verhalten, was die in diesem 'System'
zählenden Berechnungen sind. Was das 'System' aktuell für notwendig hält,
ist kein Geheimnis, wird sogar offen gesagt: Diese Gesellschaft beruht auf
und lebt vom Funktionieren des Kreditsystems – und wenn dessen „Rettung“ an
erster Stelle steht, dann gibt es nicht nur Wichtigeres als die Normalität,
nach der die „Empörten“ sich sehnen, diese Normalität ist mit der
durchzuziehenden Rettung des Kreditsystems ganz offensichtlich unvereinbar.
Wie es der griechische Finanzminister ausdrückt: „Unsere Maßnahmen sind hart
und ungerecht, aber es führt kein Weg daran vorbei.“
Die „Empörten“ sagen: "Das System ist uns gegenüber feindlich." Sie
konstatieren also, dass von Seiten des 'Systems' eine Kündigung
ausgesprochen wurde, die auf ihre Lebensumstände keinerlei Rücksicht nimmt.
Sehr deutlich sagen sie aber auch, dass sie – wie die erste Hälfte des
Plakatspruches versichert – eine Gegenkündigung gegenüber dem, was sie von
Seiten des Staates erfahren, nicht aussprechen wollen: „Wir sind keine
Systemfeinde“. Das 'System' sagt ihnen nach ihrer eigenen Auskunft den Kampf
an, sie wollen diesen Kampf aber nicht erwidern. Mit diesem Widerspruch
gehen sie so um, dass sie ihn immerzu nur beschwören: Seht ihr denn nicht,
was ihr uns antut, das kann doch niemand wollen, das haben wir doch nicht
verdient! Der ganze Protest ist durchdrungen von einer hartnäckigen
Verständnislosigkeit, ist ein in Beschwerdeform vorgetragenes einziges
Jammern, und er fasst sich in dem Ausruf zusammen: Das kann doch nicht wahr
sein!
Nun ist es aber wahr, und die „Empörten“ suchen nach Erklärungen für das
eigentlich Unfassbare. Auf die Erklärung, dass das 'System' jetzt wie früher
nach seinen Notwendigkeiten handelt und dass die „Empörten“ jetzt wie früher
nur das Material dafür abgeben, kommen sie nicht oder – „Wir sind keine
Systemfeinde“ – wollen sie nicht kommen. Das eigentlich Unfassbare können
sie sich nur damit erklären, dass eine große Abweichung, ein Verstoß
vorliegt, nämlich des 'Systems' gegen sich selbst. Wenn das 'System', das
doch ein normales Leben ermöglicht hat, dies nun plötzlich verunmöglicht,
dann kann das ihrer Meinung nach nur daran liegen, dass sich da irgendein
böser Wille breitgemacht und durchgesetzt hat – statt nach einem Grund für
das Handeln des 'Systems' suchen sie also nach lauter Schuldigen im
'System', die etwas verkehrt machen. Das können natürlich nicht die normalen
Leute gewesen sein, sondern nur „die Mächtigen“: Die sind verantwortungslos
und versagen an ihrer eigentlichen Aufgabe der Bewahrung der „Normalität“,
und das tun sie, weil sie nur auf ihren eigenen Vorteil schauen und das
Gute, Wahre, Schöne gegen Silberlinge verkaufen. Kurz: Das 'System' handelt
nicht auf der Grundlage seiner eigenen Gesetzgebung, sondern ist zu einem
einzigen Rechtsverstoß verkommen – es ist, wohin man schaut, von „Korruption“
durchdrungen. In den Worten eines Manifests:
„Wir sind besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Perspektive, die sich um uns herum präsentiert: Die
Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern macht uns hilf- wie
auch sprachlos. Und diese Situation ist mittlerweile zur Normalität
geworden - tägliches Leid ohne jegliche Hoffnung." (Manifest DRY)
Es ist erstens ein Rätsel, warum dieselben Politiker, Geschäftsleute und
Banker, die für die alte und angeblich aushaltbare Normalität zuständig
waren und sie verbürgten, so plötzlich eine verbrecherische Laufbahn
eingeschlagen haben sollen. Es ist zweitens ein Fehler, diesen Figuren, den
Zapateros und Papandreous eine Absage entgegenzuschleudern, auch wenn sie
noch so frech – „Haut alle ab!“ – daherkommt: Diese Absage richtet sich
gerade nicht gegen die legitimen Machtbefugnisse, die das Amt diesen
Personen verleiht, sondern eben nur gegen die Personen. Was soll dabei mehr
herauskommen, als neue Personen, die dieselben Ämter besetzen? Weswegen
drittens die Aufregung über Korruption lächerlich ist, denn was ist eine
persönliche Bereicherung schon im Vergleich zu der Gewalt, die diese
Personen nach allen Regeln der Demokratie befugt gegen andere ausüben? Aber
all das interessiert die „Empörten“ nicht weiter – Hauptsache, sie haben
ihre Schuldigen gefunden und können an das eigentlich gute 'System'
weiterhin glauben. Die Schuldigen nun mit aller Macht zu bekämpfen, kommt
ihnen nicht in den Sinn, vielmehr wollen sie bei „den Mächtigen“ damit
Eindruck machen, dass sie ihnen anklagend ihre eigene „Hilf- und
Sprachlosigkeit“ vorhalten. Warum meinen sie, damit bei „den Mächtigen“
einen Stich machen zu können? Können sie sich gar nichts Anderes vorstellen,
als dass ihre Lebensumstände weiterhin von Politikern, Geschäftsleuten und
Bankern festgelegt werden, dass sie sich weiterhin nach deren Vorgaben
richten müssen? „Tägliches Leid ohne jegliche Hoffnung“ sagen sie
pathetisch – sie wollen also wieder hoffen können? Sie selber sind „hilf-
und sprachlos“ und können nur darauf setzen, dass „die Mächtigen“ sich
wieder besinnen, denn nur die können ihnen wieder eine bessere Normalität
verschaffen. Das soll der Protest gewesen sein?
Die Vollversion des Textes findet sich hier:
http://www.gegenstandpunkt.com/gs/11/3/gs20113c06h1.html
Vorankündigung:
GegenStandpunkt & Diskussion
Dr. Theo Wentzke: "Die Krise und die empörten Kritiker"
Montag, 24.10.2011, 19:00, Elise-Richter-Saal, Hauptgebäude, Universität Wien
Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien.
www.gegenargumente.athttp://doku.argudiss.dewww.gegenstandpunkt.com
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Mittwoch, 05. Okt 2011, 19.00
Friede, Freude, deutscher Eintopf
Buchpräsentation und Diskussion
Der Schwerpunkt dieses Sammelbands zur Geschichtspolitik
und Erinnerungskultur in Österreich liegt auf Kärnten / Koroska
und dem umstrittenen Ulrichsbergtreffen. Der Bogen der Beiträge
reicht von einer Auseinandersetzung mit den Traditionsbezügen
des Bundesheeres und deren Veränderung in den
letzten Jahren, über die spezifisch kärntnerslowenische Geschichte
von Widerstand und Verfolgung bis zur kaum diskutierten
Frage nach dem Andenken von NS-TäterInnen in der
Wissenschaft.
Mathias Lichtenwagner, Politikwissenschafter
Stefanie Mayer, Politikwissenschafterin
Janine Wulz, Politikwissenschafterin
Moderation: Peter Pirker, Historiker
Arbeitskreis gegen den kärntner Konsens (Hg.): Friede, Freude, deutscher
Eintopf. Rechte Mythen, NS-Verharmlosung und antifaschistischer Protest.
Wien: Mandelbaum Verlag 2011
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