Liebe kollegInnen!
Ich möchte euch dringendst darum bitten, folgenden untenstehenden text ins
netz zu stellen und auch in eure diversen verteiler einzuspeisen. Ist sehr
wichtig! Und die wichtigkeit muß ich euch sicher nicht erst erklären,
davon gehe ich mal aus! Also bitte die sache bekanntmachen!!!
Der text besteht aus zwei teilen: aus einem
augenzeuginnenbericht/einleitungstext von mir und einem anschließenden
protestmail von mir an den wiener uni-rektor.
Bitte den text erst ab meiner abschließenden grußformel jetzt verwenden!!!
Danke und liebe grüße
Dr.in Gudrun Hauer
Auftaktveranstaltung zum Schiller-Kommers am 11. Juni 2005 an der
Universität Wien
Rechtsextreme Burschenschafter-Organisationen sperren mit Hilfe von
Polizei und Rektorat das Neue Institutsgebäude (NIG) ab
Am Samstag, den 11. Juni am frühen Nachmittag wurde der von rechtsextremen
Burschenschafts-Organisationen in der Wiener Hofburg veranstaltete
Schiller-Kommers durch eine geschlossene Veranstaltung im Neuen
Institutsgebäude der Universität Wien eingeleitet.
Lehrveranstaltungen, die um diese Zeit in diesem Haus stattfanden, mußten
abgebrochen werden; Einsatzkräfte der Wiener Polizei räumten das Haus,
forderten Studierende und LehrveranstaltungsleiterInnen ultimativ zum
Verlassen des Hauses auf; sämtliche Eingangstüren mit Ausnahme des
Haupteinganges wurden versperrt. Auch alle inneren parterre gelegenen
Gebäudetüren wurden zugesperrt mit Ausnahme des Abganges zu einem der
Haupthörsäle. Polizisten umstellten das Gebäude und riegelten zusätzlich
noch sämtliche Zugangsmöglichkeiten außen durch Sperrgitter ab
unterstützt durch Saalordner der Burschenschaftsgruppen.
Ich kam zufällig etwa um halb drei Uhr nachmittags dort vorbei und
bemerkte die zahlreichen Polizeiwägen sowie die Polizisten und weiters
auch die außen stehenden Saalordner.
Auf meine Nachfrage an einen der Polizisten erhielt ich die Auskunft, daß
das Haus wegen einer geschlossenen Veranstaltung nicht betreten werden
dürfe.
Die Einsatzkräfte der Polizei wollten mir zunächst den Zugang ins Haus
verwehren, ließen mich aber passieren, nachdem ich mitteilte, daß ich
Lehrbeauftragte an einem in diesem Haus befindlichen Institut sei, ich
somit keine Studentin sei, sondern zum Personal der Universität Wien
gehöre.
Der Zutritt zum Hörsaal, in dem die Veranstaltung stattfand, wurde mir von
einem Saalordner verwehrt, indem er mich von der geschlossenen Hörsaaltür
wegzerrte und sie somit für mich unpassierbar machte. Auf meinen Hinweis,
daß ich zum Haus und somit zum Personal der Universität Wien gehöre,
erfolgte die Reaktion, daß das uninteressant sei und daß niemand das Recht
habe, diese Veranstaltung zu betreten. Da ich nicht riskieren wollte,
zusammengeschlagen zu werden und überdies alleine war, insistierte ich
nicht auf mein Zutrittsrecht.
Ich versuchte einige der Personen mit meinem Handy zu fotografieren; die
Aufnahmelinse wurde mit einer Ausnahme per Hand verdeckt. Die
Namensnennung der beteiligten Personen wurde mir verweigert.
Auf meine Nachfrage teilte mir der dort diensthabende Polizeioffizier
folgendes mit:
Der Auftrag zum Schutz dieser Veranstaltung erfolgte über die Wiener
Polizeidirektion.
Die Genehmigung für die Abhaltung dieser Veranstaltung und die Sperre des
NIG wurde durch das Rektorat der Universität Wien erteilt.
Ich versuchte über das Internet Informationen zu dieser Veranstaltung
herauszufinden. Diese Veranstaltung war weder auf einschlägigen Homepages
noch auf der Homepage der Universität angekündigt auch nicht in deren
Veranstaltungskalender.
Aufgrund dieses Vorfalls schrieb ich am nächsten Tag ein Protestmail an
Rektor Georg Winckler, auf das ich bis jetzt keine Antwort erhalten habe
(siehe weiter unten).
Sehr geehrter Herr Rektor!
Mit Entsetzen und Empörung habe ich gestern festgestellt, daß
Räumlichkeiten der Universität Wien, konkret des Neuen Institutsgebäudes,
einer Veranstaltung von Burschenschaftern zur Verfügung gestellt werden.
Das NIG wurde nicht nur von der Wiener Polizei, sondern in erster Linie
von sogenannten Saalordnern der Burschenschaftsgruppen völlig für den
Zugang gesperrt; ich wurde als Mitarbeiterin der Universität Wien
(Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft) mit physischer
Gewalt am Betreten des Gebäudes gehindert.
Vom diensthabenden Polizeioffizier wurde mir mitgeteilt, daß die
Genehmigung für die Raumvergabe durch das Rektorat der Universität Wien
erfolgt ist.
Eine der veranstaltenden Gruppen war übrigens die Burschenschaft
Olympia, die ja, wie Sie sicher wissen, vom Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstandes als rechtsextreme Gruppe eingestuft wird.
Wie Sie sicher auch den diversen Pressemeldungen zum Schiller-Kommers in
der Wiener Hofburg am 11. Juni entnehmen konnten, verstießen die auf
diesen Veranstaltungen getätigten Äußerungen eindeutig gegen das Gesetz
gegen nationalsozialistische Wiederbetätigung durch die Verharmlosung
bzw. Leugnung des nationalsozialistischen Völkermordes an Jüdinnen und
Juden.
Als Angehörige und Lehrende der Universität Wien, als Lehrbeauftragte an
einem im NIG angesiedelten Institut protestiere ich entschieden dagegen,
daß mir das Betreten meines Arbeitsplatzes durch eine nicht der
Universität Wien zugehörige Gruppe mit physischer Gewalt verunmöglicht
wird.
Ich protestiere entschieden dagegen, daß die Universität als öffentlicher
Raum als geschlossener Veranstaltungsort für rechtsextreme Gruppen
mißbraucht wird.
Weiters protestiere ich entschieden dagegen, daß Räumlichkeiten der
Universität Wien für Gruppierungen und Veranstaltungen zur Verfügung
gestellt werden, die gegen bestehende Gesetzesvorschriften im Sinne des
Verbots nationalsozialistischer Wiederbetätigung verstoßen.
Weiters protestiere ich dagegen, daß die vielzitierte Freiheit von
Forschung und Lehre in dem Sinne ausgelegt wird, daß sie jenen politischen
Strömungen Raum gewährt, die diese Freiheit von Forschung und Lehre
letztlich abschaffen wollen.
Gerade im heurigen Gedenkjahr 2005 erwarte ich mir von Ihnen als
Repräsentantem der Wiener Universität mehr Sensibilität und politisches
Einfühlungsvermögen in bezug auf rechtsextreme Politik und Propaganda.
Nicht zuletzt bin ich als Angehörige einer vom nationalsozialistischen
Regime verfolgten sozialen Minderheit ich bin lesbisch und Funktionärin
der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien entsetzt darüber, welche
Gruppierungen Sie an der Universität Wien in Form einer Hörsaalvergabe
unterstützen.
Ich fordere Sie auf, künftig genauer zu überprüfen, welchen politischen
Gruppierungen Sie überhaupt die Abhaltung einer überdies noch
geschlossenen Veranstaltung genehmigen auch im Sinne einer Anwendung
bestehender Gesetzesvorschriften.
Mit entsetzten Grüßen
Dr.in Gudrun Hauer, Universitätslektorin am Institut für
Politikwissenschaft