hallo!
ich denke, ich werd aus dem thema "haus der heimat" und "jüdisches theater in der leopoldstadt" einen eigenen antrag machen, mit vorschlägen für die Kampagniesierung. Ich habe auf einer schweizer homepage einen interessanten brief gefunden, den ich als grundlage für den antrag nehmen möchte, vielleicht kann roland für seinen antrag auch noch was davon verwenden.
Offener Brief von Warren Rosenzweig Offener Brief von Warren Rosenzweig
Die Zerstörung österreichischer jüdischer Kultur ist kein Phänomen der Vergangenheit sondern ein Modus Operandi. Die heutigen Politiker beweisen Talent im Ablegen von Lippenbekenntnissen zugunsten der jüdischen Kultur, aber wie viele davon krümmen auch nur einen Finger für die Unterstützung ihrer Erhaltung, ganz zu schweigen von ihrer Entwicklung?
Jüdischsein tritt in so vielen Formen auf, wie es Juden gibt. Manche österreichische Juden identifizieren sich mit der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) als religiöser, politischer oder kultureller Mittelpunkt. Natürlich gibt es auch etliche, die ihr nicht angehören, und einige haben vielleicht noch nie eine Synagoge von innen gesehen. Sie alle sind aber Mitglieder dieser Gesellschaft, die täglich dieselben Kultur-, Wirtschafts- oder Gemeindeeinrichtungen besuchen. Die IKG ist ein Teil der jüdischen Synthese, welche wiederum ein Teil der österreichischen Synthese ist.
Assimilation ist eine persönliche Angelegenheit. Niemand hat das Recht, auf die Assimilation eines anderen zu bestehen, weil Unterschiede egal ob religiös, ästhetisch oder politisch zur Matrix einer freien und offenen Gesellschaft gehören.
Integration ist etwas anderes. Sie ist eine Verantwortung aller zur Akzeptanz, Gleichstellung und der Bereitschaft des integrierenden Organismus der gesellschaftlichen Mehrheit und ihrer politischen Vertreter , in seiner facettenreichen und dynamischen Identität die Eingliederung seiner unterschiedlichen Mitglieder zu ermöglichen. Die toten österreichischen Juden werden viel gepriesen. Nostalgische Ausstellungen, Huldigungen oder Gedenkstätten, die errichtet werden, um Österreichs «grosse jüdische Vergangenheit» zu reflektieren oder zu feiern, sind nicht nur für Ansässige von Bedeutung, sie üben ihren Reiz auch auf die Touristen aus und werden oft von der Regierung unterstützt. Sieht man jedoch von der ehrenwerten Gedenkarbeit ab, wird hier auch ein neues Stereotyp aufrecht erhalten: die Nicht-Wiederherstellbarkeit des Judentums. Weiters geben periodische Wiedergutmachungsfeste (wie die kürzlich veranstaltete Gala der zigtausend weissen Luftballons am Heldenplatz, musikalisch begleitet von «Starmania») die Bühne frei für politisches Gepränge und bieten für den Druck, mit welchem die Schande des 20. Jahrhunderts auf uns lastet, eine palliative Linderung. Zusammen mit dem fehlenden Willen der Regierung, lebende, wenn auch erst knospende jüdische Kultur zu unterstützen, betonen derartige Hervorkehrungen ne beunruhigend traditionelle Bots chaft: «Nur ein toter Jude ist ein guter Jude.»
Das Jüdische Theater Austria ist hier ein Fallbeispiel. Als eines der ersten Unternehmen dieser Art seit den späten dreissiger Jahren, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Westeuropa, sticht es auch dadurch hervor, dass es jüdische Identität als eine lebende Komponente der österreichischen Identität ansieht. Trotzdem wird ihm seit Jahren jegliche Unterstützung von Seiten des Bundes «aus grundsätzlichen Erwägungen» (aus einem Brief vom Leiter der Kunstsektion) und des Wiener Sprechtheaterbeirats («nicht förderungswürdig») verwehrt.
Vor einiger Zeit machte ich den Vorschlag, ein unersetzbares Kulturgut in Wien zu retten ein einst renommiertes jüdisches Theater in der Leopoldstadt, entworfen im Fin de Siècle von einem bedeutenden Jugendstilarchitekten, Oskar Marmorek, selbst ein österreichischer Jude. Seit seiner NS-Beschlagnahmung im Jahr 1938 blieb es als kulturelles Mausoleum für das Auge sowie für die Erinnerung verborgen und wurde erst vor ein paar Jahren zufällig wieder entdeckt. Wenn diese einzigartige Stätte jetzt nicht endlich restauriert wird, könnte sie für immer verloren gehen im 21. Jahrhundert zum zweiten Mal zerstört.