hoi
kritik der kritik :)
also zusammen mit einem Motto von Marx: "Kritik ist nicht eine Leidenschaft des Kopfes, sie ist der Kopf der Leidenschaften"
na dann will ich da mal nicht zurueckstehen und die kritk gleich auch einwenig kritisieren..
vorausschicken: bevor man kritisieren kann braucht man wohl kriterien anhand denen man kritisieren kann. einen masstab. einen katalog von anforderungen. etc. der muss natuerlich nicht explizit angefuehrt werden sondern kann auch implizit vorausgesetzt werden. vieles an den momentanen diskussionen koennten aber klarer gefuehrt werden wenn man diese kriterien explizit forumliert.
denke die metathesen waren ein anfang solche kriterien aufzuzeigen.. und wie wir gesehen haben: die kriterien sind zum teil widerspruechlich auf der einen seite wollen wir eine breite verstaendlichkeit auf der anderen seite abstraktion und wissenschaftliche genauigkeit. auf der einen seite wollen wir eine gewisse kuerze auf der anderen seite soll es nicht verkuerzt sein.. auf der einen seite soll es das breite spektrum der partei respresentieren auf der anderen seite soll es nichg ganz in beliebigkeit abdriften. noch dazu soll der text fuer eine breite vielfalt von menschen mit verschiedenen hintergruenden und lebenssituationen ansprechend sein... etc..etc..etc..
woraus sich ergibt dass ein programmtext nie 100% perfekt sein kann sondern bestenfalls ein halbwegs optimaler kompromiss zwischen den verschiedenen anfoderungen die an ihn gestellt werden.
geht man einen text satz fuer satz durch und sucht sich jeweils die passende gerade am wenigsten passende anforderung heraus kann man wohl jeden satz in der luft zereissen... nicht nur von den thesen sondern auch von jedem anderen vorschlag... ein gutes beispiel fuer einen derart missglueckten kritikversuch ist meiner meinung nach die arbeit von schiedbauer.
ich will damit keineswegs sagen dass es nicht sinnvoll ist kritik an einzelnen formulierungen vorzubringen, und ich haette selbst einige forumlierungen die ich lieber in der einen oder anderen richtung abgeaendert sehen wuerde.. in manchen faellen schaerfere saetzte in anderen etwas detailiertere behandlung mancher themen...etc.. eine kritik solcher art ist sich bewusst dass jedes papier nur ein kompromiss sein kann und es besteht nur eine gewisse uneingkeit darueber wo der optimale kompromiss ganau zu finden ist...
wenn schmiedbauer also ebnefalls eine andere vorstellung hat wo dieses optimum liegt ist das eine sache, aus seiner kritik aber den schluss zu ziehen dass das ganze "irreperabel" ist ist meines erachtens nicht fair da mit der selben methodik letztlich jeder moegliche text als irreperabel klassifiziert werden koennte: man zieht einfach fuer jeden satz das kriterium heran dass am wenigsten gut erfuellt ist..
bei den kriterien ist es vorallem eines das in unserer runde umstritten ist: die forallem die notwendigkeit verstaendlich fuer aussenstehnde zu sein.
verstaendlichkeit ist dabei eine sache die auf verschiedenen ebenen ablaeuft:
* der unmittelbaren sprache: exotische fremdwoerter sollten nach umstaenden vermieden werden. komplexe zusammenhaenge lassen sich oft auch in einfachen worten gut beschreiben. besonders leicht kann es uns hier passieren dass wir termini verwenden die uns allen gelaufig sind aber die fuer aussenstehnde voellig unverstaendlich sind oder dort eine andere bedeutung haben..
* inhaltliches verstaendniss: es nuetzt nichts wenn zwar die sprache verstanden wirt aber die leser sich nicht mit dem identifizieren koennen was dort geschrieben steht.. wenn der text keine anknuepfungspunkte an die unmittelbare lebenssituation und die alltaeglichen erfahrungen der menschen mit dem kapitalismus bietet. das heisst allerdings nicht dass der text auf diesem niveau stecken bleiben muss oder soll:
ausgehend von den anknuepfungspunkten koennen unsere standpunkte und zielrichtungen entwickelt bzw fomuliert werden. blos weil diese alltaeglichen anknuepfungspunkte ausgangspunkt sind bedaeutet das noch lange nicht dass wir unsere kritik nicht sehr tiefgreifend und radikal forumulieren koennten oder sollten. (siehe auch metathese nummer 6)
eines bleibt natuerlich zu bedenken: es waere dumm wenn wir durch zu radikale moegliche buendnisspartner abschrecken und uns zu einem elitaeren zirkel abgrenzen. wenn wir den kapitalismus erfolgreich bekaempfen wollen. brauchen wir starke kraefte und relativ breite buendnisse... das optimum an viel/wenig radikalitaet von forumlierungen ist daher ebenfall wieder ein kompromiss
- sind die forderungen zu wenig radikal dann fehlt es an motivation zur veraenderung...
- sind forderungen zu ueberzogen verschraecken wir moegliche buendnisspartner.. die motivation im kleinen elitaeren zirkel waer zwar da aber sonst niemand der mitmacht mit uns => wir erreichen gar nichts.
ist das erkennen und nutzen der geschichtlichen kraefteverhaeltnisse eines der eigentlichen grundlagen von materialismus/marxismus?
nun zu noras kritik:
Ein relativ unstrukturierter populistischer Text, der in den bürgerlichen Medien bis zum Erbrechen verhandelte Analysestereotypen mit postmodernen pseudokritischen Schlagworten mixt und damit Angebote an das frei flottierende kleinbürgerliche, sich als "links" missverstehende Publikum macht.
gleich ganz viele vorwuerfe in einem.
unstrukturiert
strukturierung ist wichtig damit laeute sich in dem texzt zurechtfinden auch wenn sie ihn unter umstaenden nicht ganz lesen wollen. die strukturierung ist eher lose und nach themenbereichen anstatt wie z.b. im steirischen programm in analyse und forderungsteil getrennt. ich finde die teilung entlang von thematischen bereichen in diesem falle aber sinnvoller: es ermoelgicht jemand der nur einen teil lesen will zu einem bestimmen thema alles relevante (analyse, forderungen, .. ) zu finden... andere strukturierungen haetten andere vor und nachteile. 100% optimal ist keine art der strukturierung.....
populistischer Text
ein harter vorwurf. aber wo findest du wirklich populismus? kann es sein dass du hier den versuch den text lesbar (im oben erlaeuterten sinne) zu machen missverstanden hast?
postmodernen pseudokritischen Schlagworten
finde ich relativ wenig davon...
Das Programm verbleibt im Unverbindlichen - die Nahziele bleiben standpunkt- und charakterlos. Der Wunsch, alles was sich depraviert fühlt, oder sein mag anzusprechen, insbesondere auch das vom sozialen Abstieg bedrohte österreichische Kleinbürgertum führt zu einer schriftlich fixierten rückgratlosen Prinzipienlosigkeit. Besonders ungustiös ist in diesem Zusammenhang die nur mehr stark verklausuliert formulierte Zielsetzung der Aufhebung des Privateigentums - die eigentlich der Kristallisationspunkt kommunistischer Politik sein sollte.
aufhebung des privateigentums. schoen sind wir alle dafuer. dass der weg dahin noch lange ist UNS auch klar. eine zu isolierte forumulierung dieser forderung die nicht in einen kontext eingebunden ist koennte von aussenstehenden extrem leicht missinterpretiert werden.. wenn denen nicht klar ist dass die abschaffung von pritaveigentum fuer uns ein langer prozess ist dann kann man uns sehr leicht als weltfremde theoretiker abschreiben..
solche forderung muessen daher in einen kontext eingebettet sein der sie auch fuer aussenstehende verstaendlich macht.. das thesenpapier macht das IMHO ganz gut.. kritik an eigentum wird verbunden mit positiven modellen partizipativer demokratie, etc ...
btw: das steirische programm ist hier imho weit weniger radikal: dort wird die abschaffung des privatkapitals ganz offen eingeschraenkt:
"Wir haben nicht die Absicht, das private Eigentum an Produktionsmitteln in ganzer Breite anzugreifen. Wir messen Klein- und Mittelbetrieben in Bezug auf Versorgung mit Konsumartikeln und Innovation, eine hervorragende Bedeutung zu. Angebot und Nachfrage sind sinnvolle Kriterien für überschaubare Sektoren wie ein lokales Handwerk." --- (aus dem steirischen programmvorschlag)
in diesem sinne finde ich die thesen besser.. forumulierungen die nicht gleich abschrecken sind besser als die grundsaetzte gleich aufgeben.. wobei auch obiges noch kein wirkliches aufgeben ist... zumindest nicht fuer die naechsten 100 jahre selbst wenn wir erfolgreich sind.......
KommunistInnen sollten m. E. dies lieber nicht verheimlichen - tun sie es doch und ersetzen infolgedessen diesen zentralen Punkt durch systemkosmetische Forderungen können nur zwei Auswirkungen sich ergeben:
1., die aus wahltaktischen Gründen betriebene Systemkosmetik macht aus KommunistInnen nach und nach sozialdemokratisch affirmative KonformistInnen bzw. atheistische ChristInnen oder
ich denke es geht hir nicht so sehr um "wahltaktik" sondern um darum die welt zu veraendern. dazu braucht es alle kraefte die interesse dazu darann haben.. "sozialdemokartisch" muss unser programm desshalb noch lange nicht sein und die thesen sind es auch nicht.. wenn sie es wirklich waeren sollte man das natuerlich dementsprechend kritisieren..
2., nach und nach kommt doch die kommunistische Inhaltlichkeit zu Tage - dann wird die Partei von Seiten der aus falschen Gründen zugestimmt Habenden zu Recht diffamiert, ausgegrenzt und fallengelassen werden.
haettest du natuerlich recht wenn dem so waere und die kommunistische inhaltlichkeit jetzt fehlen wuerde.. meine befuerchtung ist dass du den inhalt nur leider oft missverstehst.. weil er eben bemueht ist fuer aussenstehende verstaendlich sein. oder wie es in den thesen ausgedruekct ist:
"Insgesamt ergibt sich also: Die kapitalistische Gesellschaft hat auch unter neoliberalen Verhältnissen nicht aufgehört, durch Klassenwidersprüche strukturiert zu sein. Allerdings haben sich die Bedingungen, die Inhalte und die Formen, in denen sich Klassenbewusstsein bilden kann, verändert. Hier besteht eine besondere Herausforderung für die KPÖ und die Linke, nämlich demokratische und solidarische Potentiale sichtbar zu machen, Denk- und Verhaltensformen neu zu erlernen, zu entwickeln und zu vermitteln."
das ist die herausforderung vor der wir heute stehen... die herausforderung zu ignorieren und sich mit rechhaberrischen und eigenbroedlerischen positionen in den elfenbeinturm zurueckzuziehen waer natuelrich einfacher aber wuerde uns nicht weiter bringen...
ergo: Aufrichtigkeit zahlt sich aus! ergo: auch parteiintern sollten die Mitglieder wissen, worum es den KommunistInnen stets ging und immer noch geht: Aufhebung des Privateigentums, Aufhebung des Staats als Zwangsvollstrecker des Kapitalverhältnisses und ideologischer Instanz von Bürger- und KleinbürgerInnentum sowie klerikaler ErfüllungsgehilfInnen.
hmm. soweit ich das verstanden habe: wir schaffen den staat nicht ab sondern wir sagen sein "absterben" voraus. dann wenn alle klassengegensaetze abgeschafft sind.. die umgekehrete methode: zuerst den staat abschaffen und dann darauf hoffen dass sich die probleme loesen das ist der weg der anarchisten... den marx ja zu recht immer aufs schaerfste kritisiert hat:
Der erste Akt, worin der Staat wirklich als Repräsentant der ganzen Gesellschaft auftritt - die Besitzergreifung der Produktionsmittel im Namen der Gesellschaft - ist zugleich sein letzter selbständiger Akt als Staat. Das Eingreifen einer Staatsgewalt in gesellschaftliche Verhältnisse wird auf einem Gebiete nach dem andern überflüssig und schläft dann von selbst ein. An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen. Der Staat wird nicht »abgeschafft«, er stirbt ab. Hieran ist die Phrase vom »freien Volksstaat« zu messen, also sowohl nach ihrer zeitweiligen agitatorischen Berechtigung wie nach ihrer endgültigen wissenschaftlichen Unzulänglichkeit; hieran ebenfalls die Forderung der sogenannten Anarchisten, der Staat solle von heute auf morgen abgeschafft werden.
-- Friedrich Engels - Anti-Dühring - 3. Abschnitt
Die Verkennung der Interessen des KleinbürgerInnentums, wie sie im Programm nachvollziehbar wird, ist ein fataler Rückschritt um 150 Jahre!!!! Ich fordere dringend auf, reaktionäre Forderungen nicht als revolutionär zu verkennen.
die frage ist nur wer sind die kleinbuerger heute? die die in die selbstaendigkeit gezwungen werden? die keinen fixen job haben sondern sich nur mit werkvertraegen ueberwasser halten koennen? die ein kleines geschaeft irgendwo haben dass mehr schlecht als recht zum ueberleben reicht weil die supermarkt kette viel groessere auswahl hat.. jemand der sich von seiner bank ein paar aktien hat einreden lassen zur "altersvorsorge"... die jetzt nichts mehr wert sind?
es ist unsere aufgabe diesen leuten klar zu machen dass sie auch auf der seite der ausgebaeuteten stehen.. dass sie in diesem spiel nichts gewinnen koennen. das heisst nicht dass man sich ideologisch an die leute anbiedern muss.. aber man muss sie auch nicht mutwillig vor den kopf stossen blos weil sie eventuell keinen blauen overall tragen..
Der Erfolg der Grünnen als klassischer Partei des gehobenen, intellektuell verwahrlosten Kleinbürgertums kann kein Vorbild für KommunistInnen sein. In Österreich waren die Grünen schon immer (das liegt an der spezifischen österr. polit. Lage) ein ÖVP-light Hybrid, deren fortschrittlich klingende Forderungen rhetorisch aufpolierte Programmatiken des Radikalchristentums.
stimm ich dir zu. einzig: auch wenn es so ist wie du es beschreibst: so sehen es viele gruene nicht.. die halten sich fuer links.. naja.. auch hier wieder das problem: wie die leute fuer unsere sache gewinnen? ihnen linke alternativen bieten... man muss sie desswegen nicht gleich vor den kopf stossen.. siehe oben.
Jede Diffamierung von "Grosskonzernen" sollte KommunistInnen hellhörig machen! Solidarität mit den lohnkämpfenden ArbeiterInnen innerhalb dieser Konzerne ist wichtig und im Interesse des gesamten globalen Proletariats aber qualitativ etwas ganz anderes als die in Frage Stellung der Existenzberechtigung derselben. Letzteres ist eine ultrareaktionäre Forderung der reaktionärsten Kräfte schlechthin, des um Bewahrung seines Kleinbesitzstandes mit allen Mitteln kämpfenden Kleinbürgertums.
auch hier wieder die frage: wie gewinnen wir leute fuer unsere positionen. die ekelhaftigkeit des kapitalismus zeigt sich halt am allerbesten und allerdeutlichsten am der zunehmenden macht der grossen konzerne. wenn es nicht gelingt diesen prozess zu stoppen und deren macht wieder zu brechen koennen wir uns jede weitere hoffnung auf eine kommunistische welt ohnehin abschminken...
das heisst natuerlich nicht dass wir gegen die arbeiterinnen aus diesen betrieben etwas haben.. ganz im gegenteil.. dass es nicht die konzerne an sich sind sondern der dahintersteckende mechanismus des kapitals, das wird immer mehr leuten klar..
erst wenn es gelungen ist die macht der konzerne zu brechen kann man an weitere einschraenkungen des kapitalismus erst denken...
wenn du dir anschaust wie sich M/E die abschaffung des privateigentums vorstellen dann siehst du dass sie auch zuerst mal oben anfangen..
1. Beschränkung des Privateigentums durch Progressivsteuern, starke Erbschaftssteuern, Abschaffung der Erbschaft der Seitenlinien (Brüder, Neffen etc.), Zwangsanleihen pp.
2. Allmähliche Expropriation der Grundeigentümer, Fabrikanten, Eisenbahnbesitzer und Schiffsreeder, teils durch Konkurrenz der Staatsindustrie, teils direkt gegen Entschädigung in Assignaten (6).
3. Konfiskation der Güter aller Emigranten und Rebellen gegen die Majorität des Volkes.
4. Organisation der Arbeit oder Beschäftigung der Proletarier auf den Nationalgütern, Fabriken und Werkstätten, wodurch die Konkurrenz der Arbeiter unter sich beseitigt und die Fabrikanten, solange sie noch bestehen, genötigt werden, denselben erhöhten Lohn zu zahlen wie der Staat.
....
10. Zerstörung aller ungesunden und schlecht gebauten Wohnungen und Stadtviertel.
11. Gleiches Erbrecht für uneheliche wie für eheliche Kinder.
12. Konzentration alles Transportwesens in den Händen der Nation.
--- Marx-Engels Werke, Band 4 Friedrich Engels, Grundsätze des Kommunismus (1)
Eine Partei, die für die Aufhebung des Privateigentums kämpft, hat von dieser Seite null und nichts zu erwarten. Ich würde die GenossInnen bitten, Marx und seine Auslassungen zum Kleinbürgertum vielleicht doch ein wenig ernster zu nehmen. Da sich bei allen seinen übrigen Analysen deren Richtigkeit seit 150 Jahren immer nur bestätigt hat, wird er auch bezüglich Kleinbürgertum nicht falsch liegen....
ich denke es ist allen klar wie das ganze laeuft: die grossen konzerne brauchen in der buergerlichen demokratie eine zahl von waehlern.. daher gilt es sich komplizen zu schaffen. private pensionsvorsorgen... leute in die scheinselbstaendigkeit draengen, etc.. etc.. siehe oben. die "kleinbuerger" werden gemacht. es gilt diesen prozess zu bekaempfen. den leuten klarmachen dass sie keine buerger sind sondern nur betrogenen...
vor 150 jahren waren die verhaeltnisse noch etwas anders... da gab es klassisches proletariat... heute ist die welt komplizierter... zu versuchen marx ohne nachzudenken 1:1 in die gegenwart zu uebersetzen kann nicht funktionieren. es geht eher darum zu verstehen was er gemeint hat und das auf die zum teil veraenderten verhaeltnisse der gegenwart anzuwenden...
lg mond