Hallo lieber Didi und gods,
hier ist eine Antwort auf Didi.
Die Zahlen sprechen für sich - sie belegen, dass die Situation für ALLE Beteiligten eine Untragbare ist - und daran wird, so befürchte ich, auch eine Mauer/ein Zaun (wie schon ausgeführt) nix ändern.
Das ist nicht gesagt. Sieh Dir nur den Zaun um den Gazastreifen an. Und Zahlen sprechen nie für sich selbst!
Warum Israel so vorgeht? - weil ein Premier, der eigentlich vor das Kriegsgericht in Den Haag gehörte, (leider?!) darauf hoffen kann, dass er mit dieser/durch diese Politik wiedergewählt wird.
Das soll alles sein? Nur und ausschließlich um wiedergewählt zu werden? Es ist klar, dass die Politik in bürgerlichen Demokratien immer im 4-Jahresrhytmus gemacht wird. Aber als einzige Erklärung reicht das nicht aus.
Ansonsten verweise ich auf meine Mail vom 29.9. (welches du aber vielleicht nicht erhalten hast - weil an chello-adresse). Dort hab ich - neben einer "Positionierung" auch Fragen gestellt. Sicherheitshalber dieses Mail nochmals nachfolgend:
Lieber Roland, liebe Judith, liebe Nora
hoffe es ist uns mal möglich, ausgiebig über das thema/die themen zu diskutieren. als vertreter der kpö für die vorbereitung der demo, die bei der oper endete, ein paar worte zu eurer kritik.
Allgemein: manches in euren ausführungen kann ich teilen, anderes nicht.
konkreter:
Ihr schreibt: "Beim Sicherheitszaun der um die Westbank gebaut wird, handelt es sich um eine defensive Maßnahme, die von der Mehrheit der israelischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, begrüßt wird."
dass eine mehrheit etwas begrüßt, ist für mich kein argument. Zur Idee, dass der Zaun oder die Mauer mehr Schutz für die Menschen in Israel bringt. Bis jetzt, soweit ich mich in der Geschichte auskenne, haben menschliche Gehirne noch in jeder "Sicherheitsidee" eine "Sicherheitslücke" gefunden. So wird es - dies traue ich mir prophezeien, auch beim Zaun/der Mauer sein.
Terroristen werden es auf jeden Fall schwerer haben, eventuell wird es ihnen ganz verunmöglicht. Siehe Zaun um den Gazastreifen und an der Grenze zum Libanon.
Ich frage mich auch, welche Vorstellungen von einem "Leben in Sicherheit" die israelischen Parteien haben, denen nur einfällt, ihre BürgerInnen hinter einem Zaun vor Gefahr zu schützen. Ihr selbst schreibt: "Der Zaun ist keine gute Lösung, doch in der Situation in der sich Israel heute befindet, ist sie die erträglichste." Es bleibt aber die Frage, wie lange noch die israelische Politik mit ihrer Politik den Status Quo fortzuschreiben gedenkt.
Und wie lange möchte die palästinensische Behörde noch den Status Quo fortschreiben?
Zur Apartheidmauer: Diese Formulierung ist auf meinen Mist gewachsen, vielleicht wirklich eine schlechte Formulierung - das Presseaussendungen jedoch etwas mit "tiefgehener Analyse" zu tun haben sollen/müssen, ist meine Meinung nicht.
Das Misstrauen Israels ist berechtigt, schreibt Ihr, "wie Hunderte tote Zivilistinnen und Zivilisten beweisen." - daher die Mauer. Und was - frage ich Euch - ist mit dem Misstrauen der PalästinenserInnen? Und wenn wir schon Opferzahlen austauschen, Opfer gibt´s auch auf Palästinensischer Seite. Auf einer - mir glaubwürdig erscheinenden Site - lese ich: "2.589 getötete und 41.000 verletzte Palästinenser - 915 Tote und 4.166 verletzte Israelis" - siehe http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Nahost/bilanz-intifada.html
Was - so eine weitere Frage - meint Ihr dazu, dass Israel (oder genauer die herrschenden Parteien ebendort) UN-Resolutionen ignoriert? Was meint Ihr zu den offenen Morddrohungen von Sharon gegen Arafat, über dessen Politik man zugegeben dieser oder jener Meinung sein kann.
Zu den UN-Resolutionen und ihrem Zustandekommen gäbe es genug zu sagen...
Was die Positionierung der KPÖ betrifft, so sind meines Wissens noch immer jene Punkte gültig und Beschlußgrundlage, die auch in der Presseerklärung erwähnt wurden. "Rückzug Israels aus allen besetzten Gebieten, die Aufhebung der illegalen Besiedlung, die Anerkennung der palästinensischen Ansprüche auf Ost-Jerusalem und eine gerechte Lösung der Flüchtlingsfrage."
Wir müssen aber auch die Argumente der Israelis zur Kenntnis nehmen, die dem widersprechen; auch etliche israelische Linke können mit unseren Forderungen wenig anfangen. Wir dürfen es uns weiters nicht einfach machen, indem wir sagen, das alles was die Scharon-Regierung sagt Propaganda wäre.
Es ist nicht klar, dass, wenn die KPÖ-Forderungen erfüllt werden würden, es dann "Frieden", also normale bürgerliche Verhältnisse im Nahen Osten gibt. Auf welcher Analyse bauen unsere Forderungen? Also, es gibt viel zu diskutieren.
liebe grüße, trotz alledem didi
LG Roland
Kosmonaut schrieb:
Lieber Genosse Didi, liebe DogmatikerInnen,
das stimmt schon, Didi, das wir als KommunistInnen gegen jegliches Töten sind; aber Du weichst einer konkreten Antwort aus! Ich habe den Artikel
ganz
gelesen, sogar mehrmals und gerade deshalb hab ich Dir ein paar klare
Fragen
gestellt und wiederhole sie hiermit: Sprechen die Zahlen für sich oder bedarf es einer Interpretation? Warum geht Israel so und nicht anders
vor?
Liebe Grüsse Roland P.S. Ich hoffe, Du hast meine Adresse schon geändert, damit ich den Newsletter weiterhin erhalten.
Lieber Genosse
"Bilanz des Schreckens" steht, so war meine Meinung, für sich.
Dass wir KommunistInnen keinen Spaß daran haben, wenn Menschen von wem auch immer abgeschlachtet werden, ist - so glaube ich - eine Selbstverständlichkeit.
Ansonsten frage ich mich, ob du den Artikel gelesen hast. Ich lese - gleich zu Beginn: *
"Studie: seit 1967 wurden 1.919 Menschen bei Terroranschlägen in Israel getötet*
Von 1967 bis heute sind bei 2.136 Terroranschlägen in Israel 1.919 Menschen getötet worden. 48% von ihnen (915 Menschen) starben in Folge der zweiten Intifada, die Ende 2000 ausbrach. Verletzt wurden in Israel von 1967 bis heute ca. 8.000 Menschen. 52% davon (4.166) während der zweiten Intifada."
grüße didi
Kosmonaut wrote:
Hallo lieber Didi,
ich schreibe Dir, weil Du der Webmaster bist.
Nicht nur die Berichterstattung über die Demo vom 25. 9., sondern ganz besonders der "Linktipp: Eine Bilanz des Schreckens" ist an
Einseitigkeit
nicht mehr zu überbieten! Die Seite stammt von der "AG
Friedensforschung
der
Uni Kassel" und listet penibel die Opfer des Israel-Palästina-Konflikts
auf;
die palästinensischen und die israelischen.
Aber beim Bericht über die zweite Intifada werden ausschließlich die palästinensichen Opfer erwähnt und in alle möglichen Kategorien
eingeteilt.
Kein Wort über die toten israelischen ZivilistiInnen. Es werden eine
Menge
an Toten- und Verwundetenzahlen aufgelistet, aber es erfolgt keine Beurteilung dieser Zahlen. Weder von der Uni Kassel, noch von der KPÖ! Sollen die schrecklichen Zahlen tatsächlich für sich sprechen?
Die Antisemiten und Antisemitinnen hierzulande werden sich schon ihren
Teil
dazu denken. Die Rechten (abgesehen von den deklarierten Nazis) können dadurch zur "Einsicht" gelangen: Die Juden führen sich (bzw. so
ähnlich)
auf
wie die Nazis! Die Linken können zu dem Schluss kommen: Die Israelis
führen
sich (bzw. so ähnlich) auf wie die Nazis!
Solche Schlüsse kann man wirklich als unbedarfte/r durchschnittliche/r Österreicher bzw. Österreicherin gewinnen. Ein solcher vermittelter (möglicher) Eindruck kann doch einer KP nicht wurscht sein.
Was bewegt Dich, lieber Didi, dazu, zu so einer einseitigen Homepage zu verlinken, auf der nur die palästinensischen Opfer und ausgerechnet die
der
zweiten Intifada aufgelistet werden. So als ob die Israelis die
Intifada
angezettelt hätten, die im Übrigen einer inoffiziellen Kriegserklärung gleichkommt. Was soll damit ausgesagt werden? Warum geht Israel gerade
so
vor? Aus Bösartigkeit? Bitte um Antwort und
liebe Grüsse aus Berlin Roland Starch