liebe nora, liebe gods,
zum zweiten, naemlich deinen nachbetrachtungen zum asf: ich bin der ansicht, dass wir uns - bei aller kritik am asf - wirklich noch nicht den kopf zerbrechen muessen, was nach der revolution sein soll und uns dafuer bereits jetzt entschuldigen sollen, dass unsere loesungen nicht 100%ig optimal sind.
ich hab dabei nicht von "unseren" loesungen. gesprochen sondern von allen moeglichen loesungen.
schon mal was vom fell des baeren gehoert? wir haben den revolutions-baeren noch lange nicht!
auch halte ich das asf nicht fuer das forum, in dem sowas diskutiert werden muss.
wo sonst? das ASF ist das forum wo "nach einer anderen welt" gesucht wird. it geradezu ideal. das ASF ist der platz wo alle zusammen kommen die diese welt gegen den neoliberalen mainstream veraendern wollen.
das ist der minimalkonsens - frag doch mal "alle" ob sie auch fuer die aufhebung des privateigentums, das verschwinden der klassen und das ende der warenproduktion sind....das waeren dann naemlich die momente von revolution
ich will jetzt nicht das asf verteidigen - aber diese institution kann eben nicht die ueberwindung gesellschaftlicher verhaeltnisse bewerkstelligen, da sie selbst ausdruck eben derselben ist. da das gesellschaftliche verhaeltnis eben auch (teil des) kapitalverhaeltnis(ses) ist, sind saemtliche optimierungen, die womoeglich auch am asf erzielt werden, eben auch optimierungen des kapitalverhaeltnisses, was aber nichts besonderes heisst, ausser dass es vielleicht danach einigen subjekten ein bisschen besser geht - was ja nicht so schlecht ist, aber halt keine revolution bedeutet.
verstehe ich nicht. wie revolutionaer das ASF ist oder nicht ist nicht festgelegt durch irgendwelche "kaptialverhaeltnisse" oder nicht. oder zumindest nicht mehr oder weniger festgelegt als in unseren eigenen diskussionen.
um meine obige charakterisierung verstehen zu koennen, muesste man marx begreifen wollen, der sagt das naemlich: die herrschenden gedanken, sind die gedanken der herrschenden (d. h. was immer sich so ein untertan ausdenken kann, wurde schon vorher in den gedankenspenden der herrschenden zustaende angedacht bzw. vorweggenommen (=diskurse), und die fuehren ganz sicher keinen diskurs in den kategorien ihrer eigenen beseitigung, allerhoechstens in den kategorien ihrer verbesserung).
die diskussionen am ASF haben eine gewisse breite. da gibt es teile die sich mal auf kleinere aenderungen konzentrien (wobei viele davon nicht sagen dass sie dort stehenbleieben wollen) aber auch welche die das system als ganzes viel schaerfer in frage stellen... das ASF ist dabei in erster linie diskussionforum:
das klingt sehr nach theoretischen stuermen im wasserglas, wobei mich das in der asf-sparvariante an die gegensaetze zwischen sozialdemokraten und kommunisten von anno dunnemalen erinnert: radikal revolutionaer oder reformistisch in kleinen schrittchen. also eigentlich leben wir schon in der anderen moeglichen welt, denn vor ca. 100 jahren hat die sozialdemokratie ja eh schon mit ihren refoermchen in kleinen schrittchen angefangen. sind wir nicht eh schon bald da? oder wie lang dauert's noch? radikal ging's auch schon mal: oktoberrevolution, chinesische revolution, kubanische revolution - worauf wartet die welt? papa fidel an die spitze und gemma!!! oder???
wenn du meinst dass dort zuwenig ueber das kaptialverhaeltniss nachgedacht wird dann kannst du hingehen und einen workshop darueber halten. dort erreichst du zumindest leute die zuhoeren und die das interessiert (im gegensatz zur breiten oeffentlichkeit) und anderseits auch leute die das nicht ohnehin schon alles wissen (so wie in unseren kreisen..)
mond bitte! LIRE LE CAPITAL kann ich nur einen althusser-satz zitieren, wer die revolution will, sollte zumindest auch was fuer seine geistige beweglichkeit tun, weil's halt so einfach nicht ist. aber bitte selbsttaetig wenn schon - wenn's immer wen zum anschieben braucht, dann ist das postulat der muendigkeit eh obsolet und ohne muendige individuen spielts ned amal emanzipation geschweige denn revolution. im uebrigen bin ich nicht der meinung, dass dort zu wenig ueber das kapitalverhaeltnis nachgedacht wird, sondern gleich gar nicht, was aber auch nix macht, weil's ja dem asf ueberhaupt nicht um dessen aufhebung geht. der satz lautet ja bekanntlich: "eine andere welt ist moeglich", es geht nicht darum, ob eine solche auch eine jenseits des weltweit praktizierten tauschverhaeltnisses sein soll, denn das steht ganz absichtsvoll ueberhaupt nicht dort. vielleicht eher eine andere welt, die "weder rechts noch links ist", sondern "sozial" und "regional"? oder was alles noch...
ich denke, dass eine zielsetzung wie: ueberwindung des kapitalismus fuer das asf als subjekt dieser aufgabe genauso zum scheitern verurteilt ist, wie diese aufgabe etwa der arbeiterInnenbewegung aufzuhalsen und sich dann wunder was zu erwarten (wie wir alle wissen ist diese erwartung hinsichtlich der arbeiterInnenbewegung ja auch baden gegangen). wobei die arbeiterInnen m. e. zumindest ende des 19. jhs und anfang des 20. um einiges besser geruestet erschienen als das asf heute...
das ASF selbst will kein subjekt sein. dazu gibt es das TsB (treffen der sozialen bewegungen das immer am sonntag nach dem ASF stattfindet).
und wer soll dann bitte die welt aendern? das asf bitte nicht, obwohl es den satz postuliert? also das ist echt sozialdemokratisch! lupenreinst!!! o je! das wird noch tiefer als die gruenen werden, wetten?
die arbeiterInnenbewegung im 19. jahrhundert hatte es wohl auch etwas leichter: sie war homogener und der feind war leichter erkennbar..etc.. etc..
das mit der homogenitaet ist ein mythos...
aber: nur weil die aufgabe heute schwieriger ist heisst das nicht das wir gar nichts tun. "wer nicht kaempft hat schon verlorgen". das ASF ist der sammelplatz aller die kaempfen wollen. kommen aus verschiedenen richtungen aber zumindest sie haben eines gemein: den willen die welt zu veraendern. das ist einmal ein anfang. was daraus wird: wir werden sehen.
kaempfen um des kaempfens willen ist wie reden um des redens willen - schlicht nervig. aber ich unterstelle mal, dass die meisten asf-lerInnenfuer irgend etwas konkretes kaempfen wollen, i. e. die verwirklichung irgend eines partikularen interesses - nicht schlecht, aber eben auch nicht unbedingt weltveraendernd - etwa so (naemlich durch fortwaehrendes erreichen irgend eines partikularinteresses) reproduziert sich das globale kapitalverhaeltnis in permanenz sekuendlich weltweit. will sagen: das asf ist nichts als ein spiegel der gesamten gesellschaftlichen kraefteverhaeltnisse und macht getreulich die vorgegebenen spielregeln nach und will auch nichts anderes. und deswegen kritisiere ich auch nicht das asf fuer das, was es nicht erreicht, sondern allerhoechstens dafuer, einen grundsaetzlich falschen anschein erwecken zu wollen, und dich, mond, dafuer, dass du auf selbigen hereinfaellst...
aber mir erscheint die hektische suche nach einem revolutionaeren subjekt sowieso muessig, weil das so planspiele am gruenen tisch fuer einige intellektuelle sind.
"suchen" ist ohnehin der falsche weg: "konstruieren" waere besser ausgedrueckt. das ASF ist ein teil des konstruktionsbueros.
...oder mit gewalt darauf hereinfallen willst!
und konstruieren ist noch wesentlich muehsamer als suchen... lauter fruchtlose anstrengungen! aus der vergeblichen anstrengung/suche die falschen konsequenzen ziehen, das ist scheinbar genau der asf-ansatz.
ich wuenschte, du wuerdest keine falschen fehler machen und mit dem asf das machen bzw. das von ihm erwarten was besten- oder schlechtestenfalls geht. die ueberwindung des "kapitalismus" (was auch immer das sein soll - hoffentlich nicht die antisemitische denkfigur des "sich persoenlich bereicherns durch ein paar charakterlich dubiose kapitalisten") gehoert ganz sicher nicht dazu.
lg n