und noch einmal ...
-------- Original-Nachricht -------- Datum: Mon, 21 Aug 2006 23:37:00 +0200 Von: "Nora Hermann" nausikaa@gmx.at An: franz schaefer schaefer@mond.at, dogma@mond.at CC: Betreff: Re: [dogma] interessiert euch vielleicht: der nahe osten alsprojektionsflaeche
ich hab eher den eindruck, dass er - bei aller vordergründigen kritik - versucht, die antiimps vom antisemitismus-verdacht und der inhaltlichen nähe zu FPÖ/BZÖ - forderungen freizusprechen.
die anti-deutschen dagegen kriegen heftig kritik ab, unter anderem durch ein unglaublich dummes und demagogisches misik-zitat untermauert. ausserdem versucht er einem sehr ernstzunehmenden politikwissenschaftler - matthias küntzel nämlich - mangelhafte kenntnis zu unterstellen, etwa in der diskussion einer vergleichbarkeit von antisemitismus bei deutschen und bei arabern. das ist einfach nur dämlich, kommt aber unglaublich bierernst daher. in seinem fachgebiet (muslimbrüderschaft - theorie/praxis/geschichte/personal) gibt es in deutschland keinen wissenschaftler, der so intensiv recherchiert hat wie küntzel. küntzel unterstellt er nähe zur CDU, allerdings belegt er das nicht inhaltlich sondern nur mit der vortragstätigkeit küntzels, der es als wissenschafter wagt, auch vor cdu-lern vorträge zu halten, von deren inhalt der autor des textes aber nichts verlauten lässt. während die antiimps sich selbst verteidigen dürfen, gesteht er das den antideutschen nicht zu.
ausserdem wärmt er das märchen von den fehlenden grundlagen für antisemitismus im nahen osten wieder auf und muss zu diesem zweck natürlich implizieren, dass die gesellschaften dort allesamt vormodern (mit ausnahme israels selbstverständlich) wären - denn nur so lässt sich das angebliche nicht-vorhandensein von modernem antisemitismus plausibel begründen. (im grunde ist diese primitivisierungs-konstruktion im kern rassistisch.)
zu obigem im widerspruch konstruiert er dann aus den konflikten israels mit den benachbarten gesellschaften eine "grundlage" für arabischen antisemitismus (während die deutschen im unterschied dazu ja gar keinen grund gehabt hätten). also doch! hier mitten im text erscheint wieder mal ganz unauffällig auffällig (für den eingeweihten) das klassische stereoty: juden wären am antisemitismus selber schuld!
vielleicht sollte ich doch mal wieder eine geniales zitat von henryk m. broder aufwärmen: "der antisemitismus ist nicht das problem der juden, sondern das problem der antisemiten."
somit hat Bernard Schmid, autor dieses "tollen" artikels wieder mal das übliche produziert und bewiesen, dass zumindest für ihn der nahe osten immer noch die ideale projektionsfläche ist, um den antisemitismus als politische haltung (wenigstens für die von den israelis "unterdrückten") zu reetablieren (inklusive seines impliziten verständnisses dafür).
m. e. ist das der eigentliche zweck des artikels und auch der, endlich mit den anti-deutschen aufzuräumen, die der verbreitung seiner antiimperialistischen antisemitismusauffassung bis jetzt blöderweise noch im weg stehen.
lg nora
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23343/1.html
der artikel gibt sich zwar oberflaechlich "neuteral" und kritisiert sowohl antiimps als auch antideutsche aber ist meines erachtens doch deutlich in die eine richtung lastend und stellenweise grob oberflaechlich...
lg mond.
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