Lieber KurtO,
meine Unterstützung hast du. Eine Kampagne gegen das Revisionistenhaus ist notwendig; ebenfalls eine Kampagne gegen Zeitungen wie etwa "Zur Zeit". Die "Umleitung" der freiwerdenden Gelder für die Restaurierung des Theaters ist eine gute Idee, obwohl es noch viele Projekte gäbe, die förderungswürdig wären.
LG Roland
-----Ursprüngliche Nachricht----- Von: god-admin@mond.at [mailto:god-admin@mond.at] Im Auftrag von Kurto Wendt Gesendet: Dienstag, 25. November 2003 17:43 Cc: Markus.Zingerle@reflex.at; god@mond.at Betreff: Re: [god] Resolution
hallo genossinnen!
ich hab mich gleich hingsetzt und meinen antrag bezüglich "haus der heimat" gschrieben. ich möchte ihn auf jedenfall so stellen und auch dass er noch ausgeschickt wird. wenn ich bis morgen abend 4 positive rückmeldungen krieg (und keine negative!) möchte ich ihn gerne als GO Dogma einbringen. ansonsten namentlich mit den genossInnen die sich zurückmelden.
ciao kurtO
Keine weiteren Förderungen für das Haus der Heimat Restaurierung eines jüdischen Theaters in der Leopoldstadt
Die Orientierung in der Kulturförderung ist immer konkreter Ausdruck politischer Wertungen. Ein sehr krasses, in seiner Gegenüberstellung unglaubliches, Beispiel, ist die großzügige Förderung des Rechtsextreme beheimatende Haus der Heimat und die Weigerungen von Bund und Stadt Wien, sich am Wiederaufbau eines erst vor kurzem wiederentdeckten jüdischen Theaters im Wiener 2. Bezirk zu beteiligen.
Das umstrittene "Haus der Heimat" der volksdeutschen Landsmannschaften wird großzügig aus öffentlichen Mitteln finanziert. Das Haus der Heimat wurde 1996 aus Mitteln des Bundes, der Länder Wien und Oberösterreich, sowie aus Eigenmittel der Vertriebenenverbände errichtet. Weitere Finanzierungen wurden 1997 von der SPÖ/ÖVP-Regierung abgelehnt. 5 Jahre später, im September 2002, beschloß das Parlament EINSTIMMIG der Landsmannschaft eine Förderung von vier Millionen Euro für das Haus der Heimat zukommen zu lassen. Die Grünen rechtfertigten sich nachher damit, dass der Beschluß Teil eines größeren Pakets war, in dem auch sinnvolle Förderungen, wie die SchülerInnenfreifahrt enthalten waren, und sie das Paket nicht mehr aufschnüren wollten (v.d.Bellen, September 2002). Auch das rote Wien subventioniert das völkische Zentrum. Trotz massiver Proteste (auch der Wiener Grünen) werden rund 650.000 Euro für den Veranstaltungsort für Rechtsextreme aus dem Kulturbudget der Stadt Wien für 2003 bereitgestellt. Bürgermeister Häupl erklärte im Einklang mit ÖVP und FPÖ, dass es seitens der Stadt Wien zu einer Subventionierung des Vertriebenenfonds bzw. des "Haus der Heimat" durch die Stadt Wien kommen werde, versehen mit Auflagen, die sicherstellen sollen, dass die Gelder nicht Veranstaltungen von Rechtsextremisten zu Gute kommen werden, ohne zu Erwähnen welche auflagen dies sein könnten. Seit 1997 hält der "Neue Klub" seine "Klubabende" im "Haus der Heimat" ab; die Liste der dort Vortragenden liest sich streckenweise wie das who is who des deutsche-österreichischen Rechtsextremismus: Herbert Jüttner (Referent bei der rechtsextremen Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik); Heinz Fidelsberger (Autor in der rechtsextremen Zeitschrift "fakten"); Karl Richter (führender Aktivist der von den "Republikanern" abgespaltenen "Deutschen Liga für Volk und Heimat"); Herbert Fritz (Gründungsmitglied der 1988 behördlich aufgelösten NDP) und zahlreiche andere Mitglieder der rechten Szene halten regelmäßig Vorträge im "Haus der Heimat". Am 18. November 2002 hielt Franz Schönhuber, Mitglied der ehemaligen Waffen SS und Chef der Republikaner, einen Vortrag vor rund 200 Veteranen im "Haus der Heimat". Daneben trat auch Walter Lüftl im Zentrum auf, der ein "Gutachten" verfasste, in dem die Existenz von Gaskammern während des Nationalsozialismus geleugnet wird. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, so die Stadtzeitung "Falter" (49/02), bezeichnet das "Haus der Heimat" als "Veranstaltungsort für die rechtsextreme Szene, wenngleich nicht jeder, der bei den Diskussionsveranstaltungen auftritt oder sie besucht, als rechtsextrem bezeichnet werden kann".
Die toten österreichischen Juden werden viel gepriesen. Nostalgische Ausstellungen, Huldigungen oder Gedenkstätten, die errichtet werden, um Österreichs «grosse jüdische Vergangenheit» zu reflektieren oder zu feiern, sind nicht nur für Ansässige von Bedeutung, sie üben ihren Reiz auch auf die Touristen aus und werden oft von der Regierung unterstützt. Sieht man jedoch von der ehrenwerten Gedenkarbeit ab, wird hier auch ein neues Stereotyp aufrecht erhalten: die Nicht-Wiederherstellbarkeit des Judentums. Das Jüdische Theater Austria ist hier ein Fallbeispiel. Als eines der ersten Unternehmen dieser Art seit den späten dreissiger Jahren, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Westeuropa, sticht es auch dadurch hervor, dass es jüdische Identität als eine lebende Komponente der österreichischen Identität ansieht. Trotzdem wird ihm seit Jahren jegliche Unterstützung von Seiten des Bundes «aus grundsätzlichen Erwägungen» (aus einem Brief vom Leiter der Kunstsektion) und des Wiener Sprechtheaterbeirats («nicht förderungswürdig») verwehrt.
Im September 2003 machte Warren Rosenzweig in einem offenen Brief an die Bundesregierung und Stadt Wien den Vorschlag, ein unersetzbares Kulturgut in Wien zu retten ein einst renommiertes jüdisches Theater in der Praterstrasse 34, entworfen im Fin de Siècle von einem bedeutenden Jugendstilarchitekten, Oskar Marmorek, selbst ein österreichischer Jude. Seit seiner NS-Beschlagnahmung im Jahr 1938 blieb es als kulturelles Mausoleum für das Auge sowie für die Erinnerung verborgen und wurde erst vor ein paar Jahren zufällig wieder entdeckt es diente zuletzt als Lagerraum eines Supermarktes. Wenn diese einzigartige Stätte jetzt nicht endlich restauriert wird, könnte sie für immer verloren gehen im 21. Jahrhundert zum zweiten Mal zerstört.
Die KPÖ Wien wird sich konzentriert dafür einsetzen, dass das Haus der Heimat ab 2004 keine weiteren Förderungen seitens der Stadt Wien erhält und die dabei freiwerdenen Mittel direkt der Restaurierung des jüdischen Theaters in der Praterstrasse zukommen.
_______________________________________________ god mailing list god@mond.at http://mond.at/cgi-bin/mailman/listinfo/god