franz schaefer schaefer@mond.at writes:
kann man von einer "aufhebung des wergesetzes" sprechen?
ja. in dem sinne dass die aufhebung des wertgesetzes nicht gleichzusetzen wäre mit seiner "abschaffung". d.h. auch in einer nachkapitalistischen gesellschaft würde sich für die herstellung und verbreitung von gütern und diensten jene produktions- vertriebs- und dienstleistungsmetode durchsetzen, die am wenigsten gesellschaftlich durchschnittliche arbeitsquanten benötigt. d.h. die produktivste art etwas zu tun wäre nach wie vor ein wesentliches richtmaß des tuns im gesellschaftlichen ausmaß. oder?
das wertgesetz ist keine definition
dass der wert einer ware der in ihr enthaltenen, dem jeweils derzeitigen produktivitätsniveau entsprechenden, quantum arbeitszeit entspricht, bedeutet nicht dass die ware diesen wert "hat". sie transportiert ihn gewissermaßen nur über den zu erwirkenden verkauf in den erlös. g' ist dann wieder g eines neuen zyklus. scheitert der verkauf is es nix mehr ... wert (etwas trivial formuliert). das wertgesetz ist keine definition sondern eine realabstraktion. ungefähr: ein gesellschaftliches verhältnis, das aus dem permanenten tun aller akteurInnen (auch institutionen) heraus am wirken - am tatsächlich wirken - gehalten wird. dieser zusammenhang aus besitz und (ver)kauf, im kern abgesichert durch das eigentumsrecht und die vertragsfreiheit, lässt alle beteiligten notgedrungen über die "konkrete arbeit" und den gebrauchswert hinwegsehen beziehungsweise diese nur in den blick bekommen wenn das tauschverhältnis passt.
das wertgesetz steht dem kapitalistischen gesellschaftlichen stoffwechsel zugrunde, dessen namen ist: gedeih UND verderb
wie war der marx'sche satz von der betrieblichen rationalität und der gesellschaftlichen anarchie, hab ihn grad nicht im kopf. auf jeden fall bedingt das wertgesetz auch die waren- und somit kapitalvernichtung. vom produktivitätsniveau überholte oder in einer absatzkrise liegengebliebene güter sind in ihrem wert arg gemindert noch bevor sie ihn realisieren konnten. wert ging verloren und die güter werden entweder weit unter wert vertrieben oder ganz aus dem verkehr (nicht nur warenverkehr) genommen. nicht viel komplizierter verhält es sich mit eigentumstiteln oder anteilsscheinen: kann ein unternehmen am markt nicht reüsieren, schwindet nach einer überbewertung auch sein aktienkurs (der da nix anderes war als eine erwartung an eine zukünftige beteiligung in der aufteilung des erzielten werts der vertriebenen waren). wert schwindet ununterbrochen, um anderer verwertung platz zu machen. in dieser aus dem wertgesetz resultierenden logik liegt das kapitalistische "auf gedeih und verderb" - eben mit einem "und" v erknüpft - begründet. da ist nix "definition" sondern alles "realer" prozess.
in der aufhebung
die eigentumsverhältinsse (und deren "juristische, militärische und ideologische absicherung") würden sich drastisch verändern: die arbeit würde sich ebenso drastisch in entscheidungs- und arbeitsweisen ändern und würde dinge produzieren, die sich in eigentums- und verkehrsform und wohl auch im gebrauch von waren unterscheiden würden arbeit wäre also keine arbeit mehr (im kapitalistischen sinn); die möglichkeit in gesellschaftlich durchschnittlich erreichbarem wohlstand zu leben wäre nicht mehr an die notwendigkeit zu arbeiten geknüpft etc. vorübergehend wären verteilungsmaßnahmen von gütern durchzuführen, die heutigen hilfsmaßnahmen (oder der idealistischen vorstellung von entwicklungszusammenarbeit) ähnlich wären, wären also güter entgegen den produktivitätsgefällen zu bewegen. in den neu entstehenden gesellschaftlichen verhältnissen würden aber alle akteurInnen nicht umhinkommen, in ihrem tun zu berücksichtigen dass es ein nicht definierberes aber wirkendes maß gibt: die produktivste (d.h. am wenigsten "a rbeits"zeit benötigende) weise etwas zu tun. dieses maß wäre nicht mehr im wertgesetz aufgehoben sondern letzteres in neuen freiheiten und regulationen: natürlich stünde es jedem frei, etwas in einer nicht der gesellschaftlich durchschinttlichen zeit herzustellen oder zu erledigen (wie im kapitalismus auch), doch stünde keine notgedrungen scheiternde verwertung der produkte mehr auf der tagesordnung, diese hieße nicht mehr "auf gedeih und verderb" sondern "lass das mal lieber, außer es macht dir spaß". wie die verkehrsform aller produktionsmittel ausschauen könnte, dafür ist heute "open source" wahrscheinlich das beste, wenn auch hinkende beispiel. produktionsprozesse und auch die orte der gesellschaftlich durchschnittlichen produktivität würden sich jedenfalls drastisch verändern. an die stelle von waren- und kapitalvernichtung träten andere formen von verschwendung in einem gesellschaftlichen prozess, in dem es eben nicht mehr um die selbstverwertung einer realabstraktion ginge. die leute hätten viel spaß, und das wertgesetz wäre nicht abgeschafft sondern ... aufgehoben.