Roland hat folgende mail nicht an den god-verteiler schicken können:
Hallo,
gleich vorneweg: Martin, zwar nur assoziiertes Mitglied, unterstützt den Aufruftext zum 8.Mai. Und wer die richtige Seite zur BundespräsidentInwahl noch nicht kennt: www.bendita.at. Zu Monds Ausführungen hab ich ein paar zwingende Einwände. Heut Nachmittag wird die Unterstützung zum Befreiungsfest unter der Bezeichnung "KPÖ-GO Dogma" an die PlanerInnen weitergeleitet. Bisher sind 4 (bzw. 5) Leute dafür und 2 dagegen.
Freiheit Roland
-----Ursprüngliche Nachricht----- Von: franz schaefer [[ mailto:schaefer@mond.at ]mailto:schaefer@mond.at] Gesendet: Montag, 19. April 2004 11:30 An: Roland Starch Cc: god@mond.at Betreff: kritik am aufruftext zum 8. mai
wie ich auch schon sonntags sagte: ich finde den text im grossen und ganzen schon viel besser aber kann ihn keinesfalls unterstuetzen wenn dort
unbedingte Solidarität mit Israel
gefordert wird. "kritische solidaritaet" wuerde ich zustimmen. aber "unbedingt" ist genau der blankoscheck den wir niemandem unterschreiben sollten und schon gar nicht einem staat in dem gerade ein ultrarechtes arschloch an der spitze ist. und das eine massnahme nach der anderen setzt um den konflikt weiter zu eskalieren... fuer solche massnahmen kann ich keine solidaritaet aufbringen.
Einwand: "Kritische Solidarität" heißt, dass ich solidarisch bin, wenns mir gerade in den Kram passt. Und wenns mir gerade in den Kram passt, dass die Juden als Minderheit, als so genannte Dhimmis, wie sie es jahrhundertelang in den arabischen Ländern tun mussten, in einem "arabischen Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer" leben sollen, dann handelt es sich dabei auch noch um "kritische Solidarität"; möglicherweise um eine "sehr kritische Solidarität" oder gar um eine "zu kritische Solidarität". Jedenfalls kritisch für die jüdische Bevölkerung. "Kritische Solidarität" ist so wischiwaschi, dass es keiner Solidarität gleichkommt. "Kritisch" kann man dann nur mehr mit "bedrohlich" umschreiben. "Unbedingt" heißt in dem Fall nur, dass man über bestimmte Punkte nicht mehr diskutieren muss, wie etwa über das Existenzrecht Israels oder die militärische Verteidigung der israelischen BürgerInnen. Warum Mond über Scharon spricht ist völlig unklar und unlogisch, schließlich kommt dieser in dem Einladungstext gar nicht vor. Nur nebenbei: an "rechten Arschlöchern" mangelt es in Ö wirklich nicht und wie sich "unsere" in einem derartigen Konflikt wie dem im Nahen Osten verhalten würden kann man an der Geschichte des Dritten Reiches ablesen. Zum Glück wurde "uns" seit 1945 wenig Gelegenheit geboten, unser Krisenlösungsmodell zur Anwendung zu bringen. Was dabei rauskommt, wenn man Österreich wieder gewähren ließe, wie es gerne wollen würde, kann man z.B. an der Jugoslawienpolitik Mocks und Konsorten studieren. Kurz nach dem Ende des Ostblocks marschierte Deutschland und Österreich wieder vereint gegen Jugoslawien. Fast ganz so wie in alten Zeiten. Ö schafft es perfekt, die aggressive Politik als Friedenspolitik zu verkaufen. Die Zerschlagung Jugoslawiens wäre ohne Mock et al viel schwerer möglich gewesen. Monds Einwand zeigt, dass grundsätzlich berechtigte Kritik (an Scharon bzw. der israelische Politik) zur falschen Zeit (weil es im Kontext des 8.Mai-Textes gar kein Thema ist) und falsch formuliert ("rechtes Arschloch" hat keinen analytischen Wert) werden kann. Das ist gelebte "kritische Solidarität": Mond bestimmt, wer als "rechtes Arschloch" zu gelten hat und er hält es nicht für nötig, Begründungen anzuführen. Scharon ist eindeutig ein Rechter, aber weit weniger in der Militär- als in der Sozialpolitik.
und wenn mir roland und nora erklaeren dass das eh nicht so gemeint ist und man sharon ja sehr wohl ein bisschen kritisieren darf dann sollte man dies in deisem text auch ausdruecken..
Einwand: Ich verwahre mich gegen obige Verdrehung: der Text ist so gemeint, wie er geschrieben wurde. Niemals habe ich behauptet, dass man Scharon "ein bisschen kritisieren darf". So einen inkonsequenten Nonsens würde ich nie behaupten. Du beschreibst Nora und mich, wie wenn wir nicht ganz bei Trost wären. Lieber Mond, warum rückst du nicht endlich raus mit der Kritik? Wenn du meinst, dass "rechtes Arschloch" reichen würde, liegst du aber falsch.
"unbedingte Solidarität" fordern auch AIK, linkswende, etc.. aber halt mit dern anderen seite. und setzen sich damit genauso ins unrecht. solidaritaet mit unterdrueckten sollte kein thema sein. aber nicht "unbedingt" nicht unabaehngig davon was sie machen und wofuer sie kaempfen etc..
Einwand: Falsch! Unsere Antiimps fordern keine "unbedingte", sondern eine "bedingungslose" Solidarität. Das bedeutet tatsächlich die kritiklose und affirmative Übernahme eines jeden palästinensischen bzw. arabischen Standpunkts. Nochmals: "Unbedingt" heißt nicht unkritisch, sondern dass grundlegende Punkte außer Frage stehen. Punkte, die ansonsten, wenn es nicht um Israel geht, niemals zur Debatte stehen; etwa dass es von Linken als "natürlich" angesehen wird, dass die Welt in Staaten eingeteilt ist, oder dass sich (fast) jedes Land eine Armee hält. Unbedingte Solidarität mit Israel, weil es sich um eine notwendige nationale Schutzmacht für Jüdinnen und Juden in einer nationalstaatlichen Welt handelt. Solange die Nationalstaaten nicht prinzipiell in Frage gestellt werden, solange muss es "unbedingt" einen jüdischen Nationalstaat geben. Grundsätzliche, d. h. unbedingte Solidarität mit einem Staat, der sich JüdInnen verpflichtet fühlt und genau wegen dieser so vehement angegriffen wird.
als linker endet meine solidaritaet wo es sinnlose selbstmordattentate gibt die den konflikt nur eskalieren dort wo fuer rechte ziele wie nationalismus oder religioesen fundamentalismus gekaempft wird etc..
und das selbe gilt auch fuer die israelische politik. meine solidaritaet endet bei einem faschistoiden militaerregime das alltes tut um den konflikt weiter zu eskalieren..
Einwand: stimmt das, was du da behauptest? Vergleichst du Israel z.B. mit einem südamerikanischen Regime der 70er Jahre? So ein Eindruck kommt raus, wenn man die Inhalte der bürgerlichen (und noch viel schlimmer der linken) Medien unkritisch und ungeprüft übernimmt.
was steckt hinter dieser forderung nach "unbedingtem"? es ist ein wunsch nach "radikalitaet". der wunsch so richtig revolutionaer zu sein.. wenn 2 wuerfel zucker im kaffee ganz gut sind dann sind es 20 sicher noch viel mehr.. und im laufe des konfliktes kommt dann natuerlich dazu: wenn man sich auf eine vernuenftige position zurueckzieht koennte ja von der gegenseite jemand zustimmen.. und die sind ja die boesen das darf nicht vorkommen.. da grenzen wir uns doch lieber "radikal" ab..
Einwand: es darf in Ö auch die Unterstellung des Philosemitismus nicht fehlen. Um ganz sicher nicht in den Verdacht des Antisemitismus zu geraten, ist man dann angeblich besonders philosemitisch und "bedingungslos" auf israelischer Seite, zur Abwehr von Schuldgefühlen. Philosemitismus ist nur der positiv gewendete Antisemitismus. Für den lieben Mond gibt es scheinbar nur entweder Anti- oder Philosemitismus. Als "Lösung" schlägt er einen typisch österreichischen "goldenen Mittelweg" (2+2=4) vor. Wenn man sein Zahlenbeispiel in die Realität übertragen würde, dann plädiert er für einen "antisemitischen Philosemitismus" oder "philosemitischen Antisemitismus"? Tja der goldene Mittelweg hat auch so seine Tücken. Das "ganz Andere" kann in seiner "Zahlendialektik" gar nicht vorkommen.
was da auch mittschwingt in diesem "unbedingt" ist auch der religioese wunsch nach der absoluten wahrheit.. den ich schon in der letzen mail kritisiert habe..
wenn die sagen 2+2=5 und wir wissen dass das falsch ist sagen wir dann sicherheitshalber 2+2=3.
Einwand: ist das jetzt der Philosemitismusvorwurf in Zahlen ausgedrückt?
weil wir muessen ja schon gut abgegrenzt sein.. die anderen werden uns natuerlich relativ leicht zeigen koennen dass 2+2=3 falsch ist und werden daher unsere kritik nicht ernst nehmen.. aber wir koennen die kritik der anderen seite ja auch leicht ignorieren weil die behaupten ja 2+2=5 was koennen die schon ueber mathematik wissen..etc..etc..etc..
und so laeuft das die ganze zeit.. jeder haelt dem anderen die fehler in der logik vor ohne die eigenen zu sehen. ich hab diese ganze auseinandersetzung zum kotzen satt..
Einwand: gehen wir doch tatsächlich in die "logischen" Fehler ein, lieber Mond. Dialektik wäre wohl angebrachter. Ich mach permanent Fehler, doch von Linken wurde ich gerade bei dem Thema noch selten darauf aufmerksam gemacht. Wenns bestimmte materialistische Strömungen nicht geben würde, überhaupt nicht.
"antisemitismus hat nichts mit dem zu tun was die juden tun." war der einwand den kurto letzes mal vorgebracht hat und der mir richtig erscheint. aber hier wird "unbedingte solidaritaet mit israel" verlangt. das ist etwas anderes. es gibt berechtigte kiritk an dem was sharon tut und es gibt antismitismus der sich dahinter versteckt. um diese beiden gruppen klarer zu trennen (und damit die moeglichkeiten des "versteckens" zu minimieren) ist es um so wichtiger einerseits die politik israels scharf zu kritisieren wo sie scharf zu kritisieren ist und sich andererseits ganz klar und unmissverstaendlich gegen antisemitismus zu stellen..
unser ziel als kommunistInnen muss es sein die israel/palestina auseinandersetzung aus linker sicht zu beurteilen. militarismus, religoeser fundamentalismus,... etc den gibt es in diesem konflikt auf beiden seiten. und den muessen wir auf beiden seiten ablehnen.. solidaritaet mit fluechtlingen, unterdrueckten, rassistisch verfolgten muss aber fuer beide seiten aufgebracht werden...etc..
2+2=4
lg mond.
Einwand: es sind gegen Mond tatsächlich schwer Einwände zu bringen, da er meist floskelhaft bleibt und die Dinge nicht beim Namen nennt. Gegen eine nebulose Polemik ist schwer vorzugehen. All seine Ausführungen kennt man schon seit vielen Jahren. Immer dasselbe öde Gelaber, frei von jeglichem historischem Wissen. Nur ja keinen Standpunkt beziehen, immer schön schwammig bleiben und trotzdem bei jeder Gelegenheit die Liberalen rechts überholen. Das ist "kritische Solidarität" mit Israel. Kein Wort verliert er über die Grundaussagen des Flugis, z.B. über das Wirken der NS-Ideologie nach 45. Mond vertritt einen eindeutig gemäßigteren, aber alles in allem ähnlichen Standpunkt wie die Linkswende, usw. Antiimps meinten anlässlich der Novemberkundgebung, dass die "Antinationalen" das Gedenken für ihre "zionistischen" Absichten missbrauchen würden. Hier kommts ähnlich rüber: keine Unterstützung für ein Fest, dass der Befreier gedenkt, die Wirkmächtigkeit des NS in der Gegenwart benennt, weil es nur ein Vorwand für "unbedingte Solidarität mit Israel" ist...
lg Roland