für alle genossinnen die nicht in reflex sind
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Donnerstag, 04. November 2004 01:13:19 Kommunismus is suppa! Absendeadresse Absender: Wolfgang Christl Mailboxplatz Betreff: austritt jetzt An: Kommunismus is suppa!
Liebe Genossinnen und Genossen,
Wer unsere Meinung teilt, möge sich uns anschließen:
Es reicht!
Die wenigsten GenossInnen wurden in die Partei hineingeboren, die meisten haben sich irgendwann einmal dafür entschieden. Vielleicht war es ein Zufall, vielleicht hatte es persönliche, biografische Gründe, dass frau gerade in dieser linken Gruppierung landete, oder es gab eben keine bessere linke organisierte Alternative.
Jedenfalls hat man/frau sich erhofft, durch die Organisation den kapitalistischen Verhältnissen erfolgreicher entgegentreten zu können. Besser informiert, gemeinsam, mit den Erfahrungen und der Kraft einer Organisation im Rücken.
Seit geraumer Zeit erfüllt die KPÖ diese Hoffnung kaum mehr. In den meisten Teilen der Partei tut sich genau das Gegenteil.
Diese Gegenteile widmen den größten Teil der Mails und Nachrichten von den verschiedenen Fraktionen der Partei nicht der Organisation von und Auseinandersetzung über Klassenkämpfe, sondern nur noch der parteiinternen Streiterei, Diffamierung, Quengelei.
D.h. die Partei dient nicht dazu, mit gebündelten Kräften stärker zu sein, sondern die ehrenamtlich verfügbare Zeit potenzieller Weltrevolutionärinnen auf unfruchtbare und sinnlose loyale Bindungen an eine fiktives (eigentlich individuell offen zu besetzendes) weltanschauliches Zentrum zu verschwenden, damit der Kapitalismus umso ungeschorener davonkommt. All diese Streitereien sind in höchstem Maße unerquicklich und in ihrer Logik der Partei selbst nicht zugänglich.
Aber nicht genug damit, dass das, was man/frau von der Partei hört, interne Querelen sind, nicht genug damit, dass man/frau behindert, beschimpft, diffamiert wird, nun hat die Partei bzw. im Alleingang Vorsitzender und Finanzreferent eine weitere Eskalation der Verrohung politischer Kultur herbeigeführt: Sie zerschlägt mit dem Verkauf des EKH das noch lebendigste und radikalste politische Projekt in diesem Land. Und das obwohl sich eine Initiativgruppe innerhalb der Partei gebildet hatte, die seit ca. einem Jahr versuchte, eine Lösung für ALLE Beteiligten zu finden selbst diese Leute erfuhren vom Verkauf aus den Medien.
Es ist, wie wenn die autoritäre Phantasie, das Ernst-Kirchweger-Haus (ehemals Wielandschule(sic!)) parteiintern, ohne Einschaltung der Staatsmacht von den BesetzerInnen zu säubern, nun auf einer bürokratischen, rechtlichen Grundlage verwirklicht wird: Mit dem Verkauf an eine rechte Security-Firma ist der Topos des paramilitärischen Endziels bedient. Dieser Verkauf beweist, dass Baier/Graber im internen Gerangel das letzte bisschen politische Bewusstsein auch noch verloren haben.
Wer Dutzende von illegalisierten Flüchtlingen mit Obdachlosigkeit bedroht, wer ein Haus, in dem die wichtigsten Projekte der radikalen Wiener Linken der letzten 10 Jahre entstanden sind und dessen Potenziale bei aller Kritik an den Entwicklungen, die das Haus genommen hat locker für die nächsten 10 Jahre ausreichen würden, mutwillig zerstört, der hat entweder nicht mehr alle Tassen im Schrank oder er arbeitet bewusst für etwas den Zielen jeglicher linken Bewegung diametral Entgegengesetztes.
Wir kennen Walter Baier und Michael Graber persönlich zu wenig, um zu entscheiden, was in ihren Fall wohl zutrifft (dass sie das EKH an einen notorischen Rechtsradikalen verkauft haben, öffnet da allerdings Spekulationen Tür und Tor...).
Für alle, denen die nach Amstetten zum Gegenparteitag aufrufende Parteiopposition wegen ihrer neostalinistischen und antisemitischen Töne ebenso indiskutabel ist wie Baier mit seinen fortschrittlichen Worthülsen und seiner - diesen Worthülsen spottenden - antidemokratischen und antilinken Praxis, gibt es wohl nur eines: Sofortiger Austritt aus diesem Sauhaufen!
In diesem Sinne erklären wir hiermit unseren Austritt aus der KPÖ.
Wien, am 3.11.2004
Sabina Sölkner Tina Leisch Sylvia Köchl