lieber mond,
liebe brueder und schwestern im herrn, liebe genossInnen,
zuerst mal moechte ich es noch mal wiederholen. die freuede ueber den kleinen kurssturz an der boerse war nicht das zentrale thema dieses 100 woerter langen beitrages sondern nur ein nebensatz und im uebrigen schon gar nicht als "kapitalismuskritik" verstanden.
wer aber lieber christ sein und was nur für die armen tun will, sollte dem neid, der laut papst gregor, dem grossen eine todsünde ist, doch
wohl
besser nicht fröhnen, weil der ist unchristlich.
kommunisten können den neid als motivation aber auch nicht wirklich brauchen, weil starke negative emotionen sehr schlechte ratgeber sind.
aber man/frau wird sich ja wohl noch ein bissichen menschlicher emotionen hingeben duerfen.
ich halte neid wirklich nicht für eine "menschliche" emotion - es sei denn, dass damit eine "charakterschwäche" entschuldigt werden soll. neid kann aber viel hass und soziale untaten motivieren, die dann aber niemand mehr entschuldigt!!!
denke uebrigens dasss es gerade das ist was uns oft auch
einwenig fehlt: wir werden als "kopfmenschen" wargenommen. die sich irgend etwas ausdenken und irgend welchen theorien nachhaengen die sie aus dicken buechern haben. ich denke dass es aber auch wichtig ist dass wir als menschen mit herz wahrgenommen werden.
politik der gefühle! josef haslinger (ein genosse übrigens) hat vor jahren ein buch dagegen geschrieben, das eben jene politik völlig zu recht kritisiert. willst du wirklich auf der bauch-ebene beurteilt werden? das interessante ist, dass der mob - die von canetti beschrieben "masse" - immer nur für emotionen ansprechbar ist, niemals für rationale argumente. mit deinem ansatz züchtest du so eine verhaltensweise geradezu heran! in gefühlen ohne hirn geht der einzelne irgendwann unter, das ist für eine theorie, die sich WISSENSCHAFTLICH nennt unangemessen. die leute sollten zu mehr denken motiviert werden und nicht zu weniger!!! es ist eh schon wenig genug da!
da darf man/frau schon ab und zu
mal eine emotion zeigen. auch wenn unser zentrales handeln vom kopf und nicht vom bauch bestimmt sein sollte. aber wir sind verdammt nochmal auch keine roboter.
genau! wir haben ein hirn! und das braucht man nicht verkümmern lassen, schon gar nicht zu gunsten von neid. neid bedeutet eh nur, dass man das haben will, was andere schon haben - wo ist das denn emanzipatorisch? und wenn der neidige es nicht kriegen kann, dann ist er bereit, es zu zerstören, damit keiner was hat. das ist dann asozial, weil man/frau es nicht mal mehr teilen kann. das ist dann bloss noch destruktiv. na toll!
ob das besonders christlich ist sich ueber den "krach" zu freuen der im uebrigen nicht mehr ist als dass die kapitalisten halt nicht 40 sondern nur 30% jaehrliche rendite erwarten koennen ist mir mal grundsaetzlich egal. ziemlich egal in einer welt in der millionen jaherlich an hunger sterben. dank genau dieses kapitalismus.
das ist doch reine polemik! seit etwa 100 jahren ist der kapitalismus ein globales soziales austauschverhältnis. da kannst du alles dem kapitalismus zuschreiben, weil es ein vergleichssystem nicht gibt. die gestiegene lebenserwartung in vielen teilen der welt ebenso, wie den hunger. im europa des mittelalters und der frühen neuzeit sind auch millionen verhungert, da gab's aber noch keinen kapitalismus - und was war da schuld?
was jetzt zu klaeren waehre ist nochmal ob es tatsaechlich in unserem (arbeiterInnenklasse) interesse ist wenn kurse fallen oder nicht?
da ist wo rolands meinung ins spiel kommt:
Nicht der Kapitalismus geht baden, sondern die ihm unterworfenen
Leute,
Proleten immer und Kapitalisten auch mal. In der Krise noch stärker,
als
im normalen Kapitalismus. So ist das! Wie man euren (verhohlenen)
Jubel
dreht und wendet; er bleibt immer stockreaktionär! So ein Beitrag ist zum genieren!
ich wuerde sagen: es gibt krisen die treffen sowohl auch die kleinen. und auch das argument von roland dass die kleinen in krisen immer mehr betroffen sind weil sie ohnehin nur das notwendigste haben und wenn man von dem noch etwas wegnimmt dann bleibt ihnen nicht mehr genug zum ueberlegen. ist richtig.
aber:
ein wenig kurssturz ist noch nicht gleich massive krise. und ist so ein kurzsturz im grossen und ganzen eher in unserem (arbeiterInnenklasse) sinne oder nicht?
das ist kurzsichtig gedacht! der mensch ist aber langlebiger als eine eintagsfliege und könnte das pech haben, eine sich ausweitende krise, die mehr leute als ein paar börsianer trifft, auch noch miterleben zu müssen.
ich denke dass das es eher in unserem sinne ist. einige beispiele:
- wenn eine firma/branche etc. gewerkschaftlich gut organisiert ist und
mit streikrdohnunen hohe lohnabschluesse fordern kann druekct das auf die gewinne. die aktionkurse sind wetten auf die zu erwartenden dividenten. in so einer branche sind natuerlich entsprechend weniger dividenden zu erwarten. (weil mehr fuer loehne drauf geht). daher niedrigere aktionkurse. => gut fuer uns.
die sind aber nicht einer krise geschuldet, sondern dem kapitalfaktor arbeit und haben dann auch andere konsequenzen.
- umgekehrt: firma entlaesst 1000 arbeiterInnen. aktionaerInnen erwarten sich rationalisierungsgewinne. kurse steigen. => schlecht fuer uns.
(nicht die rationalisierungen sondern die tatsache dass die gewinne damit nicht mehr unter allen verteilt werden)
gewinne werden unter aktionären aufgeteilt und zwar unter ALLEN, die entsprechende aktien besitzen. in welcher bibel steht dein glauben, dass gewinne an die arbeiterInnen verteilt werden? bei marx steht das jedenfalls nicht.
beispiel platzen der dot.com blase: aktionaerInnen investieren in irrationale erwartungen. (z.b. in europa wurde 5 mal mehr glasfaser im boden vergraben als wir eigentlich in absehbarer zeit brauchen).
irgendwann platz die blase: die aktionaerInnen erkennen dass ihre investitionen keinem (tausch)wert entsprechen.
das ist natuerlich einerseits schlecht: menschliche arbeit wurde in bereiche investiert die zum teil nicht sinnvoll sind. (=verschwendet). allerdings ist diese verschwendung schon VOR dem sturz passiert. im kurssturz ist diese nur zum vorschein getreten. druchaus ein grund zur freuede fuer uns wenn die planungsfehler der kapitalisten endlich ans licht kommen. (auch oder gerade weil wir wenn wir an diesen fehlern zu leiden hatten)
die dot.com blase war massiv überbewertet, deren platzen hat einfach nur bewertung und realität wieder mehr angenähert. viele arbeiterInnen hat es in dem bereich aber nicht gegeben und die software-firmen, die viele angestellte hatten, haben ja auch realistischer gearbeitet.
fuer uns konstumentInnen hatte das jedenfalls nicht nur nachteile: dass heute 5 mal mehr glasfaser im boden vergraben liegt als wir eigentlich brauchen macht heute das internet fuer uns relativ preisguenstig. das vergraben haben zwar wir arbeiterInnen gemacht. bezahlt wurde es aber zum allergroessten teil aus krusverlusten von spekulantInnen. auch wenn das den kapitalismus nicht in seinem fundament erschuettert: ich darf mich dennoch ueber das billige internet freuen.
was du dem kapitalismus verdankst, weil das eben nicht nur ein verhältnis ist, das im wolkenkuckuckusheim existiert, sondern auch in der realität sozialer verhältnisse. wenn die phantasien zu stark ins kraut schiessen, werden sie irgendwann von diesen zurückgestutzt und leute, die zu viel auf fantasien bauen, verlieren eben irgendwann ihre investitionen.
du kannst die komplexität des ganzen nicht allzu einfach auf wenn-dann schlussfolgerungen herunterbrechen und krisen sind nie ein grund für jubel, weil einzelkrisen oft ein symptom für ein wenig stabiles ganzes sind. wenn du aber glaubst, dass krisen allein das kritische denken der von ihr betroffenen fördern, liegst du schief. krisen befördern angst und panik und menschen in angst und panik konnten noch nie klar denken!
lg n