Liebe GenossInnen,
unten drangehängt ist die Resolution mit den bisherigen
UnterzeichnerInnen. Wer diese unterstützen möchte, schreibt an
keinfreispruch@yahoo.de. Und sendet die Resolution an mögliche
UnterstützerInnen weiter.
--
Kein Freispruch - niemals!
Wir wollen mit dieser Stellungnahme einen Beitrag zur
Diskussion um "Antisemitismus in der Linken" leisten
und bewusst einen Kontrapunkt zum "Offenen Brief an
das DÖW betreffend Aussendung des DÖW 'Die
antiimperialistische Koordination (AIK) -
Antisemitismus im linken Gewand'" setzen.
(Informationen auf:
http://www.doew.at/frames.php?/aktuell/aktion/aik_reakt1.html
)
1) Wir halten die im "Offenen Brief ..." am Vorgehen
des Dokumentationsarchivs des österreichischen
Widerstandes in Bezug auf die Entwicklung und
Positionierung der AIK (Antiimperialistische
Koordination) vorgebrachte Kritik für unangebracht und
bedenklich. Es ist eine der Aufgaben des DÖW auf
bewusste und unbewusste antisemitische Tendenzen
öffentlich hinzuweisen. Egal wie man zur geäußerten
Form der Kritik steht (diese wird von uns hier nicht
beurteilt), so ist sie jedenfalls inhaltlich wertvoll.
Selbst die unmittelbar Kritisierten sollten dankbar
sein, da Kritik für sie, wenn sie ihr "Links-Sein"
ernst nehmen, einen Ansatz zur Weiterentwicklung
darstellen sollte.
2) Geradezu kurios mutet an, wenn nicht Kritisierte
sich selbst in die Kritik des DÖW hinein reklamieren,
indem sie behaupten "jeder der Israel kritisiert würde
vom DÖW als antisemitisch bezeichnet". In der
Distanzierung von der Position der AIK, in der
Auflistung eigener Biographien, abgerundet durch ein
Zitat eines israelischen Wissenschafters und
Friedensaktivisten, der ungefragt als Kronzeuge für
den Brief herangezogen wird (das Zitat spricht jeder
Form der Kritik an Israel einen Freibrief als Dienst
am "israelischen Volk" aus), wird die eigene
Erhabenheit über befürchtete Vorwürfe belegt. Es
verkommt zur Floskel, wenn Linke darauf hinweisen,
dass sie sich "immer gegen Antisemitismus, Faschismus
und Rassismus eingesetzt" haben, und zugleich dem DÖW
die Berechtigung absprechen, auf antisemitische
Tendenzen - auch in der Linken und auch bezüglich
Äußerungen zum Nah-Ost-Konflikt - hinzuweisen.
3) Die Sehnsucht durch die Selbstdefinition als Linke
oder KommunistInnen ein für alle Mal vom Vorwurf des
Antisemitismus freigesprochen zu sein, muss
insbesondere für Deutsche und ÖsterreicherInnen
unerfüllt bleiben.
4) Während in Österreich die Debatte um die
Finanzierung der jüdischen Kultusgemeinde und in
Deutschland die Debatte um Friedman die schlummernde
Wucht antisemitischer Ressentiments sichtbar werden
ließ, machen sich Linke selbstmitleidig Sorgen
darüber, ihr Recht auf Kritik an der Regierung Israels
verteidigen zu müssen, obwohl sie deswegen gar nicht
angegriffen wurden.
5) Es muss für Linke und KommunistInnen unumstritten
bzw. klar sein, die Zusammenarbeit mit Gruppen zu
verweigern, die das Existenzrecht Israels in Frage
stellen oder die - wie die AIK - sich sogar zu
Holocaustleugnern und Revisionisten bekennen. Kritik
an der Regierungs- und Besatzungspolitik Israels muss
immer und ganz konkret im Zusammenhang mit diesem Tabu
gesehen werden. Linke müssen - gerade in den
Nachfolgestaaten des Dritten Reichs - in ihrer
antifaschistischen Tradition jeder Kritik eine Absage
erteilen, die der historischen Legitimation Israels
nicht Rechnung trägt. Vor dem Hintergrund des
Holocaust kann dieser Staat nicht nur nicht wie jeder
andere beurteilt werden, Kritik an israelischer
Politik in ihrer historischen wie aktuellen
Widersprüchlichkeit ist einer der Prüfsteine für
emanzipatorische Staats- ebenso wie
Kapitalismuskritik.
6) Wir unterstützen das DÖW in seiner Bemühung
unermüdlich antisemitische Tendenzen aufzudecken ohne
Einschränkungen - auch und gerade wenn es dabei um
Linke geht - und ersuchen die MitarbeiterInnen
weiterhin um antifaschistische Hegemonie in Österreich
zu kämpfen. Den Dialog, zu dem die UnterzeichnerInnen
besagten Briefs sich bereit erklären, nehmen wir mit
dieser Entgegnung als Aufforderung zur Fortsetzung der
Debatte an.
7) Wir fordern den Bundesvorstand der KPÖ auf, sich
zum offenen Brief an das DÖW, welcher von einer
größeren Anzahl von GenossInnen unterzeichnet wurde,
zu äußern und eine klare Position einzunehmen.
Bisherige UnterzeichnerInnen:
Anja Danneberg, LO Wien
KurtO Wendt, GO-Dogma
Manfred Bauer, LO Wien
Lilo Daubrawa, Bo 05
Waltraud Fritz-Klackl, Bo 03
Franz Schäfer, GO Dogma
Günther Hopfgartner, ARGE Junge GenossInnen
Markus Zingerle, Go Dogma
Roland Hochstoeger, BO Linz Mitte
Sylvia Köchl, ARGE GenossInnen
Severin Brunner, BO Linz Mitte
Roland Starch, GO Dogma
Katarina Ferro, BO 05
Marcus Ebner, BO Linz Mitte
Astrid Jurjans, Bo 05
Nadeje Gabriele, Bo 22
Hans Girlinger, BO 03
Andrea Gruber, BO Linz Mitte
Wolf G.Jurjans, Bo 05
Adolf Rötsch, Wien
Michael Schmida, Linz
Ester Font Bardolet, Wien
Nora Hermann, GO Dogma
Prader Iris, Wien
Franz Fend, BO Linz Mitte
Stross Christoph, Sympathisant, Wien
Gutsch Roman, BO 05
Konstantin Putz, BO Linz Mitte
Kraler-Bergmann Kurt, Bo05
Farasin Heinz, BO 05
Karoline Rumpfhuber, Redaktion Fiber
Gabriela Bone, BO 05
Karina Koretzky LO Wien
Bettina Haidinger
Stefan Vater, LO Wien
Peter Pehl
Alexander Schürmann-Emanuely, gf. Red. Context XXI
Rosemarie Ortner
Heidelinde Hammer, Context XXI
Mirko Messner, Klagenfurt/Celovec
Sabine Sölkner, Go Dogma
Christian E. Köberl
Renate Zingerle, Go Dogma
Peter Zwielehner, GO Ried
Martin Just, Bo 05
Ingo Lauggas, Redaktion Malmoe
Kati Morawek
Mattheus Zinner, ARGE Junge GenossInnen
Weitere Unterstützungen bitte an keinfreispruch@yahoo.de