liebe nora, liebe dogmatikerInnen.
hier meine ueberlegungen zu dieser frage:
qualitaet und quantitaet: =========================
viele dinge sehen unterschiedlich aus je nachdem von welchem blickwinkel man sie betrachtet. z.b:
ein kaffehaeferl.
betrachtet man das kaffehaeferl genau von oben so haben wir (vom henkel) mal abgesehen einen kreis vor uns.
betachtet man das selbe haegerl genau von der seite so haben wir ein rechteck vor uns.
was ist jetzt die "richtige" antwort? ein kreis und ein rechteck sind doch sehr unterschiedlich... die "richtige" antwort gibt es nicht sondern sie ist abhaengig vom blickwinkel, vom standpunkt, vom aspekt den man betrachtet.
der blickwinkel sollte daher entweder explizit klar gemacht werden oder er ist aus dem gespraechszusammenhang klar. (z.b.: ein einer diskussion die sich um das thema dreht welchen abdruck verschiedene gegenstaende am fruehstueckstisch hinterlassen ist es klar dass man dem kaffehaefer den kreisaspekt zuordnet.. im gegensatz dazu waere eine diskussion welchen schatten die gegenstaende des fruehstueckstisch im lichte der morgensonne an die wand werdfen eher der rechtecksaspekt eines kaffehaeferls der zum tragen kommt.)
aehnlich verhelt es sich mit der diskussion ueber quantitaet versus qualitaet. es kommt auf den blickwinkel an. z.b.:
beispiel: die farben rot und blau. vom standpunkt des kuenstlers sind das sehr unterschiedliche farben. sie erzeugen unterschiedliche stimmungen. vom standpunkt des mediziners auch: die farben reizen jeweils unterschiedliche rezeptoren in unseren augen. wir ahaben also deutliche qualitative unterschiede. vom stanpunkt des physikers sind es nur 2 verschiedene wellenlaengen des lichtes.. z.b. 470nm (blau) 630nm (rot) gerade mal etwa 30% unterschied in der wellenlaenge... eindeutig nur ein quantitiativer unterschied. wie man sieht: es kommt auf den blickwinkel an.
beispiel: ein kreis und eine kugel. auf der einen seite sehr aehnlich. beides die menge an punkten mit gleichem abstand zu einem mittelpunkt. das eine in 2 dimensionen das andere in 3. nur eine dimension mehr.. also ein quantitativer unterschied. auf der anderen seite haben objekte in 3 dimensionen qualitaeten die ein objekt in 2 dimensionen nie haben koennen (z.b.: volumen) doch irgendwie ein qualitativer unterschied... was an diesem beispiel auch deutlich wird: der unterschiedliche "blickwinkel" kann auch eine unterschiedliche abstraktionsebene sein. auf den hoechsten ebenen verschwinden die qualitativen natuerlich zunehmends...
Hard and fast lines - mit der Entwicklungstheorie unverträglich - sogar die Grenzlinie zwischen Wirbeltieren und Wirbellosen schon nicht mehr fest, ebensowenig die zwischen Fischen und Amphibien, und die zwischen Vögeln und Reptilien verschwindet täglich mehr und mehr. Zwischen Compsognathus und Archaeopteryx fehlen nur noch wenige Mittelglieder, und gezahnte Vogelschnäbel tauchen in beiden Hemisphären auf. Das Entweder dies - oder das! wird mehr und mehr ungenügend. Bei den niedern Tieren der Begriff des Individuums gar nicht scharf festzustellen. Nicht nur, ob dies Tier ein Individuum oder eine Kolonie ist, sondern auch, wo in der Entwicklung Ein Individuum aufhört und das andre anfängt (Ammen). - Für eine solche Stufe der Naturanschauung, wo alle Unterschiede in Mittelstufen zusammenfließen, alle Gegensätze durch Zwischenglieder ineinander übergeführt werden, reicht die alte metaphysische Denkmethode nicht mehr aus. Die Dialektik, die ebenso keine hard and fast lines, kein unbedingtes allgültiges Entweder-Oder! kennt, die die fixen metaphysischen Unterschiede ineinander überführt und neben dem Entweder-Oder! ebenfalls das Sowohl dies - wie jenes! an richtiger Stelle kennt und die Gegensätze vermittelt, ist die einzige ihr in höchster Instanz angemeßne Denkmethode. Für den Alltagsgebrauch, den wissenschaftlichen Kleinhandel, behalten die metaphysischen Kategorien ja ihre Gültigkeit.
-- Friedrich Engels - Dialektik der Natur
beispiel: die zahlen 491 und 492. wenn es sich dabei um die breite deines zimmers in cm handelt ist das ganze nur ein sehr geringer quantitativer unterschied. wenn dein gebaeck aber im schliessfach mit der nummer 491 eingesperrt ist und du aber den schluessel fuer das fach mit der nummeer 492 hast ist das ein qualitativer unterschied. ausserdem ist die erste zahle eine primzahl und die zweite nicht. auch ein sehr markanter qualitativer unterschied...
biesiel: hauskatze und puma. beides sehr aehnlich gebaute lebenwesen.. der puma etwas groesser und staerker aber ansonsten viele aehnlichkeiten... der qualitative unterschied wird aber klar erkennbar wenn du mit einem der tiere in einem 3x3 meter grossen kaefig eingesperrt bist...
etc...etc..etc... es duerfte klar geworden sein dass eine antwort nur als richtig oder falsch bewertet werden kann wenn man die fragestelung dazu kennt.
*Die verwandlung der wissenschaft in eine unmittelbare produktivkraft leitete einen qualitativen umbruch in den wirtschafts- und arbeitsverhaeltnissen und den uebergang von einer 'industriegesellschaft' zu einer 'wissens- und dienstleistungsgesellschaft' ein.*
sehr leicht lassen sich merkmale aufzaehlen die wissens- und dienstleistungsgesellschaft mit der industriegesellschaft gemeinsam haben und wo es kaum qualitative unterschiede gibt:
* in beiden faellen werden waren.. im einen fall ein schuhe, schiffe im anderen fall software, forschung, bildung, krankenpflege, ..
* bei beiden werden menschen in aehnlicher weise durch den kapitalismus ausgebaeutet
... etc..etc..
auf der anderen seite gibt es doch auch unterschiede die (vom richtigen blickwinkel und auf der passenden asbtraktionsebene aus betrachtet) durchaus qualitativen character haben... also neue aspekte und phaenomaene hervorbringen die wir im anderen fall nicht hatten:
* wissen und information sind fast ohne kosten beliebig vervielfaeltig- und transportierbar. die wesentlichen kosten sind in der erstmaligen entwicklung.
* wissens und informationsproduktion funktionieren auch in kleineren produktionseinheiten sehr gut.. ein team von 20 programmierern kann ein einem jahr ein recht brauchbares softwareprodukt schaffen... ein schiff braucht dagegen eine werft mit wesentlich mehr technsichen und menschlichen resourcen...
* ausbildung hat in der informationsgesellschaft deutlich hoehere bedeutung.
... etc..etc..
zu klaeren ob in den thesen "qualitativer umbruch" gerechtfertigt ist oder nicht ist damit eine frage welchen blickwinkel auf die gesellschaft man waehlt und auf welcher abstraktionsebene man das thema behandelt. d.h. es stellt sich die frage welche abstraktionsebene ist fuer ein parteiprogramm anberacht?
womit wir wieder bei den metathesen waeren...
1.) gute packende einleitung: ein spannenderes leseerlebniss bietet sich sicherlich wenn das programm verspricht die NEUEN entwicklungen zu analysieren anstatt althergebrachtes nachzubeten.
=> 1 punkt fuer eher konkretere als fuer allzu abstrakte blickwinkel.
4.) leicht lesbar, verstaendlich: eine nicht all zu abstrakte betrachtungsweise foerdert hier sicher die verstaendlichkeit:
=> 1 punkt fuer konkretere betrachtungsweisen.
10.) stringente formulierungen. wenige durchgaengige prinzipien und erklaerungen die auf eine vielzahl von erscheinungen anwendbar sind oft anwenden.
von diesem standpunkt aus waeren eine abstrakte sicht (die aber spaeter wieder auf die konkreten (neuen) details eingehen muss) eventuell sinnvoll..
=> 1 punkt fuer abstraktere sicht
es steht also 2:1 fuer die eher konkretere betrachtungsweise... richtig oder falsch gibt es in diesem zusammenhang nicht.. blos mehr oder weniger zweckmaessig. ein gutes programm sollte wohl eine gelungen mischung aus theoretischen ueberlegungen und auf die praxis heruntergebrochenen schlussfolgerungen haben...
lg mond.