hallo allerseits, hallo Mond,
folgenden Text möchte ich demnächst auf die dogma-hp stellen. Es ist eine Antwort auf einen Beitrag der LOGO zum kürzlichen Kurssturz in New York. Bitte um Kritik.
lg, Roland
----------
Beitrag der LOGO: Kurssturz? Von wegen.
Börsenzocker jammern. Die NYSE bricht ein. Der ORF titelt gar "Horrorzahlen". Kaum freut man/frau sich über die guten Nachrichten, da zeigt sich auch schon: Alles nicht wahr. Wer sein Geld vor einem Jahr an der New-Your Stock Exchange gut gestreut angelegt hat, darf sich über Zuwächse von 25% (NYSE-Composit Index) bis 31% (Dow-Jones) freuen. Im Klartext: Wer so reich ist, dass er/sie genügend Geld in Aktien anlegen kann, verdient nach wie vor, ohne selbst dafür arbeiten zu müssen. Wer hackeln muss, um sein Leben bestreiten zu können, der/die muss sich vorwerfen lassen, dass 4% Steigerung übertrieben sei. Eine verkehrte Welt.
Meine Antwort: Ein Börsenkrach ist keine Kapitalismuskritik!
Die KPÖ-LOGO hält den Kurssturz an der New Yorker Börse, Ende Juli 2007, für eine gute Nachricht, worüber man sich freuen soll (siehe: http://logo.kpoe.at/news/article.php/200707nyse). Warum eigentlich?
Die LOGO liefert damit jedenfalls eine passende, weil verkehrte Kapitalismuskritik für diese verkehrte Welt. Soziale Gerechtigkeit ist nichts anderes, als Neid gegenüber Reichen. Sie übersehen in ihrer Freude, dass nicht nur die Reichen bei einem Crash Geld verlieren, sondern dass auch Proleten ihre Ersparnisse oft in Fonds oder in Aktien investiert haben und die oft dann wirklich alles verlieren. Je potenter die verfügbaren Finanzmittel, desto eher übersteht man so einen Crash. Kleinanleger können den Crash oft nicht aussitzen.
Bei einem Crash, generell bei einer Krise werden Werte „vernichtet“, in deren Folge dann Arbeitsplätze abgebaut werden, Lohnkürzungen erforderlich werden und die Erträge der „Zukunftsvorsorge“ mickriger ausfallen; also Folgen, die nicht gerade zum Ausbau der Sozialsysteme – alles heilige Kühe der KPÖ - beitragen. Umgekehrt heißt es aber nicht, dass beim Aufschwung auch die Arbeiterklasse etwas davon hat!
Ein Börsenkrach soll, wegen des Krachs (!), gegen den Kapitalismus sprechen? Dann muss ja wohl ein Aufschwung für ihn sprechen! Und so hält es die KPÖ tatsächlich mit dem Kapitalismus: Vollbeschäftigung, hohe Lohnsteigerungen, Ausbau des Sozialsystems, etc., also Anzeichen des Nachkriegsbooms, hält die KPÖ nach wie vor und ganz prinzipiell für eine erstrebenswerte Sache. Deshalb trauert sie auch dem angeblich besseren, weil arbeiterfreundlicheren Keynesianismus nach und erfindet sich einen Gegensatz dazu, den Neoliberalismus, ohne zu fragen, wie und warum damals diese „Zugeständnisse“ gemacht wurden.
Eine Welt, in der der Kapitalismus herrscht, treten Krisen zyklisch auf und gehören zum Funktionieren genauso dazu, wie der Boom. Ist diese auf dem Eigentum basierende Weltordnung durchgesetzt, dann läuft nichts verkehrt, sondern alles folgerichtig! Wo kommen wir den hin, wenn diejenigen Forderungen stellen, die nur Mittel zum Zweck sind. Schließlich wird für den Profit produziert und nicht dafür, dass die Arbeiter ein angenehmes Leben führen können. Darum müssen sich die Hackler auch folgerichtig vom diktierenden Geld vorwerfen lassen, dass ihre Forderungen „übertrieben“ sind, weil sie einen Abzug vom Gewinn darstellen. Das ist nicht verkehrt – im Kapitalismus!