Auch dafür. L.g. Benjamin
----- Original Message ----- From: "Kosmonaut" baikonur@gmx.net To: god@mond.at Sent: Monday, April 03, 2006 11:19 PM Subject: Re: [god] 8.mai aufruftext
hallo,
trotz mancher Bedenken (stilistisch, nicht inhaltlich, ähnelt der Aufruf
ein
wenig dem Friedenspapier der KP) bin ich für die Unterstützung. Der 8. Mai ist ein Grund zum feiern, auch wenn die Befreiernationen die Revolution ebenso fürchten, wie die Faschisten.
Noch ein Terminhinweis: Am Do, den 6.4. um 10 Uhr gibt es im Cafe
Landtmann
eine Pressekonferenz der ARGE Wehrdienstverweigerung
zum neuen Zivildienstgesetz und vor allem zur schikanösen Umsetzung des VfGH-Urteils über die "angemessene Verpflegung". Bitte um weitere schnelle Verbreitung.
lgRol
--- Ursprüngliche Nachricht --- Von: "Nora Hermann" nausikaa@gmx.at An: god@mond.at Betreff: [god] 8.mai aufruftext Datum: Mon, 3 Apr 2006 21:31:32 +0200 (MEST)
hier der aktuelle aufruftext zum 8. mai.
wollen wir drunterstehen? ich bin dafür! ich frag mich nur, ob "mahnmal der roten armee" unabsichtlich reingerutscht ist. für mich ist es eigentlich schon ein "denkmal".
lg nora
- Mai - Ein Fest der Befreiung
18 Uhr beim Mahnmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz Am 8. Mai 2006 jährt sich zum 61. Mal die Zerschlagung der nationalsozialistischen Herrschaft. An diesem Tag feiern wir die Niederlage des deutschen Reiches, das Ende von Mord und Unterdrückung,
die
Befreiung der Gefangenen aus den Konzentrations- und
Vernichtungslagern -
und trauern um die Ermordeten der Shoah. Am 8. Mai feiern wir diejenigen und danken denjenigen, die diesem Treiben ein Ende setzten. Gleichzeitig bleibt aber das Entsetzen, dass die Niederlage der Nazis um so vieles zu spät erfolgte und dass essenzielle "Errungenschaften" des NS bis heute weiterbestehen. Die Alliierten, welche in Österreich und Deutschland 1945 die Einführung einigermaßen zivilisierter Zustände erzwangen, wurden als Besatzer gesehen. Die personelle Kontinuität nach 1945, das Buhlen der Parteien
um
die Stimmen der "Ehemaligen" ist bloß ein Symptom für die ideologische Kontinuität. Resultate des NS, wie die Stiftung einer Volksgemeinschaft, ihre innige Beziehung zum Staat, sowie dürftige Bemühungen, offenen Antisemitismus durch neue Formen wie den Antizionismus zu verdecken, bestimmen den Charakter der Nachfolgestaaten. Das Schweigen über die eigene Beteiligung an der Shoah wirkt einigend und entlastend;
Österreich
brachte zu diesem Zweck die Behauptung hervor, erstes Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein. Letztes Jahr erlebte die nationale Mythenbildung hierzulande ein
Revival.
Im Gedenkjahr 2005 stand alles im Zeichen des sich unschuldig wähnenden Nationalstolzes und der Selbstbeweihräucherung der österreichischen
Seele.
Eine vernünftige Aufarbeitung der Vergangenheit müsste der Täter-Opfer- Umkehr ein Ende bereiten und das Aufgehen in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft thematisieren. Im Gedenkjahr hätte auch der Umgang
nach
1945 mit den Verbrechen des NS skandalisiert werden müssen - dass dies
der
Fall sein würde, konnte jedoch angesichts der österreichischen Zustände niemand ernsthaft hoffen. Das wesentlichste Merkmal des NS, sein rassischer Vernichtungsantisemitismus, verschwand nach 1945 keineswegs. Die oberflächliche gesellschaftliche Missbilligung offener antisemitischer Ausbrüche führte zur Herausbildung neuer Erscheinungsformen: Es durfte kritisiert werden, dass "die Juden" immerzu vom Holocaust sprachen, ständig Entschädigung verlangten, nie ein Schlussstrich gezogen werden dürfe. Wie unaufgearbeitet besonders das Thema Restitution auch heute
noch
ist, zeigen die enormen Schwierigkeiten und Ressentiments bei der
Rückgabe
der geraubten Klimt-Bilder, vor allem der "Goldenen Adele" an die Erbin, Maria Altmann. Dieser "sekundäre" Antisemitismus wird auf internationaler Ebene durch
den
Antizionismus ergänzt. Jenem Staat, der als Konsequenz aus dem Holocaust gegründet wurde, um Jüdinnen und Juden relative Sicherheit vor dem weltweiten Antisemitismus zu bieten, schlägt als dem "Juden unter den Staaten" weltweiter Hass entgegen. Seit der "Al-Aqsa-Intifada", welche außer bei arabischen Staaten auch in der UNO, der EU und weiten Teilen
der
Antiglobalisierung- und Friedensbewegung Unterstützung findet, und
anhand
der Zunahme antisemitischer Ausschreitungen seit dem 11. September lässt sich ein "neuer Antisemitismus" ausmachen, der sich an dem
Zusammenfinden
rechtsextremer, islamistischer und linker Positionen festmacht. Die Entführung und Ermordung Ilan Halimis, welche seine Entführer, die "Gang der Barbaren", mit den Worten "Er ist Jude und Juden haben Geld" begründeten, sowie die lange Zeit anhaltende Weigerung Frankreichs, den antisemitischen Charakter des Verbrechens anzuerkennen, verbreiten Angst und Wut. Der Wahlsieg der Hamas und der nunmehr auch in Europa erkannte iranische Vernichtungsantisemitismus machen die Lage Israels deutlich, führen aber weder zur Einstellung der Zahlungen an die PA, noch zu entschlossenen Schritten gegen das iranische Atomwaffenprogramm. Angesichts dieser globalen Bedrohung ist unbedingte Solidarität mit
Israel
als dem Staat der Shoah-Überlebenden und als potentielle Schutzmacht von Jüdinnen und Juden weltweit nicht nur die einzig logische Konsequenz - auch ist es traurig und bezeichnend, dass dies vor allem in Deutschland und Österreich immer wieder gefordert werden muss und keine Selbstverständlichkeit ist. Der 8. Mai soll als jener Tag erinnert werden, an dem das großangelegte nationalsozialistische Projekt zur Vernichtung von Menschen um der Vernichtung willen erfolgreich zurückgedrängt worden ist. Wir erinnern daher an den Einsatz der US-amerikanischen und britischen Streitkräfte, der französischen Resistance, der PartisanInnenverbände, der Deserteure und aller WiderstandskämpferInnen, die gegen das nationalsozialistische Regime kämpften. Wir erinnern im Besonderen an den Einsatz der Roten Armee, die mit ihrem Beitrag zur Befreiung die größten Opfer hinnehmen musste. Aus diesem Grund treffen wir uns beim Mahnmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz, um die Niederlage des Nationalsozialismus zu feiern und gleichzeitig daran zu erinnern, dass die Möglichkeit der Barbarei ebenso fortwest wie die Verhältnisse, die sie schon einmal
hervorbrachten.
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