Liebe Leute
Obwohl ich selber - außer mails schreiben - nicht viel Zeit und Energie zur Verfügung habe, wirklich an einer
Neugestaltung des EKH mitzuwirken, erlaube ich mir doch, hier ein paar Anregungen mitzuteilen.
Ich war am Donnerstag im EKH auf dem Plenum über die Zukunft des EKH und hatte am Freitag ein Gespräch mit
Herrn Florianschütz, der wohl nicht ganz unschuldig an der erstaunlichen Rettung des EKH aus den Klauen des
Machowetz ist und als Mediator in der Sache auftritt.
Die Baufirma PORR hat das Haus gekauft. Der Fonds Soziales Wien führt die Verhandlungen mit den
BewohnerInnen/BesetzerInnen.
Im Prinzip soll eine Vielfalt an sozialen, kulturellen und politischen Projekten nun Verträge erhalten.
Ein Trägerverein soll als zukünftiger Eigentümer auftreten.
Allerdings habe ich beide Gespräche etwas traurig gefunden.
Auf dem Plenum waren beileibe nicht Dutzende von interessierten Gruppen.
Von den im Sommer ausgezogenen Initativen scheint kaum eine zurückzukehren.
(Warum nicht??? Wäre doch eine Geste der Anerkennung für die, die weitermachen, wenn die ausgezogenen
ihre Unlust am Projekt als solidarische Kritik formulieren würden...)
Von der Vielfalt der auf der www.ekhbleibt.info angekündigten Projekte scheint nicht viel übrig.
Bezeichnend, daß auch bei den Verhandlungen um Verträge nur Verein für Gegenkultur und ATIGF vertreten sind.
Die Stärke des EKH, seine Besonderheit, war meines Erachtens immer eine internationalistische Vielfalt
linker Gruppierungen und Vereine im politisch aktivistischen Bereich und ein Nebeneinander, manchmal
auch Miteinander von Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft und Alltagskultur im Wohnbereich.
Insofern wäre es wünschenswert, wenn die verschiedensten Gruppen und Leute, die eine zukünftige EKH-Nutzung
erwägen, sich JETZT in den Diskussionsprozess
einschalten und möglichst auch Ideen entwickeln, Anspruch auf Raumnutzung im EKH und Anspruch auf eigene
Mietverträge stellen. Im Sinne einer internen Demokratie und Autonomie der verschiedenen Projekte erscheint es
mir sehr schlecht, wenn der Verein für Gegenkultur das ganze Haus (ausgenommen ATIGF) mietete und alle andren
Gruppen dann nur UntermieterInnen des Vereins für Gegenkultur wären.
Ich denke, es sollte auch diskutiert werden, ob 2. und 4. Stock für Wohnprojekte oder eher für politische Initiativen
zur Verfügung stehen sollten?
Insbesondere glaube ich, daß es wichtig wäre, einen selbstverwalteten, eigenständigen und mit eigenem Mietvertrag
ausgestatteten Flüchtlingsbereich herzustellen.
Weil ich denke, daß Migrationspolitik im Moment sowas wie der Hauptwiderspruch ist, und gerade da Modelle
selbstbestimmten Wohnens von MigrantInnen, die aus allen andren Einrichtung fallen (das sind vor allem alleinstehende
Männer, denen eine Geschichte von politischer Verfolgung nicht geglaubt wird, also Armutsflüchtlinge), eine wichtige Sache wäre.
Frage also an Ute Bock, Black Butterflies, asylkoordination, etc: Welche MigrantInnen aus den Comunities gibt es, die in
der Lage sind, soetwas selbstbestimmt aufzuziehen????
Denn ein Hauptproblem des bisherigen Flüchtlingsbereichs des Flughafensozialdienstes war, daß er für die Autonomen
des Wohnprojektes im 3.Stock viel unbezahlte Sozialarbeit bedeutete.
(Das haben immer wieder einzelne engagierte, kosmopolitisch und international gesonnene Leute mit viel Engagement
erledigt, für einige der Autonomen war es aber
eher eine Belastung -.)
Wie gesagt: das ist meine persönliche Meinung, ich würde mir wünschen, daß per email an
tour@no-racism.net
sich eine Diskussion über die Zukunft des EKH enstspinnt!
Her mit Ideen, Projekten, Utopien!
Hier noch ein paar mehr Informationen über den Status Quo im EKH:
(wenn ich was falsch mitgekriegt habe, bitte berichtigen)
Es scheint einige (meinem Eindruck nach: fast nur aus EU-BürgerInnen bestehende autonome) Gruppen zu geben,
die wieder politischen Beisl- Betrieb machen wollen und auch die Werkstätten und Proberäume werden genutzt.
Im zweiten Stock sind Punks mit sehr vielen Hunden ein gezogen, die aber eigentlich ein eignes Haus wollen. Und
das laut Herrn Florianschütz auch bekommen sollen.
Über die Art undWeise , wie und welche Flüchtlinge und MigrantInnen wieder einziehen sollen, wird diskutiert.
Nach meinem Eindruck diskutieren darüber aber auch hauptsächlich Mehrheits-EU-Bürgerliche Autonome.
Flüchtlinge und migrantische Selbstorganisationen sind im Moment an dem Diskussionsprozess nicht beteiligt.
In Verhandlung mit der Stadt sind derzeit also nur :
- ATIGF (ein eher maoistischer türkisch-kurdischer ArbeiterInnenverein, der zu den ursprünglich Besetzerinnen
1990 gehörte und im 1.Stock ein Infokaffee und den ZK-Saal betreibt.
- Verein für Gegenkultur, Verein der autonomen Besetzerinnen, der einen gültigen Mietvertrag für den 3.Stock
und für den großen Theatersaal im Keller besitzt.
Im 3.Stock unterhält der Verein für Gegenkultur ein autonomes Wohnprojekt (von mehrheits-EU-bürgerlichen
Autonomen, in das sich inzwischen auch einige MigrantInnen, die früher im 2.Stock im ehemaligen Flüchtlingsbereich
des Flughafensozialdienstes gewohnt hatten, integriert haben, das beisl im Erdgeschoss und der Theatersaal haben keine
gültige Veranstaltungsstättengenehmigung und werden hauptsächlich für Soliprojekte (z.B. Ladyfest) und für Punkkonzerte genützt.
- dann der Dachverband serbischer Vereine, der Räume im ersten Stock angemietet hat. Zwischen den Autonomen
und dem Dachverband hat es vom ersten Tag an nicht gut fúnktioniert. Der gegen den Willen der Autonomen von
der KPÖ einquartierte Verein wurde von den Autonomen von Anfang an mit Mißtrauen betrachtet, so daß die
erheblichen Differenzen in Lebensform und politischer Praxis niemals zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung
und interkulturellem Miteinander, sondern von Anfang an nur zu Streit und Zerwürfnis geführt hatten.
(Die politische Kultur des Dachverbandes wurde von den Autonomen als machistisch, patriarchal, nationalistisch
wahrgenommen, die Alltagskultur der Autonomen vom Dachverband als soziale, ästhetische und hygienische
Verwahrlosung gelesen.) Ich habe in der letzten Zeit aus der antirassistischen Szene einige böse Kommentare
gehört, so im Sinne: jetzt, da die Autonomen das Haus krigen, schmeißen sie die MnigrantInnen raus, die
auf das Zerwürfnis zwischen Autonomen und Dachverband abzielen. Denn die Autonomen wünschen sich,
daß der Dachverband auszieht, was sich der Dachverband aber nicht leisten kann. Im Prinzip wäre es aus
meiner Sicht natürlich ein gutes Zeichen, wenn es gelänge, die Differenzen zumindest soweit beizulegen,
daß ein konfliktfreies Nebeneinander im gleichen Haus möglich wäre. Laut Herrn Florianschütz gibt es
keinerlei Absichten der Stadt oder des Fonds Sozialen Wiens dem Dachverband ein Alternativquartier zu besorgen.
- Außerdem gibt es noch einen kurdischen Verein, der die vom Rest des Hauses völlig getrennt begehbaren Räume
des marxistischen Zentrums benützt.
und hier noch ein paar (bewußt provokative) Fragen:
- was macht das Politische am EKh aus?
- welche Wirkungen hat das EKH nach "Innen", sozusagen auf die Existenz, den Zusammenhalt, den Erhalt einer
linksradikalen Szene in Wien?
- hat sich die Bedeutung von besetzten Häusern zum Wohnen für diese Szene in den letzten 15 Jahren geändert
(Stichwort. vielmehr mediale Vernetzung, wegen Internet nicht soviele Plenas nötig zur Debatte, Stichwort:
Vervielfältigung radikaler subkultureller Ausdrucksformen und Stile. Nicht mehr nur Punk ist linksradikal!)?
- Welche sonstigen politischen Parameter haben sich in den letzten 15 Jahren verändert, welche Diskussionen
sind in der Linken geführt worden, die vielleicht wichtig für eine Neupositionierung des EKH sein könnten?
- welche Vorschläge und Vorstellungen gibt es von antirassistischen, nicht-paternalistischen transversalen und
respektvollen Flüchtlings-und MigrantInnenprojekten?
- welche Bedingungen stellen MigrantInnen an solche Projekte? Inwieweit sind MehrheitEuBügerInnen darin
bereit ihren privilegierten Status und ihren anerzogenen,. oft unbewußten Rassismus und Exotismus zu reflektieren?
- Gibt es eine Bereitschaft die dazu in den letzten Jahren z.B. von Bürofür ungewöhnliche Maßnahmen, MAIZ,
Soho in Ottakring entworfenen Diskussionen zur Kenntnis zu nehmen?
- Welche politischen Außenwirkungen soll ein Projekt EKH haben? Wie sind die zu erzielen?
- In weiten Kreisen von theoretischen SympathisantInnen mit dem Projekt und der Position EKH gibt es
trotzdem wenig bis keine Lust den realen Ort EKH zu besuchen und zu benützen, weil er von vielen Leuten
als unwirtlich, unfreundlich, unangenehm empfunden wird. Warum ist das so? Will das jemand ändern?
-
Also: an die tastaturen, companer@s....,