lieber mond
lasst auch euere beurer in denen mit patent geschuetzem genmais gefuetterten rindern und patentitertem bt-weizen gebackenem broetchen gut schmecken.
ich glaub nicht, dass man an genmais stirbt, aber am billig-diesel feinstaub, mit dem die potentielle kommunistische massenbasis in oe autofahrend unterwegs ist, verkuerzt sich nach berechnungen von medizin- wissenschafterInnen das leben aller einwohnerInnen durchschnittlich um vier monate!
ich werde vermutlich auch zu der veranstaltung gehen. sicher einige kritische fragen zum nationalismus anbringen. aber:
das problem ist: ein abstraktes prinzip laesst sich halt immer schwer attackieren. wer, wie ihr, nicht viel mehr tut als ab und zu einen
aufruf
zu unterstuetzen der hat es natuetirlich leicht. dort liesen sich sehr gut differenzierte standpunkte vermitteln (aber davon macht ihr ja auch
keinen
gebraucht). um aber medienwirksam etwas anzugreifen muss statt einem abstrakten prinzip immer auch eine konkrete auswirkung davon
aufgegriffen
werden... das ist das dilemma.
ja eben! aber wie soll die konkretion denn aussehen, wenn sie sich dann kurzsichtig personalisierend, vorurteilsdurchtraenkt und ressentimentgeladen manifestiert und menschen angreift, die im kapitalverhaeltnis genauso zwangslaeufig subsumiert sind wie du und ich. wenn X einen job nicht macht, dann macht ihn Y oder Z. es finden sich immer irgendwelche figuren (marx nennt sie charaktermasken), die die logik des kapitalverhaeltnisses exekutieren, solange nicht das grundlegende prinzip dahinter revolutioniert worden ist - das aber ist vorrangig eine frage des bewusstseins, das die grundlage fuer einen revolutionaeren volonté génerale sein muss - sonst wird der volonté génerale reaktionaer und es ist essig mit der aufhebung des kapitalverhaeltnisses.
denn eines ist doch hoffentlich klar: diese art von nationalem antikapitalismus will ganz sicher keine grundlegende diskussion des eigentumsbegriffs! bove will macdonalds enteignen - aber wie steht das mit seinem eigenen grund und boden? gehoert der schon den massen oder immer noch ihm?
wer dann daraus die folgerung zieht dass,
weil das abstrakte prinzip eh nicht angreiffbar ist, es besser ist sich hinzusetzen und nichts zu tun liegt IMHO auch falsch.
ich tu durchaus was, halt was anderes als du, und glaube ganz und gar nicht, dass das abstrakte prinzip unangreifbar ist - im gegenteil! - sonst waer ich nicht kommunistin! unsere auseinandersetzung lieber mond, dreht sich nicht darum, OB dieses prinzip bekaempft werden muss, sondern nur um das WIE!! ich glaub auch nicht mal, dass wir uns im WIE so grundlegend unterscheiden, wo wir uns aber schon grundlegend unterscheiden (differenz, differenz!!) ist, wie weit wir jeweils dieses WIE auslegen! und wie weit unsere jeweilige kompromissbereitschaft geht!
ich beurteile die sachlage - d.h. basis auf der die kommunistische kritik in der gesellschaft stehen kann (und die kommunistische revolution wird eine kritische revolution sein muessen oder sie wird nicht sein)- wesentlich weniger OPTIMISTISCH als du und verzeih mir, dass ich dass so plump ausspreche, ich halte deinen optimismus teilweise fuer einen zwanghaften zweckoptimismus bzw. wunschdenken. nicht ueberall, wo "anti- kapitalismus" draufsteht ist sozialismus drin!
ich glaub, um ein beispiel zu geben, dem pabst und der kirche durchaus ihren anti-kapitalismus, weil ihre schoensten zeiten ja auch im feudalismus waren - da war weit und breit kein kapitalverhaeltnis, sondern personale herrschaft pur und die gottesmaenner waren ja auch persoenlich ganz ganz arm, der luxus, den der hoehere klerus so genoss, gehoerte nicht ihnen persoenlich sondern der mutter kirche, also allen christInnen - aber leider waren halt nur wenige auserwaehlt ihn zu geniessen. die macht, die sie ausuebten, war zwar eine personale aber nur zur hoeheren ehre gottes und seiner kirche und nicht zur eigenen befriedigung und bereicherung. im uebrigen hat die kirche ja auch schon damals ein gewisses bewusstsein von der abstraktion entwickelt gehabt - das amt ist bedeutender als je einer seiner inhaber.
dass der klerus sich solche zeiten zurueckwuenscht: macht, geld, einfluss, herrschaft, die fuersten zittern vorm paebstlichen bannfluch, ueber allen herrschern steht maechtiger noch die kirche - klar! versteh ich! ist eindeutig ein materielles interesse! ist durchaus auch anti-kapitalistisch (vorwaerts - wir wollen rueckwaerts!). passt doch! ist bloss nicht MEIN materielles interesse und ist auch kein sozialistisches und/oder feministisches materielles interesse! (ICH will keinesfalls wieder zurueck ins schoene 17. jh, brrr!). ---- ende des beispiels
ich finde, man/frau sollte das bewusstsein, dass die vordergruendigen buendnispartnerInnen von kommunistInnen so umtreibt, ein bisserl genauer unter die lupe nehmen und sich selbst gegenueber nuechtern rechenschaft geben ueber moeglichkeiten und ihre grenzen. das ist das, was ich tu.
vielleicht bin ich da zu kalt, wo du zu heiss bist - aber ich hab schon viel zu viele linke hoffnungen enttaeuscht gesehen, als dass ich mich noch mal blindlings ins vertrauen stuerze.
obwohl manchmal, ganz manchmal ist die geschichte, wenn auch nicht zu unseren gunsten, so doch zu unserer traurigen befriedigung fair genug uns kommunistischen kritikerInnen im nachhinein (leider nur) recht zu geben. daher bestehe ich auch weiterhin auf radikaler kritik!
licht an! nora