hallo genossInnen,
bin wieder zurueck und hoffe bald wieder bei einem treffen zu erscheinen, allerdings naechsten sonntag schon wieder einmal leider nicht, weil ich an den befreiungsfeiern teilzunehmen gedenke, die in der gedenkstaette im ehemaligen vernichtungslager mauthausen stattfinden. vielleicht treffe ich ja einige von euch auch dort an?!
zur protestnote: ich finde markus' vorschlag, sich namentlich unter diesen text zu setzen auch besser als sich intern zu befetzen, nur damit dann eine institution (GO) druntersteht. ich halte repraesentation zwar fuer sehr wichtig, aber die sache ist ambivalent - repraesentation kann auch in herrschaftsdemonstration umschlagen. ich glaube nicht, dass rolands protestnote eine mehrheitsmeinung (weder gesellschaftlich noch parteiintern) widerspiegelt, deshalb wird sein text wahrscheinlich auch keinen konsens finden. eigentlich wollte ich mir aufgrund von rolands text keine weiteren gedanken zu silo machen, aber ich denke, nachdem auch markus stellung genommen hat werde ich im folgenden seinen text mal textkritisch analysieren, und ich beziehe mich auch nur auf sachen und personen, er erselbst angesprochen hat, um seine diskursstrategie ein bisserl zu verdeutlichen.
der UNITATtext von silo (ich persoenlich hab im uebrigen die diskussionen ueber die opernballdemo-vorbereitung nur sehr am rande mitbekommen) unternimmt ein paar interessante anstrengungen: 1.: Die historisch relativ wichtige auseinandersetzung mit einem rassistischen stereotyp, das millionen juedischer menschen (frauen, kindern, greisInnen, und auch maennern) das leben gekostet hat und im 19. und 20. jh. einen (deutsch)nationalistischen integrationsschub in Deutschland und auch im damaligen Deutsch-Österreich bewirkt hat, wird gleich im ersten absatz zum steckenpferd von ein "paar linksradikalen gegen ein paar andere linksradikale" (silo) erklaert, also quasi zur privaten angelegenheit einiger, weniger naja ehscho'wissen radikaler.
2.:wie schoen fuer linksradikale sich von oben so belaechelt zu wissen! meine persoenliche anmerkung dazu: fuer mich ist noch nicht endgueltig entschieden, was linksradikalismus eigentlich ist, sowohl per definitionem rerum als auch per bewertung moraliter, wobei mir die moral (insbesonders die hiesige, kulturell hegemonial wertkonservativ christlich-aktivistische) im mondschein begegnen kann. vielleicht mal eine diskursive auseinandersetzung ueber linksradikalismus fuehren, faende ich nicht uninteressant...
3.: klingt in dem artikel schon im ersten absatz das ressentiment an, und es ist deutschen-feindlich, was bekanntlich eine ziemlich ueble, nichtsdestotrotz aber sehr beliebte typisch oesterreichische tradition ist, besonders "wenn es darum geht, die unnoetigsten debatten aus der BRD zu karikieren" (silo). mit anti-deutsch hat sowas nicht das geringste zu tun, wohl aber mit der interessanten oesterreichischen angewohnheit, zwar von deutschland zu leben und bei recht vielen kriegen mit ihnen zu marschieren und zusammen zweimal die welt anzuzuenden (1914, 1939 gell!) - aber sonst immer die deutschen runterzumachen, als unnoetig ueberfluessig usw. was kommt eigentlich raus, wenn oesterreicherInnen selber denken????? bitte mir einige bedeutende beispiele zu nennen, auf die die welt gewartet hatte....
4.: der zweite absatz beschaeftigt sich dann ausfuehrlich mit dem schaedlichen einfluss von oeffentlichkeit: die "ueblichen szene-medien" (silo) sind ja "wenig rezipiert" (silo) - gottseidank!? aber DANN haben das "andere "Linke"" (silo) in den STANDARD "hineingeschleppt" (silo). verraeter? agents provocateurs? arschloecher? oder was? oder wer? jedenfalls "linke", aber andere... also irgendwie keine zu uns zugehoerige, sondern die anderen! welche anderen? wer ist anders? wer ist fremd? ein schoenes gegensatzpaar: wir - die anderen; so beginnt jeder kollektivbildungsdiskurs, der einheit nach innen und geschlossenheit nach aussen zum ziel hat. das ganz andere steht draussen und hat auch manchmal gaensefuesschen an....gelegentlich wird die kennzechnung auch mal noch viel deutlicher....
5.: und die buergerliche oeffentlichkeit ist unsere feindin, denn sie ist "natuerlich" (silo) natuerlich? "stets dankbar, wenn linke in die naehe von nazis gerueckt werden koennen - umso besser, wenn dies durch andere "Linke" passiert." (silo) super logik: wenn linke von linken als rechtslastig entlarvt werden, dann sind die entlarvenden linken nur helfershelfer des buergerlichen lagers und damit eigentlich keine linken, aber die als rechtslastig entlarvten bleiben links... gut so! einmal links, immer links! hoert, hoert, horst mahler und bernd rabehl - einmal SDS, immer links! oder?
5.: in absatz drei geht's diesen oeffentlichkeitsgeilen anderen "linken" in form von heribert schiedel endlich verbal an den kragen: jetzt wird er unglaubwuerdig gemacht, denn eigentlich darf ein DOEW-Mitarbeiter ja nicht oeffentlich politisch stellung nehmen, wo kaemen wir denn da hin, wenn die hueter unserer geheiligten antifaschistischen ueberlieferung sich politisch zu wort melden. kampf gegen den nationalsozialismus war damals, das ist geschichte! und geschichte hat unpolitisch zu sein, geschichtshueter sowieso! oder? wenn aber solche gralshueter der antifaschistischen geschichte einen tagespolitischen kommentar abgeben, dann ist das auf keinen fall links, sondern "mit aehnlichen unwahrheiten wurde schon in den 30er jahren versucht, antifaschistInnen und deren politik zu diskreditieren".
6.: im letzten absatz sind wir dann bei der conclusio: wer darf links sein? also heribert schiedel wohl nicht, denn er bezeichnet sich selbst als linker... oho. da sitzt das problem: eigentlich kann sich ja jede/r als linke/r bezeichnen, die/der in linken zusammenhaengen arbeitet, sich in linken gruppen verortet, in linken medien publiziert oder auf linke demos und in linke beisln geht. nur silo aber weiss genau, wer wirklich dazugehoert zum heimeligen linken wir. er sortiert nach ihm unliebsamen aeusserungen, wer noch die reine lehre des linkstums vertritt und wer weggehoert, denn er weiss genau, was "daneben" (silo), also nicht mehr drin ist. der schiedel zum beispiel, der unnoetige antisemitismus-debattierheini aus der BRD. denn nur was die linke von silos gnaden politisch so macht, das ist links. fazit: wenn linke was machen ist das links, und wer noch ein/e linke/r ist, das sagt uns der silo.
na denn, hier schrieb ein zukuenftiger parteiideologe fuer kadergehorsam und tradition, schade nur dass nicht mehr 1930 et. al. ist. er haette in den 50er jahren eine grosse zukunft vor sich gehabt....
mfg
nora