2. Mai 2006, 18 Uhr, Kleiner Festsaal der Universität Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
Im Schatten des Dritten Reiches Verfolgung und Vernichtung im Ustascha-Kroatien 1941-1945
Vortrag und Diskussion mit Zeev Milo (Tel Aviv)
Moderation: Ao. Univ. Prof. Dr. Walter Manoschek
anschließend Buffet
Im April 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht Jugoslawien. Die jugoslawische Armee kapitulierte bald und Jugoslawien wurde aufgeteilt. Die Deutschen wurden von den KroatInnen als Befreier begrüßt, weil sie sich in Jugoslawien benachteilig gefühlt hatten. Auf dem Territorium Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas wurde der so genannte "Unabhängige Staat Kroatien" (NDH) unter der Führung Ante Pavelics ausgerufen, der trotz seines Namens ein Staat von Deutschlands und Italiens Gnaden war. Die Ideologie der nunmehr an die Macht gekommenen Ustascha basierte auf fanatischem Serbenhass und Antisemitismus. Sie übernahmen eigeninitiativ die Verfolgung und bald auch die Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Konzentrationslagern auf dem Gebiet des NDH. Auch wurde die Bevölkerung unzähliger serbischer Dörfer ermordet. Bald formierte sich der Widerstand gegen dieses Regime und immer mehr Gebiete wurden später von den PartisanInnen erobert. Zwischen den Besatzungsmächten Deutschland und Italien entbrannten immer mehr Konflikte, z.B. als die Italiener sich weigerten, die zu ihnen geflüchteten kroatischen Jüdinnen und Juden auszuliefern. Doch bis zum Kriegsende sollten noch viele, vor allem im berüchtigten KZ Jasenovac, das Leben lassen. Insgesamt überlebten nur knapp mehr als 20% jener Jüdinnen und Juden, die vor dem Krieg auf dem Gebiet des NDH gelebt hatten. Dennoch gehören seit 1990 positive Bezugnahmen auf den Ustascha-Staat zum kroatischen Alltag.
Zeev Milo wurde 1922 in Zagreb geboren. Während der Ustascha-Herrschaft gelang es ihm 1942 nach eineinhalb Jahren Leiden und täglicher Lebensgefahr mit seinen Eltern in die italienisch besetzte Zone an der Adriaküste und später zu den PartisanInnen zu fliehen. 1949 wanderte er nach Israel aus, wo er nach Beendigung seines Studiums in die Armee eintrat, in der er den Rang eines Obersts erreichte. Danach war er in führenden Positionen in der israelischen Elektronik-Industrie tätig. 2002 ist sein Buch "Im Satellitenstaat Kroatien. Eine Odyssee des Überlebens 1941-1945" im Hartung-Gorre-Verlag erschienen.
Veranstalter: Institut für Politikwissenschaft, Institut für Staatswissenschaft, Institut für Zeitgeschichte, ÖH-Bundesvertretung, ÖH Uni Wien, Studienvertretung Politikwissenschaft
Anfragen an: stv.powi@oeh.univie.ac.at