kann man von einer "aufhebung des wergesetzes" sprechen?
aus:
http://www.schuledialektik.de/oekonomie1.htm#Produktivkraft%20und%20Wertgese...
Produktivkraft und Wertgesetz
Die Größe dieser durchschnittlich aufzubringenden Arbeitszeit ist gesellschaftlich bestimmt durch den jeweiligen Stand der Produktivkraft. Offensichtlich kann ein Unternehmer mit ausgebildeten Arbeitern und hochentwickelter Technik mehr Waren einer Art herstellen als sein Konkurrent mit ungebildeten Arbeitern und veralteten Maschinen. Im Extremfall, wenn z.B. Handarbeit gegen Maschinenarbeit konkurrieren muss, die sich gesamtgesellschaftlich durchgesetzt hat, ist die unproduktivere Handarbeit im Kapitalismus nutzloser Kraftaufwand, der keinen Wert bildet.
Die Arbeitsproduktivität lässt sich formal ausdrücken:
Anzahl der Produkte
Produktivität = ---------------------------------------
Arbeitszeit
"Die Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter anderen durch den Durchschnittsgrad des Geschicks der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihre technologische Anwendbarkeit, die gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses, der Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel, und durch Naturverhältnisse." (A.a.O., S. 54)
Aus dem Zusammenhang von Produktivkraft und Wert ergibt sich das Wertgesetz. Lässt man einmal das Schwanken der tatsächlichen Preise um ihren Wert außer acht, dann kann das Wertgesetz rein formuliert werden. Es ist eines der grundlegenden Gesetze dieser Produktionsweise. In seiner klassischen Formulierung durch Marx lautet es:
"Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Wert. Umgekehrt, je kleiner die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die zur Herstellung eines Artikels notwendige Arbeitszeit, desto größer sein Wert." (A.a.O., S. 55)
fuer mich stellt sich das so dar: das "wertgesetz" ist also kein gesetzt im eigentlichen sinne sondern eher eine definition. "wert" ist ja kein besonders genau definierter begriff aber durch obige definition wirt bestimmt was wir mit "wert" meinen. (die im produkt enthaltene arbeitszeit)
damit kann man das "wertgesetz" aber nicht so einfach aufheben. man kann entweder:
a.) andere definitionen von "wert" verwenden und damit eine andere oekonomische schule begruenden. was natuerlich nichts an der realitaet aendert sondern nur an der art wie wir sie beschreiben.
b.) man kann beschliessen dass man in der wirtschaftspolitik keine ruecksicht mehr auf die in den produkten enthaltene arbeitszeit nehmen will. was die definition natuerlich nicht aufhebt aber irrelevant macht. oder damit verwandt:
c.) in bereichen extrem hoher produktivitaet (z.b. wirtschaft mit immateriellen guetern die sich beliebig oft reproduzieren lassen.) ist die defintion (zumindest in der form) ohnehin irrelevant.. das gesetz ist aber damit auch nicht "aufgehoben".
vielleicht bringen diese gedanken die ganze diskussion einwenig weiter..
lg mond.
franz schaefer schaefer@mond.at writes:
kann man von einer "aufhebung des wergesetzes" sprechen?
ja. in dem sinne dass die aufhebung des wertgesetzes nicht gleichzusetzen wäre mit seiner "abschaffung". d.h. auch in einer nachkapitalistischen gesellschaft würde sich für die herstellung und verbreitung von gütern und diensten jene produktions- vertriebs- und dienstleistungsmetode durchsetzen, die am wenigsten gesellschaftlich durchschnittliche arbeitsquanten benötigt. d.h. die produktivste art etwas zu tun wäre nach wie vor ein wesentliches richtmaß des tuns im gesellschaftlichen ausmaß. oder?
das wertgesetz ist keine definition
dass der wert einer ware der in ihr enthaltenen, dem jeweils derzeitigen produktivitätsniveau entsprechenden, quantum arbeitszeit entspricht, bedeutet nicht dass die ware diesen wert "hat". sie transportiert ihn gewissermaßen nur über den zu erwirkenden verkauf in den erlös. g' ist dann wieder g eines neuen zyklus. scheitert der verkauf is es nix mehr ... wert (etwas trivial formuliert). das wertgesetz ist keine definition sondern eine realabstraktion. ungefähr: ein gesellschaftliches verhältnis, das aus dem permanenten tun aller akteurInnen (auch institutionen) heraus am wirken - am tatsächlich wirken - gehalten wird. dieser zusammenhang aus besitz und (ver)kauf, im kern abgesichert durch das eigentumsrecht und die vertragsfreiheit, lässt alle beteiligten notgedrungen über die "konkrete arbeit" und den gebrauchswert hinwegsehen beziehungsweise diese nur in den blick bekommen wenn das tauschverhältnis passt.
das wertgesetz steht dem kapitalistischen gesellschaftlichen stoffwechsel zugrunde, dessen namen ist: gedeih UND verderb
wie war der marx'sche satz von der betrieblichen rationalität und der gesellschaftlichen anarchie, hab ihn grad nicht im kopf. auf jeden fall bedingt das wertgesetz auch die waren- und somit kapitalvernichtung. vom produktivitätsniveau überholte oder in einer absatzkrise liegengebliebene güter sind in ihrem wert arg gemindert noch bevor sie ihn realisieren konnten. wert ging verloren und die güter werden entweder weit unter wert vertrieben oder ganz aus dem verkehr (nicht nur warenverkehr) genommen. nicht viel komplizierter verhält es sich mit eigentumstiteln oder anteilsscheinen: kann ein unternehmen am markt nicht reüsieren, schwindet nach einer überbewertung auch sein aktienkurs (der da nix anderes war als eine erwartung an eine zukünftige beteiligung in der aufteilung des erzielten werts der vertriebenen waren). wert schwindet ununterbrochen, um anderer verwertung platz zu machen. in dieser aus dem wertgesetz resultierenden logik liegt das kapitalistische "auf gedeih und verderb" - eben mit einem "und" v erknüpft - begründet. da ist nix "definition" sondern alles "realer" prozess.
in der aufhebung
die eigentumsverhältinsse (und deren "juristische, militärische und ideologische absicherung") würden sich drastisch verändern: die arbeit würde sich ebenso drastisch in entscheidungs- und arbeitsweisen ändern und würde dinge produzieren, die sich in eigentums- und verkehrsform und wohl auch im gebrauch von waren unterscheiden würden arbeit wäre also keine arbeit mehr (im kapitalistischen sinn); die möglichkeit in gesellschaftlich durchschnittlich erreichbarem wohlstand zu leben wäre nicht mehr an die notwendigkeit zu arbeiten geknüpft etc. vorübergehend wären verteilungsmaßnahmen von gütern durchzuführen, die heutigen hilfsmaßnahmen (oder der idealistischen vorstellung von entwicklungszusammenarbeit) ähnlich wären, wären also güter entgegen den produktivitätsgefällen zu bewegen. in den neu entstehenden gesellschaftlichen verhältnissen würden aber alle akteurInnen nicht umhinkommen, in ihrem tun zu berücksichtigen dass es ein nicht definierberes aber wirkendes maß gibt: die produktivste (d.h. am wenigsten "a rbeits"zeit benötigende) weise etwas zu tun. dieses maß wäre nicht mehr im wertgesetz aufgehoben sondern letzteres in neuen freiheiten und regulationen: natürlich stünde es jedem frei, etwas in einer nicht der gesellschaftlich durchschinttlichen zeit herzustellen oder zu erledigen (wie im kapitalismus auch), doch stünde keine notgedrungen scheiternde verwertung der produkte mehr auf der tagesordnung, diese hieße nicht mehr "auf gedeih und verderb" sondern "lass das mal lieber, außer es macht dir spaß". wie die verkehrsform aller produktionsmittel ausschauen könnte, dafür ist heute "open source" wahrscheinlich das beste, wenn auch hinkende beispiel. produktionsprozesse und auch die orte der gesellschaftlich durchschnittlichen produktivität würden sich jedenfalls drastisch verändern. an die stelle von waren- und kapitalvernichtung träten andere formen von verschwendung in einem gesellschaftlichen prozess, in dem es eben nicht mehr um die selbstverwertung einer realabstraktion ginge. die leute hätten viel spaß, und das wertgesetz wäre nicht abgeschafft sondern ... aufgehoben.
das wertgesetz ist keine definition
dass der wert einer ware der in ihr enthaltenen, dem jeweils derzeitigen produktivitätsniveau entsprechenden, quantum arbeitszeit entspricht, bedeutet nicht dass die ware diesen wert "hat". sie transportiert ihn gewissermaßen nur über den zu erwirkenden verkauf in den erlös. g' ist dann wieder g eines neuen zyklus. scheitert der verkauf is es nix mehr ... wert (etwas trivial formuliert). das wertgesetz ist keine definition sondern eine realabstraktion. ungefähr: ein gesellschaftliches verhältnis, das aus dem permanenten tun aller akteurInnen (auch institutionen) heraus am wirken - am tatsächlich wirken - gehalten wird. dieser zusammenhang aus besitz und (ver)kauf, im kern abgesichert durch das eigentumsrecht und die vertragsfreiheit, lässt alle beteiligten notgedrungen über die "konkrete arbeit" und den gebrauchswert hinwegsehen beziehungsweise diese nur in den blick bekommen wenn das tauschverhältnis passt.
hmm.. wie gesagt ich bin da ja auch nicht der experte und kann nur sagen wie ichs verstanden habe. aber fuer mich ist das wertgesetzt schon eine defintion und wie jede definition haftet ihr etwas willkuehr an. aber jede gute und sinnvolle definition druecken natuerlich meist "realabstraktionen" aus.
die defintion was eine complexe zahl ist und wie die rechenrelgen auf sie anzuwenden sind ist eine willkuehrliche.. aber sie ist eine sinvolle und bewirkt neue einsichten in die "natur" algebraischer gleichungsysteme.
fuer die kapitalistische wirtschaft hat meiner meinung nach das wertgesetzt nur geringe bedeutung. dem kapitalisten ist es egal wieviel arbeitszeit in einem produkt steckt ihm sind die produktionskosten wichtig.. die haengen natuerlich mit der arbeitszeit zusammen aber nicht ganz 1:1 wie die auslagerung der produktion in billiglohnlaender zeigt..
sieht als fuer mich so aus als haette das wertgesetzt erst wirklich in einer sozialistischen wirtschaft bedeutung in der preise nicht mehr mit den mechanismen des marktes geregelt werden sollen.. und bedeutung natuerlich als mittel unserer kritik an der kapitalistischen produktionsweise
in einer zukuenfitigen wirtschaft in der der automatisierungsgrad sich an 100% annaehert wird das wertgesetzt auch recht willkuehrlich erscheinen. der wert wird sich dann fast ausschlisslich in dem prozentsatz an beschraenkten naturresourcen ausdruecken. haette man nicht limitierungen an verfuegbarer energie, an naturresourcen die nicht unbeschraenkt vorhanden sind koennte man ansonsten unendlich viel produzieren..
dass naturresourcen jetzt gar nicht eingerechnet sind (sondern nur in der form dass ihr abbau menschliche arbeitskraft kostet und sie daher "teuer") macht aber ansonsten unendliche verfuegbarkeit vorausgesetzt wird.. ist sicher auch schon jetzt ein handycap... bzw war vielleicht dafuer verantwortlich dass man es mit dem umweltschutz im realsozialismus nicht unbedingt besonders genau genommen hat..
lg mond.