hallo,
in Kürze gibts den Text auf der hp. Es soll auch eine Antwort auf Noras Kosmonaut-Laika-Text sein - soweit ich ihn verstanden habe. Auf eine Fortsetzung der Dikskus.
liegrüRol
-------------
Jeder Revolution geht die Revolution des Denkens voraus
Ein paar Worte darüber, was man will und warum man gerade das und nicht etwas anderes will.
Wollen heißt nicht, sich etwas fest wünschen, einbilden oder ganz fest an etwas glauben. Das Wollen hat nichts mit Intensität zu tun. Allein das Wollen muss erstmal stimmen. Dieses allein ist nicht gering zu schätzen; es ist verdammt viel und die große Schwierigkeit. Worauf soll es bei einer Revolution sonst ankommen; auf schönes Wetter?
Wer den Sozialismus/Kommunismus nicht will, macht ihn auch nicht; siehe Konservative, Liberale, etc. Wer über Kapitalismus nur ungenügend Bescheid weiß, d. h. falsche Vorstellungen darüber hat und den Sozialismus will, macht wegen dieser Unwissenheit und dem daraus folgenden politischen Unwillen dann Sozialdemokratie oder kann auch schon mal beim Faschismus landen, siehe Sorel, Mussolini und eine Reihe anderer Sozialisten. All die Konservativen, Sozialdemokraten, Liberalen, Faschisten wollen politisch irgendetwas, aber sie wollen keinen Sozialismus, weil sie ihn nicht WOLLEN KÖNNEN, da sie das Wesentliche am Kapitalismus nicht begriffen haben.
Aus falschen Vorstellungen über Kapitalismus kann nie und nimmer eine richtige Vorstellung von Sozialismus werden. Ein Gewerkschafter etwa WILL höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, aber am Lohnsystem hat er nichts auszusetzen. Das ist auch folgerichtig: Wer für höhere Löhne kämpft, kann gar nicht gegen Löhne sein! Ausgehend von verkehrten Grundannahmen die zu verkehrten Forderungen führen, hat er sich das genau überlegt und zu seinem politischen Willen gemacht. (Exkurs: Der Lohnkampf kann dennoch revolutionäre Züge annehmen, wenn die Lohnhöhe die tatsächlichen Bedürfnisse abdecken soll. Dafür ist der Lohn nicht vorgesehen, doch Sozialdemokraten wissen das nicht. Sie wollen einen Lohnkampf, aber führen u. U. einen revolutionären Kampf, ohne das zu wollen, ohne dass das beabsichtig war siehe Oktoberstreik 1950).
Wollen kommt von Wissen. Wenn man über eine Sache Bescheid weiß und genügend Leute derselben Ansicht sind, ergeben sich die praktischen Folgen (fast) von selbst. Der Kapitalismus wird abgeschafft, wenn viele Leute eingesehen haben, dass er ihnen nicht bekommt. Sie wollen ihn dann aus guten Gründen nicht mehr. Deswegen müssen vorher falsche Vorstellungen über ihn beseitigt werden. Falsches Bewusstsein und der daraus resultierende Fetischismus können nur mittels Aufklärung, Wissensvermittlung und Kritik beseitigt werden. Das ist kein Akt der Manipulation, sondern eine Abwehr der Manipulation. Brecht sagte mal, wer sein Lage erkannt hat, wie sollte der noch aufzuhalten sein? Die Lage erkennen heißt, sich ein vorurteilsfreies Wissen über die Lage zu verschaffen. Gewalt und Waffen sind ein weitaus prekäreres Mittel zur Aufrechterhaltung der Klassenherrschaft, als das falsche Bewusstsein ein schädlicher politischer Wille.
Ob es genügend Leute sind, stellt sich normalerweise immer erst nachher raus, wenn die Revolution erfolgreich war. Klar ist auch, dass genügend Leute optimalerweise alle Menschen umfasst. Wenn man sich die Revolutionen der letzten 200 Jahre anschaut, dann waren nur ein Bruchteil davon sozialistische. Und selbst die Russische Revolution brachte eine skurrile sozialistische Politik mit sich, die nicht immer dem Umstand geschuldet war, dass die Revolution von innen und außen permanent bedroht wurde. Sie war dem Umstand geschuldet, dass Lenin zu wenig Wissen über den Kapitalismus hatte - siehe seine Imperialismustheorie, woraus dann sein teilweise skurriler Sozialismus resultierte.
Es gibt zwei günstige Revolutionszeitpunkte; (potenziell) immer oder am St. Nimmerleinstag. Wenn Aufklärung und Kritik betrieben wird, die Lügen und Manipulationen der Politik zurückgewiesen werden; was ist das anderes als permanente Revolutionsvorbereitung. Materialistische Kritiker kontern ja nicht mit Gegen- bzw. Alternativmanipulationen wie sie bei Linken gang und gäbe sind. Das ist antirevolutionär, weil nicht aufklärerisch. Mit Kritik kann man sich zwar irren, aber einen Revolutionsversuch stellt sie immer dar. Kommunisten wollen ja mehr genügend Leute erreichen, damit sich die Dinge zum Besseren ändern. Darum das ganze Theater, inklusiven dem vorliegenden Text. Auch wenn Kommunistinnen und Kommunisten eine verschwindende Minderheit sind, betreiben sie dennoch Kritik was sollten sie auch anderes tun - und warten nicht auf strategische Änderungen der Weltlage. Das ist sinnvoller Aktivismus und alles andere als idealistisch.
ich war etwas verblüfft über die vehemenz und scheinbare schärfe, die hinter der antwort rolands auf meine 1000 fragen steckte. sein zentraler vorwurf war wohl
Niemand braucht eine moderne marxistische Weltanschauung, schon gar nicht Kommunisten und Kommunistinnen! Die ist ebenso quasireligiös, wie der Bewegungsfetischismus und die Marxexegese. (K. W. redet aber einem Experimentierfetischismus das Wort.)
dass sich führende marxitInnen immer auf die doppelidentität des marxismus als "wissenschaftliche weltanschauung" bezogen und auch noch beziehen, scheint roland zuwenig. nein, ideologie ist gleich religion istgleich fetischismus und wenn man jemand eine verkürzung vorwerfen muß dann halt "experimentierfetischismus" , um bei meinem konkreten fall zu bleiben. was aber hat aus dem liebenswürdigen genossen eine mischung aus weidwundem reh und reissendem wolf gemacht? zum einen wohl, dass ich in meinen thesen und in der art ihrer präsentation meine verunsicherung über die ursachen gesellschaftlicher entwicklungen mit ein paar wahrnehmungen meinerseits verknüpft habe. das ghört sich wohl nicht für einen kommunisten, der ja dazu da ist, "die massen dort abzuholen, wo sie stehen". irgendjemand hatt ja, marx sei dank, schon die schienen gelegt, sodaß wir, die wir qua unserer entscheidung, kommunist'Innen zu sein, nur mehr zu lenin auf den führerstand klettern müssen und ordentlich einheizen. und zum dank spielen wir dem mitfahrenden volk, die von ihnen gewünschte musik vor.
Weltanschauung ist Ideologie, ist Vorurteil, sind Scheuklappen, also eine eingeschränkte Weltsicht. Man stellt sich in einer vorher festgelegten Art und Weise zur Welt. Man möchte die Welt durch eine bestimmte Brille sehen bzw. von einer bestimmten Warte aus betrachten. Das schließt Nüchternheit und Unvoreingenommenheit aus. Marxistinnen und Marxisten müssen jede Ideologie bekämpfen. Wenn der Marxismus zur Ideologie verkommt, dann ist bereits der Wurm drinnen.
was sind meine scheuklappen? dass ich mir noch nicht sicher bin, ob es immaterielle arbeit, immaterielles kapital gibt? manches spricht dafür, manches dagegen. ? dass ich davon ausgehe, dass sich der kapitalismus noch weiter entfalten wird und dies die potenz zu sozialismus erhöht? (immer mit der möglichkeit stattdessen in die barbarei zu mutieren). dass ich behaupte, dass man richtige zeitpunkte für revolutionen nur in der historischen betrachtung analysieren kann, in aktuellen situation halt immer das nach besten wissen möglichste und klügste zu tun? die welt anzuschauen, zu staunen und innezuhalten, sich unbelastet auszutauschen und zu vernetzen, ist schon beihnahe das maximum, dass ich uns derzeit zutraue. dabei geht es weniger um meinungsvielfalt (was kümmerts mich, wie sich christInnen ihren frieden und ihre gerechtigkeit vorstellen) und schon gar nicht einen kirtag der pluralität, sondern um eine zusammenschau der dürftigen theoretischen grundlagen über den lauf der welt. ich geh mal davon aus, dass du, roland, genauso wenig ahnung hast, über die konkreten politischen und ökonomischen entwicklungen in china, weissrußland und kongo wie ich, dass du, wie ich, die fusionierungen am energiesektor weltweit, die entwicklungen der börsen auch nur auf niveau eines tagezeitungsjournalismus einschätzen kannst, und dass du, so wie ich, auch den sozialismus in kuba und korea weder klug verteidigen, noch intelligent kritisieren kannst.? was also macht den untrschied zwischen uns zwei, was macht mich zum postmodernen fetischisten und dich zum kommunisten?
aus den texten selbst wohl nur eines. du glaubst, dass eine gruppe fest entschlossener revolutionärInnen jederzeit losschlagen könne, wenn sie nur groß genug an der zahl sind. für mich ein romantischer voluntarismus, der auch noch die gefahr in sich birgt, dass einzelne dabei überfordert werden. ebensowenig sehe ich die notwendigkeit, mir oder dir den marxismus abzusprechen, das ringen um positionen ist noch lange dazu angetan, ergebnisse vorwegzunehmen, auch wenn du dir das vielleicht ganz fest wünscht. dass du in deiner antwort ein paar inhaltliche unterstellungen verpackt hast, nehme ich dir nicht krumm, hilfreich für eine positionelle weiterentwicklung ist es allerdings nicht.
konkret möchte ich zu drei punkten weiterdiskutieren: 1) entwiclungsstand des kapitalismus 2) tendenziellen fall der profitrate, "nomadisches kapital" 3)revolution
ad1) was ist so schwierig daran zu verstehen, dass der kapitalismus einerseits "fester im sattel sitzt denn je", wie du es formulierst, also zur weiteren entfaltung strebt und andererseits durch die entwicklung der poduktionsverhältnisse sich seine krisenhaftigkeit immer mehr zuspitzt. wer hätte sich vor 10 jahren gedacht, dass eine friseurlehrling in laa/thaya zu beginn ihrer lehre eine konkurrenzklausel unterschreiben muß, dass sie nach abgeschlossener lehre, bei keinem konkurrenzunternehmen im bezirk arbeiten darf? immer mehr unmittelbar für die produktion und distibution notwendigen fähigkeiten haften unmittelbar an den dort arbeitenden und werden auch im falle derer freisetzungen mitfreigesetzt. mit anderen worten: für die produktion wird die intelligenz, die kreativität , die skills der arbeitenden immer bedeutungsvoller diese kritische potenz läßt natürlich auch die möglichkeit zu, die produktionsverhältnisse selbst in frage zu stellen. erlernte gesellschaftliche codes lassen aber auch geizistgeil als potenz stärker werden, was so viel heißt wie, es gibt keine altrnativen zur permanenten redlichen agitation.
2) du bezeichnest es als "das gespenst des tndenziellen fall der profitrate". für mich ist sie heute sehr deutlich erkennbar, bzw. die notwendigkeit für das kapital, sie ständig so hoch wie möglich zu halten. ich würde dem phänomen gerne mal einen abend widmen, eventuell sogar ein seminar, weil es den charakter des kapitalismus am ehesten beschreiben kann. nicht die boshaftigkeit des kapitalisten, nicht seine verrohung, sind schuld an der ausbeutung, sondern die gesetzmäßigen triebkräfte der akkumulation.
3) wenn du schon so klare vorstellungen von "der revolution" hast, dann spann uns nicht länger auf die folter. wie viele brauchen wir, was sind unsere ziele, wen machen wir als erstes platt und wo ist überhaupt r startschuß? (aber bitte keinen experimentierfetischismus! zwinker!)
god night and good luck kurto
"Kosmonaut" baikonur@gmx.net schreibt:
hallo,
in Kürze gibts den Text auf der hp. Es soll auch eine Antwort auf Noras Kosmonaut-Laika-Text sein - soweit ich ihn verstanden habe. Auf eine Fortsetzung der Dikskus.
liegrüRol
Jeder Revolution geht die Revolution des Denkens voraus
Ein paar Worte darüber, was man will und warum man gerade das und nicht etwas anderes will.
Wollen heißt nicht, sich etwas fest wünschen, einbilden oder ganz fest an etwas glauben. Das Wollen hat nichts mit Intensität zu tun. Allein das Wollen muss erstmal stimmen. Dieses allein ist nicht gering zu schätzen; es ist verdammt viel und die große Schwierigkeit. Worauf soll es bei einer Revolution sonst ankommen; auf schönes Wetter?
Wer den Sozialismus/Kommunismus nicht will, macht ihn auch nicht; siehe Konservative, Liberale, etc. Wer über Kapitalismus nur ungenügend Bescheid weiß, d. h. falsche Vorstellungen darüber hat und den Sozialismus will, macht wegen dieser Unwissenheit und dem daraus folgenden politischen Unwillen dann Sozialdemokratie oder kann auch schon mal beim Faschismus landen, siehe Sorel, Mussolini und eine Reihe anderer Sozialisten. All die Konservativen, Sozialdemokraten, Liberalen, Faschisten wollen politisch irgendetwas, aber sie wollen keinen Sozialismus, weil sie ihn nicht WOLLEN KÖNNEN, da sie das Wesentliche am Kapitalismus nicht begriffen haben.
Aus falschen Vorstellungen über Kapitalismus kann nie und nimmer eine richtige Vorstellung von Sozialismus werden. Ein Gewerkschafter etwa WILL höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, aber am Lohnsystem hat er nichts auszusetzen. Das ist auch folgerichtig: Wer für höhere Löhne kämpft, kann gar nicht gegen Löhne sein! Ausgehend von verkehrten Grundannahmen die zu verkehrten Forderungen führen, hat er sich das genau überlegt und zu seinem politischen Willen gemacht. (Exkurs: Der Lohnkampf kann dennoch revolutionäre Züge annehmen, wenn die Lohnhöhe die tatsächlichen Bedürfnisse abdecken soll. Dafür ist der Lohn nicht vorgesehen, doch Sozialdemokraten wissen das nicht. Sie wollen einen Lohnkampf, aber führen u. U. einen revolutionären Kampf, ohne das zu wollen, ohne dass das beabsichtig war siehe Oktoberstreik 1950).
Wollen kommt von Wissen. Wenn man über eine Sache Bescheid weiß und genügend Leute derselben Ansicht sind, ergeben sich die praktischen Folgen (fast) von selbst. Der Kapitalismus wird abgeschafft, wenn viele Leute eingesehen haben, dass er ihnen nicht bekommt. Sie wollen ihn dann aus guten Gründen nicht mehr. Deswegen müssen vorher falsche Vorstellungen über ihn beseitigt werden. Falsches Bewusstsein und der daraus resultierende Fetischismus können nur mittels Aufklärung, Wissensvermittlung und Kritik beseitigt werden. Das ist kein Akt der Manipulation, sondern eine Abwehr der Manipulation. Brecht sagte mal, wer sein Lage erkannt hat, wie sollte der noch aufzuhalten sein? Die Lage erkennen heißt, sich ein vorurteilsfreies Wissen über die Lage zu verschaffen. Gewalt und Waffen sind ein weitaus prekäreres Mittel zur Aufrechterhaltung der Klassenherrschaft, als das falsche Bewusstsein ein schädlicher politischer Wille.
Ob es genügend Leute sind, stellt sich normalerweise immer erst nachher raus, wenn die Revolution erfolgreich war. Klar ist auch, dass genügend Leute optimalerweise alle Menschen umfasst. Wenn man sich die Revolutionen der letzten 200 Jahre anschaut, dann waren nur ein Bruchteil davon sozialistische. Und selbst die Russische Revolution brachte eine skurrile sozialistische Politik mit sich, die nicht immer dem Umstand geschuldet war, dass die Revolution von innen und außen permanent bedroht wurde. Sie war dem Umstand geschuldet, dass Lenin zu wenig Wissen über den Kapitalismus hatte - siehe seine Imperialismustheorie, woraus dann sein teilweise skurriler Sozialismus resultierte.
Es gibt zwei günstige Revolutionszeitpunkte; (potenziell) immer oder am
St. Nimmerleinstag. Wenn Aufklärung und Kritik betrieben wird, die Lügen und Manipulationen der Politik zurückgewiesen werden; was ist das anderes als permanente Revolutionsvorbereitung. Materialistische Kritiker kontern ja nicht mit Gegen- bzw. Alternativmanipulationen wie sie bei Linken gang und gäbe sind. Das ist antirevolutionär, weil nicht aufklärerisch. Mit Kritik kann man sich zwar irren, aber einen Revolutionsversuch stellt sie immer dar. Kommunisten wollen ja mehr genügend Leute erreichen, damit sich die Dinge zum Besseren ändern. Darum das ganze Theater, inklusiven dem vorliegenden Text. Auch wenn Kommunistinnen und Kommunisten eine verschwindende Minderheit sind, betreiben sie dennoch Kritik was sollten sie auch anderes tun - und warten nicht auf strategische Änderungen der Weltlage. Das ist sinnvoller Aktivismus und alles andere als idealistisch.
-- Bis zu 70% Ihrer Onlinekosten sparen: GMX SmartSurfer! Kostenlos downloaden: http://www.gmx.net/de/go/smartsurfer _______________________________________________ god mailing list god@mond.at http://mond.at/cgi-bin/mailman/listinfo/god
lieber Kurto, liebe Genossinnen und Genossen,
meine kritik ist selbstverständlich kein persönlicher angriff. das möcht ich zur sicherheit mal vorausschicken. so gut ich den "Friede sei mit euch!"-text fand, so dürftig den "Lasst uns 1000 Fragen stellen!". grundsätzlich ist in dem text sehr viel und - einiges widersprüchliches drin. man könnt ja auch satz für satz vorgehen.
--- Ursprüngliche Nachricht --- Von: "Kurto Wendt" Kurto.Wendt@reflex.at An: "Kosmonaut" baikonur@gmx.net Kopie: god@mond.at Betreff: ein kehr. Datum: Thu, 23 Mar 2006 01:40:18 +0100
ich war etwas verblüfft über die vehemenz und scheinbare schärfe, die hinter der antwort rolands auf meine 1000 fragen steckte. sein zentraler vorwurf war wohl
Niemand braucht eine moderne marxistische Weltanschauung, schon gar nicht Kommunisten und Kommunistinnen! Die ist ebenso quasireligiös, wie der Bewegungsfetischismus und die Marxexegese. (K. W. redet aber einem Experimentierfetischismus das Wort.)
dass sich führende marxitInnen immer auf die doppelidentität des marxismus als "wissenschaftliche weltanschauung" bezogen und auch noch beziehen, scheint roland zuwenig. nein, ideologie ist gleich religion istgleich fetischismus und wenn man jemand eine verkürzung vorwerfen muß dann halt "experimentierfetischismus" , um bei meinem konkreten fall zu bleiben. was aber hat aus dem liebenswürdigen genossen eine mischung aus weidwundem reh und reissendem wolf gemacht?
findest du das wirklich so? ist nicht meine absicht, so zu wirken.
zum einen wohl, dass ich in meinen thesen und in der art ihrer präsentation meine verunsicherung über die ursachen gesellschaftlicher entwicklungen mit ein paar wahrnehmungen meinerseits verknüpft habe.
so soll es ja auch sein. die grundlage der erkenntnis ist die wahrnehmung, möglichst ungetrübt.
das
ghört sich wohl nicht für einen kommunisten, der ja dazu da ist, "die massen dort abzuholen, wo sie stehen".
so etwas würd ich nie sagen. das wär ja populismus. das machen ja sämtliche bürgerliche politiker und politikerinnen. und der genosse parteder hält das auch für eine richtige methode.
irgendjemand hatt ja, marx sei
dank, schon die schienen gelegt, sodaß wir, die wir qua unserer entscheidung, kommunist'Innen zu sein, nur mehr zu lenin auf den führerstand klettern müssen und ordentlich einheizen. und zum dank spielen wir dem mitfahrenden volk, die von ihnen gewünschte musik vor.
ich bin mir, so wie oben, nicht ganz klar, ob du mir das unterstellst. behauptet hab ich so etwas nicht.
Weltanschauung ist Ideologie, ist Vorurteil, sind Scheuklappen, also eine eingeschränkte Weltsicht. Man stellt sich in einer vorher festgelegten Art und Weise zur Welt. Man möchte die Welt durch eine bestimmte Brille sehen bzw. von einer bestimmten Warte aus betrachten. Das schließt Nüchternheit und Unvoreingenommenheit aus. Marxistinnen und Marxisten müssen jede Ideologie bekämpfen. Wenn der Marxismus zur Ideologie verkommt, dann ist bereits der Wurm drinnen.
was sind meine scheuklappen? dass ich mir noch nicht sicher bin, ob es immaterielle arbeit, immaterielles kapital gibt? manches spricht dafür, manches dagegen. ? dass ich davon ausgehe, dass sich der kapitalismus noch weiter entfalten wird und dies die potenz zu sozialismus erhöht?
das ist ein wichtiger punkt, der wieder bei der debatte mit nora einhakt! wie ist das nun mit der produktivkraftentwicklung und der gesteigerten potenz zum sozialismus? spricht nicht die geschichte dagegen? allem anschein nach gibt es diesen zusammenhang nicht. wieso, lieber kurto, gehst du davon aus? du musst doch mehr begründungen dafür anführen. mehr als ein wunschbild sehe ich da nicht. wenns den zusammenhang geben würde, dann würden wir schnurstracks zum sozialismus vorwärtsstreben, mit jedem neuen schnellerern computer. und der große witz dabei: ohne dass die leute ihre gedanken über sozialismus und so ein zeux verschwenden, würde sich der ganz automatisch, ohne unser zutun und wollen einstellen. ja, selbst wenn die leute den sozialismus nicht wollen würden, könnten sie gar nichts dagegen tun, außer sie stoppen die prodiktivkraftentwicklung. das ist doch geschichtsphilosophie; die geschichte steht auf den fortschrittsschienen. man muss nur abwarten und neue technologien entwickeln. logisch und verständlich ist das nicht.
(immer
mit der möglichkeit stattdessen in die barbarei zu mutieren). dass ich behaupte, dass man richtige zeitpunkte für revolutionen nur in der historischen betrachtung analysieren kann, in aktuellen situation halt immer das nach besten wissen möglichste und klügste zu tun?
nichts anderes sage ich: immer das klügste und möglichste tun, nach bestem wissen! ist ja ganz klar. die wissensaneignung ist dabei der springende punkt.
die welt anzuschauen, zu staunen und innezuhalten, sich unbelastet auszutauschen und zu vernetzen, ist schon beihnahe das maximum, dass ich uns derzeit zutraue. dabei geht es weniger um meinungsvielfalt (was kümmerts mich, wie sich christInnen ihren frieden und ihre gerechtigkeit vorstellen) und schon gar nicht einen kirtag der pluralität, sondern um eine zusammenschau der dürftigen theoretischen grundlagen über den lauf der welt.
sehr richtig. zusammenschau und kritik. doch so dürftig sind die theoretischen grundlagen zum glück und marx sei dank, nicht.
ich geh mal davon aus, dass du, roland, genauso wenig ahnung
hast, über die konkreten politischen und ökonomischen entwicklungen in china, weissrußland und kongo wie ich, dass du, wie ich, die fusionierungen am energiesektor weltweit, die entwicklungen der börsen auch nur auf niveau eines tagezeitungsjournalismus einschätzen kannst, und dass du, so wie ich, auch den sozialismus in kuba und korea weder klug verteidigen, noch intelligent kritisieren kannst.?
lieber kurto! jetzt stell dich nicht dümmer als du bist. wir können schon ein paar richtige aussagen über die jeweiligen entwicklungen machen. dazu muss man nicht immer jede historische entwicklung im detail wissen. es stimmt schon, dass wir die genannten entwicklungen auch nicht besser als journalisten hinkriegen. aber um was gehts den da? die kommentatoren wollen ja wissen, wie sich die börse entwickelt, sie wollen wissen, wie etwa china in zukunft mittel- und langfristig dastehen wird? sie wollen es aus bestimmten interessen wissen, weil sie etwa finanziell mitnaschen wollen, weil sie politisch mitmischen wollen; weil sie einen sensationsartikel schreiben wollen, um die angst vor der "gelben gefahr" zu reaktivieren, wie jüngst in der kroZe. eines wollen die aber selten: wissen, wie der weltweite kapitalismus beschaffen ist oder was den nationalismus ausmacht und wozu der fähig ist. die journalisten kennen ihre branche, eine gesamtübersicht interessiert sie nicht und braucht sie auch nicht zu interessieren. wir kritiker und kritikerinnen können sagen, was sie zu dem und dem bewegt und welche verheerenden auswirkungen dieses borneirte interesse hat. die bügerlichen interessieren die auswirkungen nicht. für die ist krieg wie ein naturereignis, wogegen man wenig machen kann. das liegt halt in der natur des menschen, wie es immer so unschön heißt. wir beide, kurto, und ein paar andere (leider viel zu wenige) können sagen, dass das zynisch und verlogen ist. und wir können auch sagen, warum das unmenschlich ist. da wissen wir mehr als die bürgerl. journalisten.
was also macht den
untrschied zwischen uns zwei, was macht mich zum postmodernen fetischisten und dich zum kommunisten?
da hab ich selbst mit einem modebegriff gekontert, weil ich mir die inhaltliche analyse erspart habe. zugegeben. aber wenn du über kreativpotenzial, lebens- und kommunikationsformen schreibst frag ich mich, wie wichtig ist das und was hat es den überhaupt damit auf sich? kreativpotenzial? was ist das? kommt das nicht aus der modernen betriebswirtschaft? zu den zukünftigen lebens- und kommunikationaformen kann man jetzt schon sagen: man wird auch in zukunft essen, trinken, schlafen, wohnen, miteinander reden, streiten, neuerdings auch mit emails, etc. falls du damit sagen möchtest, dass diese formen im sozialismus ganz anders sein werden, dann hast du recht, aber wir könnens noch gar nicht bestimmen. man kann sich ja mit unendlich vielen details beschäftigen und damit, wie die in der zukunft sein werden. das schaut aber eher wie kaffeesudleserei aus.
aus den texten selbst wohl nur eines. du glaubst, dass eine gruppe fest entschlossener revolutionärInnen jederzeit losschlagen könne, wenn sie nur groß genug an der zahl sind.
nein; wie kommst du darauf? es ist mir schleierhaft, so etwas aus meinem text rauszulesen. erstens glaube ich an nichts, auch nicht an die revolution. ist ja absurd. glaube ist das gegenteil von wissen. aber der feste entschluß ist wichtig. nur kommt der nicht vom glauben, sondern von der einsicht, dass der kapitalismus unmenschlich ist. die gewinnt man nur durch wissen und kritik. und wenns genug leute (kritische masse) sind, die diese einsicht teilen, erst dann kann man die verhältnisse umgestalten, revolutionieren. je mehr leute das sind, umso gewaltloser gehts vor sich (obwohl, das weiß ich wirklich nicht, ich vermute und hoffe es, d.h. ich glaube es:-)
für mich ein romantischer voluntarismus, der
auch noch die gefahr in sich birgt, dass einzelne dabei überfordert werden. ebensowenig sehe ich die notwendigkeit, mir oder dir den marxismus abzusprechen, das ringen um positionen ist noch lange dazu angetan, ergebnisse vorwegzunehmen, auch wenn du dir das vielleicht ganz fest wünscht.
mit wünschen hat das alles nix zu tun, romantisch ist auch nix. übern voluntarismus müssen wir reden.
dass du in deiner antwort ein paar inhaltliche unterstellungen
verpackt hast, nehme ich dir nicht krumm, hilfreich für eine positionelle weiterentwicklung ist es allerdings nicht.
konkret möchte ich zu drei punkten weiterdiskutieren:
- entwiclungsstand des kapitalismus
- tendenziellen fall der profitrate, "nomadisches kapital"
3)revolution
ad1) was ist so schwierig daran zu verstehen, dass der kapitalismus einerseits "fester im sattel sitzt denn je", wie du es formulierst, also zur weiteren entfaltung strebt und andererseits durch die entwicklung der poduktionsverhältnisse sich seine krisenhaftigkeit immer mehr zuspitzt. wer hätte sich vor 10 jahren gedacht, dass eine friseurlehrling in laa/thaya zu beginn ihrer lehre eine konkurrenzklausel unterschreiben muß, dass sie nach abgeschlossener lehre, bei keinem konkurrenzunternehmen im bezirk arbeiten darf? immer mehr unmittelbar für die produktion und distibution notwendigen fähigkeiten haften unmittelbar an den dort arbeitenden und werden auch im falle derer freisetzungen mitfreigesetzt. mit anderen worten: für die produktion wird die intelligenz, die kreativität , die skills der arbeitenden immer bedeutungsvoller diese kritische potenz läßt natürlich auch die möglichkeit zu, die produktionsverhältnisse selbst in frage zu stellen. erlernte gesellschaftliche codes lassen aber auch geizistgeil als potenz stärker werden, was so viel heißt wie, es gibt keine altrnativen zur permanenten redlichen agitation.
was ist daran so neu? den arbeitenden wurde ja immer schon soviel wie möglich aufgebürdet, deswegen sind sie ja arbeitende! dass die leute immer mehr können müssen ist ja auch schon lang so. vor 100 jahren wurde noch von den wenigsten der führerschein plus eigenem auto verlangt. vor 20 jahren musste noch niemand wissen, was man mit einem computer alles machen kann. intelligent und kreativ, was auch immer das genau sein mag, waren die leute damals auch. aber eine kritische potenz sehe ich darin nicht wirklich. die leute richten sich danach, was von ihnen verlangt wird. das wissen, die kreativität wird dazu genutzt, um einen konkurrenzvorteil gegen seinen bzw. ihren mitproleten bzw. proletin zu erzielen. der kapitalismus lenkt das potenzial in genau solche bahnen. die verhältnisse und deren zuspitzung allein treiben nicht zur emanzipation. hier tradierst du m. e. wieder die verelendungstheorie: es muss den leuten nur schlecht genug gehen, dass sie mal was revolutionäres machen. die empirie spricht dagegen. das ist eine krasse unterschätzung der potenzen des kapitalismus. geiz-ist-geil, ein saublöder werbespruch, ist eine notwendige grundeinstellung im kapitalismus. wobei "geiz" nicht geil, sondern oftmals notwendig ist. und wenn man mit knappen geldmitteln ausgestattet ist, was beim proletariat der fall ist, und mit denen sparsam umgehen muss, dann hat das nichts mit geiz zu tun. großzügigkeit muss man sich erst mal leisten können!
- du bezeichnest es als "das gespenst des tndenziellen fall der
profitrate". für mich ist sie heute sehr deutlich erkennbar, bzw. die notwendigkeit für das kapital, sie ständig so hoch wie möglich zu halten.
das ist auch nicht neu, dass die profitrate so hoch wie möglich gehalten wird. das ist jene theorie, wo marx nachweislich ein bissl falsch gelegen ist. er meinte, dass die profitrate allgemein fallen wird, bei zunehmender organischer zusammensetzung (immer weniger arbeitskraft, immer mehr konstantes kapital) des kapitals. ich hab die formel nicht im kopf, aber er hat da einen faktor vergessen. die konzerne fahren doch rekordprofite mit immer weniger arbeitenden ein! die deutsche bank zb hat letztes jahr einen haufen leute auf die straße gesetzt und einen rekordgewinn gemacht. ja, das sollten wir genauer behandeln.
ich würde dem phänomen gerne mal einen abend widmen, eventuell sogar ein seminar, weil es den charakter des kapitalismus am ehesten beschreiben kann. nicht die boshaftigkeit des kapitalisten, nicht seine verrohung, sind schuld an der ausbeutung, sondern die gesetzmäßigen triebkräfte der akkumulation.
richtig.
- wenn du schon so klare vorstellungen von "der revolution" hast, dann
spann uns nicht länger auf die folter. wie viele brauchen wir, was sind unsere ziele, wen machen wir als erstes platt und wo ist überhaupt r startschuß? (aber bitte keinen experimentierfetischismus! zwinker!)
wir brauchen viele, sehr viele, am besten alle! je mehr, umso besser. die ziele brauch ich dir doch nicht erklären, kurto. als erstes platt machen wir den genossen kaltenegger, weil er sein liebes gütiges lächeln für sozialismus ausgibt. doppelzwinker! - das war der startschuss!
liegrüRol
god night and good luck kurto