Hallo Leute,
hier ist eine Einladung zu einer Veranstaltung. Besuch und Bewerbung ist erwünscht.
lg, Euer Kosmonaut
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Naturwissenschaftler ‘klären auf’ über „Geist & Gehirn“, „Bewusstes & Unbewusstes“, „Willensfrei-heit & Determination“:
Machen die Ergebnisse der modernen Hirnforschung aus der Psychologie des Seelenapparates eine „empirisch-materialistische Wissenschaft“?
Datum: Mittwoch 7. Mai 2008 um 19:00 Ort: Universität Wien, Neues Institutsgebäude (NIG) HS 2 Universitätsstraße 7, 1010 Wien Referent: Dr. Alexander Melcok – GegenStandpunkt
Zu einer kleinen Erschütterung des abendländischen Wertehimmels und Menschenbildes haben es eine Handvoll Neuro-Biologen, Mediziner, Physiologen usw. gebracht. Bei ihrer Erforschung der „materiellen Grundlagen unseres Bewusstseins“ haben sie einfach keine der höheren Eigenschaften entdecken können, die nach verbreiteter Auffassung die Gattung Mensch zur Krone der Schöpfung machen. Von der lausigsten Reaktion der Sinne auf einen Reiz bis hinauf zu den höchsten Formen der Verstandestätigkeit: Alles nur „neuronales Geschehen“, „naturwissenschaftlich zu erklärende Hirnprozesse“ – und weit und breit keine immaterielle Seele, Ich-Instanz oder sonst ein metaphysisches Wesen in Sicht. Geist und freier Wille – dort oben im Hirnstübchen einfach nicht zu entdecken. Aber rechtfertigt die Entdeckung, dass im Gehirn die Ge-setze von Physik und Chemie regieren, deswegen gleich die weitergehende „Deutung“, dass das Gehirn als eigenmächtige Instanz alles „determiniert“, was man an Geistigem – Gefühl, Bewusstsein, Wille ... – von sich und anderen kennt? Dieser „These“ nach wären „Willensfreiheit“, „Selbstbewusstsein“ usw. purer Schein, lösten sich vielmehr in einem vom Gehirn funktionell arrangierten Zusammenspiel von „Evolution“, „Genen“ und ein bisschen „Lernen“ auf – nur: Wer mag diese ‘These’ dann gedacht haben? * Des Weiteren steht die Behauptung im Raum, dass sich durch die Ergebnisse der modernen Hirnforschung – einer „empirisch-materialistischen Wissenschaft“ – die Spekulationen eines Freud und anderer Psychologen über die Beschaffenheiten des Seelenapparats in uns erledigt hätten. Oder ist es womöglich umgekehrt und die Naturwissenschaft stellt sich da in den Dienst eines eher weniger soliden Erkenntnisinteresses? Geht denn die Vorstellung von einem Mechanismus zur „Steuerung menschlichen Verhaltens“ im Wege von Reiz & Reaktion deswegen in Ordnung, weil nunmehr Naturwissenschaftler das Gehirn und sein Funktionieren zum Statthalter dieser Funktion befördern? Macht die uralte psychologische Frage nach den in uns verborgen liegenden Mächten und Kräften mehr Sinn, wenn die modernste wissenschaftliche Antwort auf sie lautet: „Verschaltungen legen uns fest“? Freilich: Eine Empfehlung, dann doch lieber den „traditionellen Vorstel-lungen von der menschlichen Willensfreiheit“ den Vorzug zu geben, folgt daraus nicht. Denn was deren Befürworter an Einwänden gegen das Konstrukt der „biologischen Determiniertheit des Menschen“ ins Feld führen, taugt auch nicht besonders. Zu einem „Plädoyer für die Freiheit“, für „die Größe und Einzigartigkeit des Menschen“ ergreifen diese Menschenfreunde das Wort, weil sie nichts über die verbindlichen Instanzen der „Orientierung“ des Verhaltens kommen lassen wollen, die ihnen schmecken. Sie bringen den Glauben an Gott oder den ans ‘Es’ und ‘Über-Ich’, das Recht, die Moral, die Sittlichkeit und überhaupt alles zur Sprache, was ihnen heilig ist – und finden nichts dabei, lauter Formen von freiwilliger Selbstbeschränkung als die untrüglichen Gütemerkmale jener Gattung heranzuziehen, die sich mit „Willensfreiheit“ vor Schnecken und Schimpansen auszeichnet! * Über Feuilletons und den ‘Spiegel’ schließt auch das breitere intellektuelle Publikum Bekanntschaft mit den „provozierenden Thesen eines neuen naturwissenschaftlichen Menschenbildes.“ Eher weniger, um sich näher mit dem Rätsel einer Naturwissenschaft zu befassen, die für die Stiftung eines Menschenbildes gut ist. Viel-mehr vorzugsweise dazu, um letzteres – irgendwie – „interessant“ zu finden: Mitten in einer Welt, in der höchst reale und durchaus bekannte Mächte dem Willen Grenzen ziehen, wird munter darüber spekuliert, ob etwas und was genau dran sein möchte an der Vorstellung einer unbekannten Macht im Oberstübchen, die uns vortäuscht, wir wären Herr über uns selbst und hätten alles im Griff. Fragt sich schon, wer da wem was vortäuscht.
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