hoi dogmatikerInnen,
denke wir sollten fuer die dogma homepage einen text machen, in dem wir, unabhaengig von konkreten anlassfaellen (wie irgendwelche demos), unsere position zum israel palestina konflikt darlegen. (ich bin inzwischen schon von tarafa bagajati angesprochen worden der bemerkt hat dass ich in der go-dogma bin... ).
denke wir werden sicherlich keinen text schaffen der eine einzige kompromissposition umfasst aber ich denke es sollte relativ leicht moeglich sein zumindest die bandbreite unserer postitionen darzulegen und sich dabei von den wahnsinnspositionen die aufbeiden seiten des diskurses zu finden sind klar abzugrenzen.
wir haben damit ja keine eile und koennen uns fuer den ganzen prozess zeit lassen. unabhaengig von diesem text finde ich es immer bedrueckend wie wenig offen die produktion von papieren ueberall ablaeuft (asf, kpoe, etc..).
hab daher im folgenden mal zusammengeschrieben wie der ablauf der produktion eines kollektiv produzierten textes aussehen koennte: (ganz allgemein formuliert und nicht speziell auf den hier vorgesehenen text formuliert)
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Im Zug einer politischen Zusammenarbeit kommt es sehr häufig vor dass ein Gemeinsamer Text, eine Resolution oder ein Programm erstellt werden soll. Die bis jetzt übliche Methode um zu so einem Dokument zu kommen ist folgende: Ein kleiner Kreis (meist eine Person) setzt sich hin und arbeitet einen Entwurf aus. Der wird dann zur Diskussion gestellt. Für Grundlegende Änderungen am Text ist es dabei dann meist zu spät und es können bestenfalls kleine Änderungen reklamiert werden.
Hier ein Vorschlag für ein Gerüst für eine Vorgehensweise die einen etwas offeneren Prozess ermöglichen sollte.
Phase 1: Wer, Wie?
Die Beteiligten einigen sich darüber wie der Text zustande kommen soll. Die nachfolgenden Punkte können dabei als Vorlage dienen, können aber je nach Bedarf auch abgeändert werden. (In manchen Fällen wird der Pfad am Beginn noch nicht fertig sein, da noch nicht klar ist an welchen Stellen Schwierigkeiten auftauchen werden.)
Ebenfalls wichtig in dieser Phase ist es zu Überdenken wer die "Beteiligten" sind. Eventuell macht es Sinn Gruppen oder Personen einzubeziehen die nicht anwesend sind, eventuell haben auch manche der Anwesenden wenig Interesse an Beteiligung. Sinnvoll ist es jedenfalls wenn diejenigen sich an dem Text beteiligen die auch später damit arbeiten wollen/sollen.
Das Ergebnis der Phase wäre eine kurze Beschreibung des geplanten Produktionsablaufs des Textes (eventuell versehen mit einem Zeitplan), ein (Arbeits)titel.
Phase 2: Wozu?
Rahmenbedingungen festlegen. Was soll der Text leisten? Wer ist das Zielpublikum des Textes. (z.b.: ist der Text eher als internes Dokument gedacht oder dient er zur Kommunikation nach außen). Welchen Umfang soll der Text in etwa haben? Was soll mit dem Text erreicht werden?
Das Ergebnis dieser Phase wäre eine Liste mit kurzen Punkten die auf obige Fragen kurze Antworten geben. Eventuell auch ergänzt um eine kurze Skizze der Überlegungen die hinter den Antworten stehen.
Die Liste sollte möglichst offen zustande kommen. Alle Beteiligten sollten Punkte einbringen können. (Ein Wiki wäre ein geeignetes Werkzeug zur Erarbeitung dieser Liste, oder es kann sich Jemand auf einer Mailingliste bereit erklären einlangende Punkte zu sammeln um sie danach auf der Liste auszumailen) Widersprechen sich die Anforderungen muss versucht werden einen Konsens herbeizuführen oder man geht wieder in Phase 1 in dem man beschließt dass eigentlich 2 Texte mit unterschiedlichen Herangehensweisen notwendig sind, etc..
Phase 3: "Was?" Punkte sammeln.
In dieser Phase sollten Inhaltliche Punkte gesammelt werden. Das Ergebnis dieser Phase wäre eine Liste von Punkten die im Text behandelt werden sollten. Die Punkte sollten dabei noch nicht besonders detailliert ausformuliert werden (jemand ist dann eventuell sauer wenn er einen Absatz detailliert ausformuliert aber danach beschlossen wird dass das ganze nicht in dieser Form vorkommen soll - weil z.b. der Punkt sich mit einem anderen überschneidet, etc..) Sehr wohl aber können die Punkte schon Inhaltliche Richtungen skizzieren.
z.B.:
* Themenfeld XX o Abgrenzung zur Position XY o Positiver Bezug auf Position YZ
* Themenfeld YY o ....
Je nach Umfang des Textes könnten sich an dieser Stelle Arbeitsgruppen für einzelnen Themenbereiche bilden. Externe Expertisen könnten Anregungen für notwendige Punkte liefern, etc.. Bei manchen Punkten ist die Richtung vielleicht auch nicht so klar. Hier kann ein notwendiger Forschungs- oder Analysebedarf vermerkt werden.
In der offenen Diskussion der Punkteliste werden dabei eventuell schon Diskussionen über eventuelle "Richtungen" auftauchen. Stichworte dazu können schon gesammelt werden. Eventuelle Konfliktlinen werden damit schon klarer. Ziel der Phase ist jedoch zuerst ein Konsens über die Punkte die überhaupt vorkommen sollen.
Je nach Umfang des Textes kann die Phase auch öfters durchlaufen werden, und damit die Liste der Punkte zunehmend hierarchisch verfeinert werden.
Nicht vergessen werden sollte, dass es, vorallem in selbstorganisierten Zusammenhängen, Sinn machen kann dass ein Text auch seine eigene Entstehungsgeschichte beinhaltet. D.h. Elemente aus den Phasen 1 und 2 könnten hier als Punkte aufgenommen werden die im Text verarbeitet werden sollen.
Phase 4:
In dieser Phase (4a) soll begonnen werden den Text auszuformulieren. Am Beginn dieser Phase sollte dabei die Prozedur dazu festgelegt werden:
Bei komplexen Themen oder bei Gruppen die noch wenig miteinander gearbeitet haben kann es am ende dieser Phase auch Sinnvoll sein ein "zentrales Wörterbuch" zu erstellen damit Schlüsselbegriffe des Textes einheitlich verwendet werden und damit gewährleistet ist, dass, wenn verschieden Leute an verschiedenen Absätzen arbeiten dennoch ein konsistenter Text entsteht.
Die Ausformulierung bestimmter Punkte kann an Arbeitsgruppen delegiert werden. Den, in unter Punkt 3 sichtbar gewordenen Problemfelder kann dabei spezielle Aufmerksamkeit gewidmet werden. Konkurrierende Parteien können gebeten werden einen Kompromissabsatz zu formulieren oder sogar jeweils getrennte Formulierungen erarbeiten die erst in einer späteren Phase von den entsprechenden Gremien zusammengeführt werden.
Ergebnis der Phase (4a) ist ein Plan wie die Ausarbeitung des Textes passieren soll.
Der Prozess der Formulierung der Absätze sollte dabei natürlich ebenfalls möglichst transparent Ablaufen und Zwischenergebnisse möglichst frühzeitig einsehbar, und so für Anregungen anderer offen, sein.
Phase 5:
Der Gesamte Text liegt hier vor. Strittige Punkte können dabei noch als Alternativen formuliert sein. Der Text steht noch für kleine Korrekturen offen und die strittigen Punkte müssen in einem Plenum aller Beteiligten aufgelöst werden. (z.b.: in dem die entsprechende Passage ganz gestrichen wird, eine Kompromissformulierung gefunden wird oder beschlossen wird bewusst widersprüchliche Standpunkte nebeneinander stehen zu lassen.)
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ich wuerde die "phase 1" fuer den text zum israel/palestina konflikt fuer den naechsten dogma abend vorschlagen..
lg mond.
von den wahnsinnspositionen die aufbeiden seiten des diskurses zu finden sind klar abzugrenzen.
lieber mond,
kannst du bitte kurz präzisieren, was du damit meinst?
oder ein beispiel für eine wahnsinnsposition mit dem entsprechenden wahnsinnspositions-pendant auf der anderen seite bringen?
dank und gruß loretta
kannst du bitte kurz präzisieren, was du damit meinst?
oder ein beispiel für eine wahnsinnsposition mit dem entsprechenden wahnsinnspositions-pendant auf der anderen seite bringen?
das ist jetzt natuerlich nicht gescheit weil wir da jetzt mehrere phasen ueberspringen aber nur so als idee:
eine gegenueberstellung der wahnsinnspositionen ist sicher nicht besonders sinnvoll weil es dann so aussieht als wuerden wir das eine mit dem anderen aufrechnen wollen etc.. genau das ist aber genau die logik die diesen konflikt immer weiter eskalieren laesst: weil ein unrecht auf der einen seite dazu benutzt wird ein (noch zu begehendes) unrecht auf der anderenseite zu rechtfertigen.. usw..
(das waere also ein vorschlag fuer einen punkt fuer phase 2 der die formale struktur, rahmen und zielgruppen definiert: "keine gegenueberstellungen und aufrechnungen")
fuer phase 3 wuerde ich mir vorstellen dass darin folgende punkte vorkommen koennten bei denen wir sich einig sind:
* veruteilung der selbstmordattentatete und attentate auf zivilbevoelkerung.
* verurteilung von religoesen fundamentalismus jeglicher art und kritische beurteilung von religion aus marxistischer sicht ueberhaupt.
-> jedoch klare distanzierung von antisemitsmus und antiislamismus.
* anerkennung des existenzrechts israels solange es auch noch andere nationalstaaten auf diesem planeten existieren. als hintergruendung hierfuer eventuell die weltweite und jahrhundertelange verfolgung anfuehren.
* klare distanzierung vom ultra-rechten scharon regime. eventuell verbunden mit einem kurzen absatz der kritik an buergerlichen demokratien im allgemeinen.
* kritik darann dass sich israel ueber die beschluesse internationaler organisationen hinwegsetzt. (bei hinweis auf die beschraenktheit dieser institutionen)
* kritik an militaeraktionen israels die das leben unschuldiger fordern, und an toetungen die jeder rechstaatlicher grundlage entbehren.
* kritik an militaeraktionen die ganz klar als provokation aufgefasst werden und daher zur eskalation des konfliktes beitragen.
* jeweils auf beiden seite: darstellung von kraeften die interesse an der eskalation des konfliktes haben. (militaer, ruestungsindustrie, kapitalismus, anfuehrer von terrororganisationen, ...) darstellung wer auf beiden seiten davon nicht profitiert.
* darstellung von konflikten dieser art (die grossteils von maennern getragen werden) aus feministischer sicht.
* eventuell: jeweils auflistung von pro und kontra argumenten zu ein- vs zweistaatenloesung. zu pro/kontra mauerbau.
* aufzeigen welche gesellschaftlichen mechanismen die diskussion ueber dieses thema hier ebenfalls eskalieren lassen obwohl wir nicht einmal direkt betroffen sind.. eventuell mit hinweis auf strategien wir zu einer sachlichen diskussion zurueckgefunden werden kann.
etc..
eigentlich interessiert mich das thema ja nicht wirklich intensiv aber da wir uns als go-dogma oefters dazu hinreissen lassen das eine oder andere flugblatt zu unterzeichnen sollten wir auch klar stellen wie weit unsere unterstuetzung geht und wie weit sie nicht geht.
lg mond