Religions- und Ideologiekritik Eine Veranstaltungsreihe der Studienvertretung Politikwissenschaft an der Universität Wien http://www.univie.ac.at/politikwissenschaft/strv/
8. 6. 2006, 20 Uhr Der Islam als politische Religion - Unterwerfung als Programm? Vortrag von Florian Markl NIG, Universitätsstr. 7, HS III
Ebenso wie es im Katholizismus verschiedene Strömungen oder Orden gibt, die sich auf einen Kern gemeinsamer dogmatischer Behauptungen stützen, existiert auch im Islam die Differenz nur vor dem Hintergrund der Gemeinsamkeit. Sobald jedoch wieder einmal unter Berufung auf den Propheten und seine Lehre Geiseln geköpft, Botschaften angezündet oder Menschen in die Luft gesprengt werden, stehen die Apologeten der Religion des Friedens bereit: Derartige Grausamkeiten hätten nichts mit dem Islam zu tun, und überhaupt gäbe es ja so viele verschiedene Strömungen, dass von dem Islam keine Rede sein könne. Von Seiten so genannter Islam-ExpertInnen wird immer wieder der Einwand formuliert, der militante Djihadismus der heutigen Zeit sei nicht mit der islamischen Tradition in Einklang zu bringen. Über Jahrhunderte hinweg sei die islamische Welt die bei weitem fortschrittlichste Zivilisation gewesen. So richtig der Verweis auf die modernen Strömungen des Islam historisch auch ist, so notwenig ist es jedoch festzustallen, dass sich gegen diese mit konsequenter Brutalität immer die rückschrittlichsten Bewegungen durchgesetzt haben. Es wäre aber falsch, den Siegeszug des islamischen Fundamentalismus als Prozess der Re-Islamisierung zu bezeichnen, da dies unterstellt, der Islam habe zwischenzeitlich einmal an Bedeutung verloren. Doch die Islamisten, allen voran die Muslimbruderschaft, mussten keine neue Tradition erfinden, sondern konnten erfolgreich an ohnehin vorhandene Traditionen anknüpfen und diese für ihre von Märtyrerkult, Gewalt und Antisemitismus geprägte Re-Politisierung des Sakralen benützen. Bei genauerer Betrachtung bleibt also nicht viel übrig, das den Anspruch einer Religion des Friedens begründen könnte.
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