Freitag, 27.3.2009, 18:30 Uhr, BSL Breitenseer Lichtspiele (A 1140 Wien, Breitenseerstraße 21 - U3 Station Hütteldorfer Straße, Aufgang Feilplatz):
Österreich-Premiere gemeinsam mit Schikaneder-Kino:
Die Auschwitz-Dialoge
Pl/D 2007; R: Marian Ehret; M: Projekt Osiedle; DVD; 60 Min.; OmU
Jeder kennt das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Doch wussten Sie, dass es dort auch eine polnische Kleinstadt Oswiecim gibt? Dieser Film handelt von einem bizarren Gedenkkonflikt zwischen polnischer und jüdischer Erinnerung an den Holocaust. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht der Bürgermeister des Ortes, der sich in einem Privatkrieg mit dem Museum befindet. Vergangenheit und Gegenwart, Erfundenes und Imaginäres mischen sich und kommen in Form von zwei parallelen Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag der Befreiung von Lager und Stadt am 27.01.2005 zur Konfrontation miteinander.
Der Film reflektiert den Konflikt auf allen Ebenen der Gesellschaft. Gedreht in sieben verschiedenen Sprachen (polnisch, englisch, deutsch, französisch, italienisch, hebräisch, russisch) mit Leuten aller sozialer Schichten umfasst er sowohl selbst produziertes Material mit Wladimir Putin, Jacques Chirac, Dick Cheney, sowie ein Exklusivinterview mit Polens späterem Vizepremierminister Andrzej Lepper, als auch Interviews mit den Ärmsten der Armen, die auf dem ehemaligen Lagergelände oder im lokalen Obdachlosenheim wohnen.
Ein Porträt der Stadt und ihrer Bewohner entsteht und auch ein faszinierendes Spiel um die Konstruktion von Realität. Die gesamte Geschichte wird mit denselben Interviews, denselben Personen und an denselben Schauplätzen zweimal erzählt. Heraus kommen zwei völlig verschiedene Geschichten und Versionen von Realität, obwohl beide Versionen in sich völlig richtig sind.
Ist Auschwitz ein überwiegend polnischer Leidensort, und sind es jüdische Überlebende, die die polnischen Bewohner von ehemaligen Lagergebäuden aus ihren Wohnungen vertreiben wollen? Oder sind es die Polen, die ihre Siedlungen und Getreidefelder auf der Asche von zigtausenden vergasten und verbrannten Juden errichtet haben? Kann der Dokumentarfilm objektiv sein, oder schafft er eine neue Form von Fiktionalität?
Weitere Informationen: hagalil.com Wikipedia