Lieber Martin, liebe Nora, liebe Leute,
also, m. E. nach habt Ihr, außer Bier, Wein, Punsch, Pizza und netten Leuten, nix verpasst. Der Karl Reitter hielt ein ganz kleines Einleitungsreferat. Er berichtete über die neuesten Entwicklungen beim AMS und am Sozialamt. Darüber, wie ausgereift die neuesten Schikanen und Drangsalierungen der Arbeitslosen sind. Anschließend leitete er schnurstracks dazu über, dass die Leute dem Druck nicht mehr ausgesetzt sein würden, wenn es Grundsicherung bzw. Grundeinkommen geben würde! Das klang zwar ziemlich schizophren, aber war ihm egal. Klar war ihm schon, dass nur der Staat so ein Grundeinkommen einführen kann und er es aus Gründen der Kontrolle einführen würde. Es fiel ihm aber nicht auf (besser, es wollte ihm nicht auffallen), dass der Staat, würde er das einführen, seine Drangsalierung der Arbeitslosen konterkarieren würde. Das Grundeinkommen u. ä. wurde von Reitter als Wunsch vorgetragen. Warum überhaupt und unter welchen Bedingungen so etwas eingeführt werden würde und was die Proleten davon haben würden, interessierte Reitter deshalb folgerichtig auch nicht - und die Dogma-Leute leider auch nicht! Mir wurde bei der anschließenden Diskussion dann wieder klar, dass Adventzeit war, weil einige sich dann schöne Vorstellungen zusammenfabuliereten, was geschen würde, wenn es den so eine Grundsicherung geben würde. Da sollte dann mehr Kreativität, kritischeres Denken, ja sogar staatskritisches Denken möglich sein. Selbst wenn das stimmen würde, würde sich der Staat hüten, so etwas noch freiwillig zu finanzieren. Doch wer einmal mitten beim Briefeschreiben ans Christkind ist, dem fallen solche Ungereimtheiten nicht mehr auf. Reitter legte sein politisches Programm dar, das nichts Neues enthielt, als das, was man von den Sozis schon seit über hundert Jahren kennt. Neben dem Gewerkschaftskampf für höhere Löhne (10 Euro Mindestlohn!; warum gerade 10 und nicht mehr - schmecks) soll sich nun der Kampf fürs Grundeinkommen dazu gesellen. Dass sich die Arbeiter dann vom Kapital nicht mehr so viel gefallen lassen müssten, reichte ihm und den anderen als Begründung. So liebe Genossen und Genossinen; jetzt dürfts gern über mich herfallen, denn ich hoffe, dass man auch vernünftiger über das Grundeinkommen reden kann:-)
liebe Grüsse bzw. da swidanja Roland