liebe Genossinnen und Genossen,
zuerst möcht ich Euch mal bitten: calm down! Sonst hat hat das Eingehen auf die aufgeworfenen Fragen und Vorwürfe m. E. wenig Sinn. Ich werds im Einzelnen mal probieren.
-------- Original-Nachricht -------- Datum: Thu, 23 Nov 2006 21:11:20 +0100 Von: markus zingerle mz@mond.at An: god@mond.at Betreff: [god] nachbetrachtung zur veranstaltung
ebenfalls liebe genossInnen,
ich war mit unserer veranstaltung auch nicht zufrieden. die beiträge von Karin Schneider und Walter Baier waren für mich die spannenden highlights des abends. zu deinem vorschlag, Mond, kapitalismuskritische textstellen von linken und rechten autorInnen annonymisiert zu vergleichen: das könnten wir schon tun und wäre eine plausible herangehensweise gewesen. noch besser hat mir der auch in zukunft mal umsetzbare vorschlag von Karin gefallen, in freier assoziationstätigkeit wissensbestände und ressentements zusammen zu tragen. dazu bedürfte es aber einer großen bereitschaft, sich dem thema zu nähern.
eine bereitschaft, die ich bei eingen am 22. nicht mal im ansatz bemerkt habe. der eine von den gegenstands machte auf mich den eindruck als sähe er sich selbst des antisemitismus bezichtigt, fühlte sich glaube ich sogar von Karins integrativen vorschlägen bedroht.
niemand von den gegenstandpunktis sah sich persönlich angegriffen. Die haben nur nix von walters und karins Vorschlägen gehalten.
und Auiger hat meiner meinung nach - und ich hoffe ich hab ihn da missverstanden - relativ unverblühmt folgendes gesagt ...
... erstens hat er antisemitismus als "judenfeindschaft" bezeichnet, womit er nahelegt, es würde sich dabei um einen "speziellen rassismus" handeln. wir/ich habe ihn aber nicht gefragt, ob er das wirklich so sieht, und ehrlich gesagt, ist mir das im nachhinein auch eher wurscht.
richtig! hat er. der gegenstandpunkt qualifiziert antisemitismus als rassismus gegen juden. das ist ja nicht falsch. schade, dass es dich nicht weiter interessiert, denn das gälte es zu klären. warum wünscht du dir, dass du den herbert au mißverstanden hast?
... zweitens: dass verschwörungsbilder, in denen personengruppen oder kapitalien, letzlich reale oder vermeintliche akteure der zirkulationssphäre für die ausbeutung und das ganze übel des kapitalismus verantwortlich gemacht werden, einfach nur falsch seien, aber mit antisemitismus nichts zu tun hätten. wenn sie damit einher gingen, dann aus gründen, die mit der verstellten sicht auf das kapitalverhältnis nichts zu tun hätten.
auch richtig. "einfach nur falsch" ist gut. dass das offensichtlich wirklich so "einfach" ist, glaubt wohl niemand. wenn jemand antikapitalismus betreibt, indem er den juden die schuld gibt, dann liegt er falsch, eben weil er die juden verantwortlich macht, was seriös wissenschaftlich nicht haltbar. antisemitismus als antikapitalismus vorgetragen ist eben "einfach nurfalsch".
... drittens: hat darum kapitalismuskritik mit kritik des antisemitismus so wenig zu tun wie eben falscher antikapitalismus mit antisemitismus, nichts. der anti-antisemitische argumentationen sollten bitte nicht immer herangezogen werden, um die gegenstandpunktliche erkenntnis, dass die lösung aller ontologischen fragen 42 ist, in frage zu stellen. die infragestellung von 42 ist aber überhaupt verwerflich und dumm, auch etwa aus feministischer richtung. pfui und unrevolutionär.
lieber markus: was genau meinst du den damit, wenn du von "feministischer richtung" redest? und welche ontologischen fragen, bitte?
zusammengefasst also meinte er m.E. dass für die von uns angesetzte auseinandersetzung keine notwendigkeit besteht, die beschäftigung mit judenfeindschaft nichts für kapitalismuskritikerInnen ist.
entweder beschäftigt man sich mit kapitalismuskritik oder mit kritik der judenfeindschaft. das sind vom analytischen her tatsächlich 2 paar schuhe. diese trennung fordern sie schon ein. nur so kann man genau bleiben. antisemitismus fällt unter nationalismus/rassismus.
nachdem sein
genosse noch gemeint hat, ein versuch der verhinderung z.b. der deportation ... einzelner juden sei nicht die aufgabe von linken gewesen, sondern von "judenfreunden" und er verstehe nicht warum er als antikapitalist ein "judenfreund" sein solle, verstehe ich nicht, warum die gengenstandpunkts überhaupt zur diskussion gekommen sind.
den linken, genauer den kommunisten, gehts doch um die abschaffung der zustände, die einen judenmassenmord möglich machen. dazu zählt auch gewaltkritik. sollte es zumindest, denn sonst wär sie überflüssig. die linke hat sich auch nicht in erster linie um die judenrettung gekümmert, weil sie das gar nicht konnte, weil sie zum (groß)teil selbst in den kzs gesessen ist. ich vermute, dass du dem gunnar unterstellst, dass ein massenmord wurscht ist. das gegenteil ist der fall. nur hängt er nicht der illusion an, dass er dagegen praktisch etwas unternehmen könnte - außer der gewaltkritik und der gewinnung von möglichst vielen leuten, die diese verhältnisse abschaffen wollen. was soll man den sonst machen? solche scheußlichkeiten, wie der judenmord, passieren in einer welt des kapitals und der staaten mitsamt dem dazugehörigen nationalismus andauernd. die linke kann tatsächlich nicht feuerwehr bzw. rettung sein. ein beispiel, das möglicherweise schlecht ist, aber i kriegs nicht besser hin: was hätte in den 40er jahren ein zb. US-amerikanischer antifaschist, der den massenmord an den juden furchtbar fand, tun sollen, um den zu beenden? freiwillig sich als soldat melden? mit der absicht, kzs zu befreien, obwohl diese aufgabe gar nicht auf der prioritätenliste der alliierten stand? (abgesehn davon, dass er darüber gar nicht zu entscheiden hatte. das nahm ihm sein staat ab, indem er ihn qua wehrpflicht als soldat verpflichtete und sein leben aufs spiel setzte, um den us-imperialismus, der dem des ns-reichs entgegenstand, durchzusetzen. die wenigen noch lebende juden, roma, sinti, kommunisten, ... wurden nur befreit, weil die alliierten siegten. die befreiung war ein nebeneffekt.) im herrschaftsbereich des ns war das leben aller juden mit dem tod bedroht. wo die deutschen konnten, wollten sie alle juden ermorden. den opfern blieb deshalb nichts anderes übrig, als sich mit allen gewaltmitteln (die sie leider nicht hatten) dagegen zu wehren. wenn das eigene leben aber nicht unmittelbar am spiel stand - weil man im ns-reich kein jude war, oder als jude etwa in den usa lebte - warum sollte man es dafür aufs spiel setzen?
dass die go dogma von kritik der politischen ökonomie nichts versteht und weder der lupenreinen lehre der staatskritik (alle staaten erfüllen im kapitalismus die funktion des ideelen gesamtkapialisten und sind darum gleich zu beurteilen und höchstens diese gleichheit ist auch den antizionistInnen in ihrer raserei entgegen zu halten) noch einer fundierten kapitalismuskritik oder gar revolutionsperspektive (es müssten nur genügend menschen den kapitalismus abschaffen wollen und darum ihre nicht auf revolution zielende wahrnehmungen oder handlungen hintan stellen) anhängt, hätten die werten gegenstandpunktlichen auch aus der ferne wissen können.
eben weil das so ist, deswegen haben die gegenstandpunkits sich eingeklinkt. in der hoffnung, dass wenigstens leute, die sich kommunisten nennen, auch einen solchen standpunkt vertreten. nur wegen selbstbeweihräucherung und präsentation der eigene klugscheißerei mischt sich der gegenstandpunkt nicht ein. was hätte das für einen sinn? die wollen halt leute gewinnen, die wie sie selbst, einsehen, das die zustände für die meisten menschen furchtbar und gewalttätig sind und darum abgeschafft werden müssen. darum ist das saloppe "nur" in "nur genügend menschen" auch ganz unzutreffend, denn, es zeugt von der verkennung der tragweite des von den gegenstandpunkts gesagten.
ich befürchte, wir haben sie nicht genug
frustriert, uns also nicht als unrevolutionär genug gezeigt, um ihres von mir nunmehr wenig geschätzten zulaufs zu unseren gesprächen verlustig zu gehen. genossInnen, auf zur nächsten veranstaltung - strengen wir uns mehr an!
frustriert sind sie sicher nicht mehr, als schon vorher. was sollten sie den machen, als ihren standpunkt unter die leute bringen? wenn die go dogma sagt, dass sie mit kapitalismuskritik und antisemitismuskritik nix mehr zu tun habnen will, dann werden sie sich nicht mehr einmischen. ja, auf zur nächsten veranstaltung. mehr anstrengen ist immer gut. versucht mal INHALTLICH nachzuweisen, dass das gesagte falsch ist!
auch unzufrieden war ich mit der rolle des moderators. ich möchte das bei einer zukünftigen diskussionsveranstaltung mal wieder nicht machen. und beim nächsten mal, wenn ich es mache, will ich mich besser vorbereiten. zum schluss hat es mir schon so gereicht, dass ich einfach nicht anders konnte und wollte, als aufspringen und gehen. Verzeiht, das war sehr unprofessionell, aber für mich adäquat!
eine letzte kritik: wir haben uns den ablauf zu einfach vorgestellt. also ich bin erst während der diskussion drauf gekommen, dass wir linke vielrednerInnen am liebsten ohne genaue auseinandersetzung unseren bauch pinseln und es nie möglich sein wird, einen echten seminar-charakter zu durchzusetzen. vielleicht hätt ich als moderator die erste diskussion einfach nach einer halben stunde abstellen sollen, aber sie war bereits ein gegenstandpunktlicher selbstläufer und ich war bereits frustriert. echt, Roland, was findest du eigentlich an 42 so schön?
nicht schön, das ist nicht das kriterium, sondern ganz vernünftig. so, das vorerst mal.
liebe grüsse, roland
am kommenden sonntag komm ich übrigens nicht zur dogma-sitzung. wünsche euch eine hochspannende landeskonferenz und alles liebe bis zum 3.12.!!
Markus
franz schaefer wrote:
liebe genossInnen,
war nicht wirklich zufrieden mit der veranstaltung. denke wir haben
zuviel
an grundkenntnissen und grundkonsens vorausgesetzt, der aber dann leider
bei
vielen teilnehmerInnen nicht vorhanden war. (auinger inklusive).
besser waere wohl eine ca. halbstuendige einleitung die die
notwendigen
grundkenntinisse vermittelt und ebenfalls eine kurze beschaeftigung mit texten von rechtsextrmen (die ja denen von manchen selbsternannten
linken
nicht unaehnlich sind). damit waere zumindest mal klargestellt dass das alles kein imagninaeres, theoretisches herumdeuten ist sondern ganz real
mit
unserer heutigen politik zu tun hat... eine erkenntniss die viele der muehsamen diskussionen erspart haette...
was auinger betrifft so bestaetigt sich der verdacht: wenn er bloede positionen bezieht tut er dies NICHT weil er grundsatzudiskussionen provozieren will. dass ihm nicht klar war dass die schulden der dritteweltlaender druchaus reale auswirkungen auf das leben der menschen dort haben war wohl der eindeutige beweiss...
lg mond.
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