liebe Nora, liebe Leute,
mir scheint, das die happen, die sich die go dogma vorgenommen hat, zu große waren, viel zu groß. das hat für mich das seminar ergeben. ein paar anmerkung sind im text.
-------- Original-Nachricht -------- Datum: Fri, 24 Nov 2006 12:17:57 +0100 Von: "Nora Hermann" nausikaa@gmx.at An: god@mond.at Betreff: Re: [god] nachbetrachtung zur veranstaltung
hi,
ich dachte wir haben diesen sonntag gar keine sitzung? ich kann nämlich auch nicht kommen.
und ja, ich fands auch sehr anstrengend, ich war den ganzen nächsten tag noch furchtbar erschöpft. das thema als soches ist eh schon kein leichtes - und es ist eh klar, dass die bearbeitung dieses komplexes sich bei linken durch ganz dicke abwehrmauern arbeiten muss, bevor überhaupt über die sache gesprochen werden kann
- aber der gegenstandpunkt hat sich offenbar persönlich angesprochen
gefühlt und dann 50 prozent der gesamten zeit dafür beansprucht, abzuleugnen dass es
- kapitalismuskritik geben könne, die nicht vom gegenstandpunkt kommt
und 2. dass diese dann antisemitisch werden kann, weil der gegenstandpunkt nur richtige und keine antisemitische kapitalismuskritik betreibt.
was hat der gegenstandpunkt abgewehrt? zu deinen 2 punkten: selbst wenns so wäre, dass es außer ihnen keine vernünftige kritik gibt, dann würden die gegentandpunktler das als traurig bewerten und auf keine fall selbstgerecht darüber triumphieren. das hab ich in markus´ mail schon beantwortet. was hätten sie den davon? immerhin ist dir aufgefallen, dass sie uns massiv kritisert haben. die einzige reaktion unsererseits bisher besteht in einem "unerhört". fehlt nur noch "ja, dürfens den des?". so politisch unkorrekt sein? wieseo interssiert dich der inhalt nicht? wenn der gegenstandpunkt falsch liegen sollte oder gar antisemitsch sein sollte, dann würde mich das interessieren. das kann man doch darlegen, oder nicht?
diese programmatische realitätsverweigerung der gruppe gegenstandpunkt war extrem unproduktiv! ich mag auch gar nicht über spannend und unspannend diskutieren, sondern eher darüber, ob auch unspannendes produktiv gemacht werden kann.
wir haben länger als eineinhalb stunden für die bewertung und evaluierung des wortes "casino - kapitalismus" benötigt. auch eine form von abwehr ... danach war ich eigentlich erschöpft - ihr wahrscheinlich auch ...
es fehlen die grundlagen, glaub ich. vielleicht ist linke kapitalismuskritik erst der zweite schritt. der erste schritt wäre vielleicht wirklich erstmal, sich mit der shoa und der vernichtungspolitik des NS historisch auseinanderzusetzen, weil das war dann ja auch ein teil unserer diskussion am dienstag. das ist ein vorschlag von mir.
bin ich dafür.
wo ich mir dann gedacht habe, dass interessant wäre, nämlich bei der theoretischen verfasstheit linker kapitalismuskritik, die durch ihre idealistischen und inkosequenten grundlagen immer wieder danebenhaut, dazu kamen wir ja überhaupt nicht mehr. mein referat war aus zeitmangel und erschöpfung überhastet und ungenau und zu unverständlich um überhaupt noch wahrgenommen werden zu können. zeit und kraft, um den text als solchen genauer zu diskutieren gabs eh nimmer.
dabei ist das genau die krux: was haben kant, hegel und lenin mit linker theoriebildung zu tun? was hat deutscher idealismus von fichte über schelling zu nitzsche und heidegger mit dem antisemitismus zu tun?
wichtige fragen. da kann man noch hinzufügen. was haben sie mit nationalismus und mit affirmation der bestehenden verhältnisse zu tun?
was geht das
überhaupt linke an? das hätte ich gerne diskutiert oder genauer angeschaut, weil ich da drüber zu wenig weiss und weil ich gehofft hab, was zu lernen.
die gegenstandpunktlerInnen mit ihrem ständigen versuch, die diskussionsherrschaft an sich zu reissen und dann mit ihren vorgestanzten inhalten zu füllen, sind mir wie granitene text-automaten vorgekommen.
ich will aber auch niemanden davon ausschliessen an einem seminar teilzunehmen. tatsache ist aber, dass sie nicht kommen, weil sie was dazulernen wollen, sondern, weil sie einer versammelten gruppe ihre weltsicht nahebringen wollen -
ja deswegen kommen sie, wir versuchen das doch auch, dass wir anderen unsere erkenntnisse nahebringen wollen.
und wegen des primären narzissmus (den im übrigen hoffentlich
jeder hat), glauben sie natürlich auch, dass sie in allem recht haben.
vielleicht haben sie inhaltlich recht? bist du auf den gedanken schon gekommen? hast du dir ihre argumente angehört? oder begnügst du dich wieder mit einem "unerhört"?
das
problem dabei ist, dass ihr narzissmuss eine untrennbare symbiose mit ihrer theorie eingegangen ist, weshalb sie per se jede kritik an ihren äusserungen als persönlichen angriff verstehen müssen. ihnen etwas falsches nachzuweisen, würde ihren untergang als "ich", als persönlichkeit bedeuten. sie müssen also dauernd die desintegration ihrer psyche durch rechthaberei verhindern.
mir ist aber die auseinandersetzung mit narzisstisch-neurotischen persönlichkeiten zu viel. das verkommt entweder zum therapeutischen pfusch von laien (uns) oder zur showbühne (wir) auf dem sich das symptom (gegenstandpunkt) entfaltet.
auf jeden fall hat das seminar für mich bewiesen, dass es
- dringenden bedarf an der diskussion des themenkomplexes shoa -
antisemitismus - kapitalismuskritik - vergangenheitswahrnehmung - ideologie gibt
ganz schön viel auf einmal. wissenschaftler zerlegen themekomplexe in einzelteile, um darüber etwas zu erfahren.
und
2.dass wir noch dazulernen müssen, wie wir uns didaktisch und gruppendynamisch in einer seminarsituation verhalten sollten/könnten/müssten.
scheitern ist nur dann schlecht, wenn daraus keine konsequenzen folgen...
lg n
p.s.: ich bin nicht der ansicht, dass ein vergleich zwischen falscher linker und falscher rechter kapitalismuskritik wahnsinnig viel bringt, ausser dass man über identitätspolitik in der kapitalistisch verfassten welt erfährt, was man eh schon immer geahnt hat. vielleicht könnte man eine soclche lektüre in einem seminar zu diesem thema veranstalten.
ich war mit unserer veranstaltung auch nicht zufrieden. die beiträge von Karin Schneider und Walter Baier waren für mich die spannenden highlights des abends. zu deinem vorschlag, Mond, kapitalismuskritische textstellen von linken und rechten autorInnen annonymisiert zu vergleichen: das könnten wir schon tun und wäre eine plausible herangehensweise gewesen. noch besser hat mir der auch in zukunft mal umsetzbare vorschlag von Karin gefallen, in freier assoziationstätigkeit wissensbestände und ressentements zusammen zu tragen. dazu bedürfte es aber einer großen bereitschaft, sich dem thema zu nähern.
eine bereitschaft, die ich bei eingen am 22. nicht mal im ansatz bemerkt habe. der eine von den gegenstands machte auf mich den eindruck als
sähe
er sich selbst des antisemitismus bezichtigt, fühlte sich glaube ich sogar von Karins integrativen vorschlägen bedroht.
und Auiger hat meiner meinung nach - und ich hoffe ich hab ihn da missverstanden - relativ unverblühmt folgendes gesagt ...
... erstens hat er antisemitismus als "judenfeindschaft" bezeichnet, womit er nahelegt, es würde sich dabei um einen "speziellen rassismus" handeln. wir/ich habe ihn aber nicht gefragt, ob er das wirklich so sieht, und ehrlich gesagt, ist mir das im nachhinein auch eher wurscht.
... zweitens: dass verschwörungsbilder, in denen personengruppen oder kapitalien, letzlich reale oder vermeintliche akteure der zirkulationssphäre für die ausbeutung und das ganze übel des kapitalismus verantwortlich gemacht werden, einfach nur falsch seien, aber mit antisemitismus nichts zu tun hätten. wenn sie damit einher gingen, dann aus gründen, die mit der verstellten sicht auf das kapitalverhältnis nichts zu tun hätten.
... drittens: hat darum kapitalismuskritik mit kritik des antisemitismus so wenig zu tun wie eben falscher antikapitalismus mit antisemitismus, nichts. der anti-antisemitische argumentationen sollten bitte nicht immer herangezogen werden, um die gegenstandpunktliche erkenntnis, dass die lösung aller ontologischen fragen 42 ist, in frage zu stellen. die infragestellung von 42 ist aber überhaupt verwerflich und dumm, auch etwa aus feministischer richtung. pfui und unrevolutionär.
zusammengefasst also meinte er m.E. dass für die von uns angesetzte auseinandersetzung keine notwendigkeit besteht, die beschäftigung mit judenfeindschaft nichts für kapitalismuskritikerInnen ist. nachdem sein genosse noch gemeint hat, ein versuch der verhinderung z.b. der deportation ... einzelner juden sei nicht die aufgabe von linken gewesen, sondern von "judenfreunden" und er verstehe nicht warum er als antikapitalist ein "judenfreund" sein solle, verstehe ich nicht, warum die gengenstandpunkts überhaupt zur diskussion gekommen sind. dass die go dogma von kritik der politischen ökonomie nichts versteht und weder der lupenreinen lehre der staatskritik (alle staaten erfüllen im kapitalismus die funktion des ideelen gesamtkapialisten und sind darum gleich zu beurteilen und höchstens diese gleichheit ist auch den antizionistInnen in ihrer raserei entgegen zu halten) noch einer fundierten kapitalismuskritik oder gar revolutionsperspektive (es müssten nur genügend menschen den kapitalismus abschaffen wollen und darum ihre nicht auf revolution zielende wahrnehmungen oder handlungen hintan stellen) anhängt, hätten die werten gegenstandpunktlichen auch aus der ferne wissen können. ich befürchte, wir haben sie nicht genug frustriert, uns also nicht als unrevolutionär genug gezeigt, um ihres von mir nunmehr wenig geschätzten zulaufs zu unseren gesprächen verlustig zu gehen. genossInnen, auf zur nächsten veranstaltung - strengen wir uns mehr an!
auch unzufrieden war ich mit der rolle des moderators. ich möchte das bei einer zukünftigen diskussionsveranstaltung mal wieder nicht machen. und beim nächsten mal, wenn ich es mache, will ich mich besser vorbereiten. zum schluss hat es mir schon so gereicht, dass ich einfach nicht anders konnte und wollte, als aufspringen und gehen. Verzeiht, das war sehr unprofessionell, aber für mich adäquat!
eine letzte kritik: wir haben uns den ablauf zu einfach vorgestellt. also ich bin erst während der diskussion drauf gekommen, dass wir linke vielrednerInnen am liebsten ohne genaue auseinandersetzung unseren bauch pinseln und es nie möglich sein wird, einen echten seminar-charakter zu durchzusetzen. vielleicht hätt ich als moderator die erste diskussion einfach nach einer halben stunde abstellen sollen, aber sie war bereits ein gegenstandpunktlicher selbstläufer und ich war bereits frustriert. echt, Roland, was findest du eigentlich an 42 so schön?
am kommenden sonntag komm ich übrigens nicht zur dogma-sitzung.
wünsche
euch eine hochspannende landeskonferenz und alles liebe bis zum 3.12.!!
Markus
franz schaefer wrote:
liebe genossInnen,
war nicht wirklich zufrieden mit der veranstaltung. denke wir haben
zuviel
an grundkenntnissen und grundkonsens vorausgesetzt, der aber dann
leider
bei
vielen teilnehmerInnen nicht vorhanden war. (auinger inklusive).
besser waere wohl eine ca. halbstuendige einleitung die die
notwendigen
grundkenntinisse vermittelt und ebenfalls eine kurze beschaeftigung
mit
texten von rechtsextrmen (die ja denen von manchen selbsternannten
linken
nicht unaehnlich sind). damit waere zumindest mal klargestellt dass
das
alles kein imagninaeres, theoretisches herumdeuten ist sondern ganz
real
mit
unserer heutigen politik zu tun hat... eine erkenntniss die viele der muehsamen diskussionen erspart haette...
was auinger betrifft so bestaetigt sich der verdacht: wenn er bloede positionen bezieht tut er dies NICHT weil er grundsatzudiskussionen provozieren will. dass ihm nicht klar war dass die schulden der dritteweltlaender druchaus reale auswirkungen auf das leben der
menschen
dort haben war wohl der eindeutige beweiss...
lg mond.
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