ebenfalls liebe genossInnen,
ich war mit unserer veranstaltung auch nicht zufrieden. die beiträge von Karin Schneider und Walter Baier waren für mich die spannenden highlights des abends. zu deinem vorschlag, Mond, kapitalismuskritische textstellen von linken und rechten autorInnen annonymisiert zu vergleichen: das könnten wir schon tun und wäre eine plausible herangehensweise gewesen. noch besser hat mir der auch in zukunft mal umsetzbare vorschlag von Karin gefallen, in freier assoziationstätigkeit wissensbestände und ressentements zusammen zu tragen. dazu bedürfte es aber einer großen bereitschaft, sich dem thema zu nähern.
eine bereitschaft, die ich bei eingen am 22. nicht mal im ansatz bemerkt habe. der eine von den gegenstands machte auf mich den eindruck als sähe er sich selbst des antisemitismus bezichtigt, fühlte sich glaube ich sogar von Karins integrativen vorschlägen bedroht.
und Auiger hat meiner meinung nach - und ich hoffe ich hab ihn da missverstanden - relativ unverblühmt folgendes gesagt ...
... erstens hat er antisemitismus als "judenfeindschaft" bezeichnet, womit er nahelegt, es würde sich dabei um einen "speziellen rassismus" handeln. wir/ich habe ihn aber nicht gefragt, ob er das wirklich so sieht, und ehrlich gesagt, ist mir das im nachhinein auch eher wurscht.
... zweitens: dass verschwörungsbilder, in denen personengruppen oder kapitalien, letzlich reale oder vermeintliche akteure der zirkulationssphäre für die ausbeutung und das ganze übel des kapitalismus verantwortlich gemacht werden, einfach nur falsch seien, aber mit antisemitismus nichts zu tun hätten. wenn sie damit einher gingen, dann aus gründen, die mit der verstellten sicht auf das kapitalverhältnis nichts zu tun hätten.
... drittens: hat darum kapitalismuskritik mit kritik des antisemitismus so wenig zu tun wie eben falscher antikapitalismus mit antisemitismus, nichts. der anti-antisemitische argumentationen sollten bitte nicht immer herangezogen werden, um die gegenstandpunktliche erkenntnis, dass die lösung aller ontologischen fragen 42 ist, in frage zu stellen. die infragestellung von 42 ist aber überhaupt verwerflich und dumm, auch etwa aus feministischer richtung. pfui und unrevolutionär.
zusammengefasst also meinte er m.E. dass für die von uns angesetzte auseinandersetzung keine notwendigkeit besteht, die beschäftigung mit judenfeindschaft nichts für kapitalismuskritikerInnen ist. nachdem sein genosse noch gemeint hat, ein versuch der verhinderung z.b. der deportation ... einzelner juden sei nicht die aufgabe von linken gewesen, sondern von "judenfreunden" und er verstehe nicht warum er als antikapitalist ein "judenfreund" sein solle, verstehe ich nicht, warum die gengenstandpunkts überhaupt zur diskussion gekommen sind. dass die go dogma von kritik der politischen ökonomie nichts versteht und weder der lupenreinen lehre der staatskritik (alle staaten erfüllen im kapitalismus die funktion des ideelen gesamtkapialisten und sind darum gleich zu beurteilen und höchstens diese gleichheit ist auch den antizionistInnen in ihrer raserei entgegen zu halten) noch einer fundierten kapitalismuskritik oder gar revolutionsperspektive (es müssten nur genügend menschen den kapitalismus abschaffen wollen und darum ihre nicht auf revolution zielende wahrnehmungen oder handlungen hintan stellen) anhängt, hätten die werten gegenstandpunktlichen auch aus der ferne wissen können. ich befürchte, wir haben sie nicht genug frustriert, uns also nicht als unrevolutionär genug gezeigt, um ihres von mir nunmehr wenig geschätzten zulaufs zu unseren gesprächen verlustig zu gehen. genossInnen, auf zur nächsten veranstaltung - strengen wir uns mehr an!
auch unzufrieden war ich mit der rolle des moderators. ich möchte das bei einer zukünftigen diskussionsveranstaltung mal wieder nicht machen. und beim nächsten mal, wenn ich es mache, will ich mich besser vorbereiten. zum schluss hat es mir schon so gereicht, dass ich einfach nicht anders konnte und wollte, als aufspringen und gehen. Verzeiht, das war sehr unprofessionell, aber für mich adäquat!
eine letzte kritik: wir haben uns den ablauf zu einfach vorgestellt. also ich bin erst während der diskussion drauf gekommen, dass wir linke vielrednerInnen am liebsten ohne genaue auseinandersetzung unseren bauch pinseln und es nie möglich sein wird, einen echten seminar-charakter zu durchzusetzen. vielleicht hätt ich als moderator die erste diskussion einfach nach einer halben stunde abstellen sollen, aber sie war bereits ein gegenstandpunktlicher selbstläufer und ich war bereits frustriert. echt, Roland, was findest du eigentlich an 42 so schön?
am kommenden sonntag komm ich übrigens nicht zur dogma-sitzung. wünsche euch eine hochspannende landeskonferenz und alles liebe bis zum 3.12.!!
Markus
franz schaefer wrote:
liebe genossInnen,
war nicht wirklich zufrieden mit der veranstaltung. denke wir haben zuviel an grundkenntnissen und grundkonsens vorausgesetzt, der aber dann leider bei vielen teilnehmerInnen nicht vorhanden war. (auinger inklusive).
besser waere wohl eine ca. halbstuendige einleitung die die notwendigen grundkenntinisse vermittelt und ebenfalls eine kurze beschaeftigung mit texten von rechtsextrmen (die ja denen von manchen selbsternannten linken nicht unaehnlich sind). damit waere zumindest mal klargestellt dass das alles kein imagninaeres, theoretisches herumdeuten ist sondern ganz real mit unserer heutigen politik zu tun hat... eine erkenntniss die viele der muehsamen diskussionen erspart haette...
was auinger betrifft so bestaetigt sich der verdacht: wenn er bloede positionen bezieht tut er dies NICHT weil er grundsatzudiskussionen provozieren will. dass ihm nicht klar war dass die schulden der dritteweltlaender druchaus reale auswirkungen auf das leben der menschen dort haben war wohl der eindeutige beweiss...
lg mond.