Zum Tod von Johannes Paul II
Kath-Press befragte KPÖ-Vorsitzenden Walter Baier zu seiner Einschätzung von Person und Politik von Johannes Paul II und veröffentliche nachfolgenden redaktionellen Beitrag. KPÖ-Vorsitzender Baier: Papst signifikante Person des letzten Jahrhunderts
Als eine der "signifikantesten Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts, der den letzten Jahrzehnten seinen Stempel aufdrücken konnte" bezeichnete der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Österreichs, Walter Baier, den Papst im Gespräch mit kathpress. Er empfinde tiefen Respekt vor der Person des Papstes, der seinen letzten Gang wiederum vor den Augen der Weltöffentlichkeit gegangen sei.
Die Persönlichkeit des Papstes sei von einem Format, "welches sich nicht einordnen läßt in die Kategorien des 20. Jh. von gut und böse"; vielmehr gebe sie einen "Hinweis auf eine Kategorie, die sich erst im nächsten Jahrhundert ausprägen muß". Zwar sei der Papst in seinen gesellschaftspolitischen Auffassungen wie z.B. in seinem Frauenbild konservativ oder gar "reaktionär" gewesen, so Baier, doch habe ihn diese Haltung zugleich auch zu einem "Kritiker eines geist- und seelenlosen Kapitalismus" werden lassen. Weiters sei es ihm aus dieser Grundhaltung möglich gewesen, sowohl "Gegner des Kommunismus, wie er ihn in seiner Heimat erlebt hat"zu sein, als auch "Fidel Castro die Hand zu reichen", so Baier.
In Osteuropa habe Johannes Paul II. vor allem die Rolle eines "Katalysators" gehabt. Er selbst sei nicht Ursache des Umsturzes gewesen, sondern selbst Teil eines Prozesses, dessen Ursache "in den Fehlern der Regime" lag.
ich werde mich bemühen bis donnerstag eine protestnote an den bundesvortsand formulieren, die wir auch im nächsten argument veröffentlichen sollen. als gebürtiger mühlviertler bin ich von der repressiven gewalt des katholizismus als kind und jugendlicher gedemütigt worden, der pabst hat alles widerständige ausser beten ständig verurteilt, hat das sterben von aidskranken bewußt provoziert und in kauf genommen und etwa bischof romero gemaßregelt.
wir müssen dies irgendwie beantworten!
"Kurto Wendt" Kurto.Wendt@reflex.at schrieb am Dienstag, April 5, 2005 um 11:30 AM :
hello
naja, gestern hab ich jakarta post gelese umd fand da schon eratunlich, dass (neben der meldug dass bbc ein interview mit bob marley machen wollte) der bruder von dem typen der den pabst umbringen wollte, sagte, dass sein bruder (DER IM HEFEN SITZT) um den pabst trauern wuerde, aber baier sch;aegt wieder einmal alles...bin auf jeden fall fuer jede protestmeldung (auch namentlich zu haben)
lg aus Kuta (bali BEACH) und ab morgen wieder in wien
Judl
hoi.
also. finde einerseits auch dass beier in seiner pabsteinschaetzung falsch liegt, dass eine wesentlich schaerfere kritik notwendig gewesen waere. bin aber durchaus dafuer dass wir an manchen punkten mit halbwegs progressiven aber konfessionell orientierten menschen strategisch zusammenarbeiten koennen und sollen (friedensbewegung, soziales engagement, asyl und fluechtlingsberiech, etc..).
gerade weil ich so eine zusammenarbeit in manchen punkten fuer notwendig halte haette ich eine schaerfere kritik am pabst geschaetzt. (weil ich denke dass die progressiveren leute dort die kritik sogar eher teilen werden.).
(kann mich auch taeuschen aber: das interview klingt im uebrigen so als sei es zwischen tuer und angel telefonisch abgegeben worden, vermutlich mit einer auflage an zeilenbeschraenkung und baier hat sich vermutlich bemueht moeglichst viel reinzupacken. in diesem sinne jedenfalls missglueckt. andererseits: wir werden in grossen teilen der oeffentlichkeit immer noch als "betonkoepfe" wargenommen. wenn baier es schafft diesen eindrueck aufzuwiechen weil er eine differenzierte analyse des pabstes abgibt dann hat er auch wiederum positives bewirkt - von eineR kommunistIn erwartet niemand dass er/sie etwas positives ueber den pabst sagt - kommt es doch erregt es mehr aufmerksamkeit und nachdenken als anders rum. (nora wuerde "paradoxe intervention" dazu sagen))
generell etwas zur kritik an religion zu machen halte ich fuer wichtig und notwendig. neben der relativ einfach abzuhandelnden grundsaetzlichen unterscheidungen in unserem zugang (aka: rationaler, materialistischer zugang hier versus hokuspokus, mystizismus und irrationalitaet dort) gibt es ja auch gemeinsamkeiten. z.b. haben viele religionen einen humanismus entwickelt der unserer eigenen humanistischen grundlage nich unaehnlich ist. daraus leiten sich (zumindest beim progressiven teil) in manchen bereichen aehnliche folgerungen ab (friede, soziale fragestellungen bis hin zu befreiungstheologie). jetzt koennen wir sich einerseits auf den standpunkt stellen dass das alles wertlos ist weil ganz urspruenglich auf die ganz falschen voraussetzungen gebaut oder wir koennen fragen: ist es moeglich dass dort manche in teilbereichen erkenntnisse gewonnen haben die sich aus der religioesen schale herausloesen lassen und die sich auch in unseren materialistisch begruendeten humanismus einpassen lassen wuerden? provokant gefragt: koennen wir etwas von denen lernen? immerhin hatten die einige jahrhunderte laenger zum nachdenken. folgt, z.b, die statik einer kathedrale nicht ebenfalls den (materialistischen) naturgesetzen auch wenn sie der auftraggeber duemmlicherweise zu ehren eines nicht existenten gottes gebaut hat?
die kritik der religion faellt uns immer sehr leicht, aber auch hier koennen wir fuer unsere eigene kritik lernen: wenn wir die phaenomene betrachten die uns so sehr an an den religionen aufstossen koennen wir auch immer fragen wo wir selbst aehnliche denkmuster zeigen und dies zum anlass nehmen das ganze einer kritischen analyse zu unterziehen. mladens so sehr verunglueckter analogieschluss zum missionierungseifer der religionen ist meiner meinung nach ein gutes beispiel dafuer. uebrigens: wie heisst es so schoen:
gott bewahre uns vor den christInnen die aus der kirche in die KP wechseln um diese dann zur religion umzugestalten... ;-)
lg mond.
Gott-Sei-Dank bin ich nicht der Kapitalismus!
ich verstehe das so:
Nur seine reaktionäre patriarchalische Haltung hat es IHM ermoeglicht, zum Kritiker des
(!pfui-Teufel !!)
'geist- und seelenlosen Kapitalismus'
zu werden.
Weil Jenseits von guuhuuut und bööööseeee, im Universum der avantgardistischen Kategorien des 21.Jahrhuuuuunderts ist also zu Kritik an geist- und seelenlosen weeeesen (also den seelenlose Kapitalistinnen, geistlosen ProleeetInnnen und dem andern gsindel) nur ER fääääähig ? Wir beten fuer IHN und Klassensprecher Sankt Walter, als Vertreter der seelen -und geistvollen antikapitalistischen Ökumene auf EEHHEEErden
AAAMMMEEEENNN
------------ Was ist der unterschied zwischen KommunistInnen und Katholerern in der Krise ? Päpste müssen erst sterben, damit Geist und Seele ihrem Koerper verlassen kann.
Kurto Wendt wrote:
weil gefühle in dieser materialitischen welt auch wichtig sind:
bernie ich liebe dich!!
Bernhard Wernitznig a0105199@unet.univie.ac.at schrieb am Dienstag, April 5, 2005 um 9:59 PM :
Liebe GenossInnen,
der Genosse Baier dürfte bei den Fokolaren zuviel Weihrauch erwischt haben. Auch ich bin entsetzt. Persönlich kann er den Papst ja bewundern und beweihräuchern und als Friedensbringer und Retter der Armen und Entrechteten feiern, wie er will, aber so etwas als Parteichef öffentlich von sich zu geben: Hat er keinen Genierer mehr? Verarscht der die KommunistInnen? Auch wenn er Eindruck bei linken ChristInnen schinden möchte, so kann er doch "um Himmels Willen!" die Religionskritik nicht völlig über Bord werfen. Aber um (nicht gemachte) Religionskritik gehts bei dem kathpress-Interview gar nicht so sehr, sondern um die Kritik der Politik des obersten Sektenführers. Verzeiht meine Ungehaltenheit, aber... Ich habe einen Text gebastelt, den ich gerne auf die Homepage stellen möchte. Mit Wut im Bauch schreibt es sich lockerer. Vielleicht wollt Ihr den Text auch für die Protestnote verwenden? Vielleicht möchte Mladen seinen Text mit dem "Sündenregister" des Papstes auch auf die Homepage stellen?
Freiheit (oder heißt es neuerdings: Amen) Roland
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Wer ist päpstlicher als der Papst? Im 21. Jahrhundert offenbar nur mehr ein KP-Chef.
Der Papst war wirklich eine "signifikante Persönlichkeit des letzten Jahrhunderts, der den letzten Jahrzehnten seinen Stempel aufdrücken konnte", wie Vorsitzender Walter Baier der kathpress zum besten gab. Aber was für eine? Und welcher Art war der Stempel? Karol Wojtyla, alias "Johannes Paul II." war der autoritäre Chef der größten Aberglaubensgemeinde der Welt, ausgestattet mit einer großen materiellen Macht, im politischen Verbund mit den mächtigsten Ländern der "Freien Welt". Doch der wirksamste "Stempel" ist und bleibt die christlich-katholische Ideologie. Wer den seit der Kindheit aufgedrückt bekommt, hat oftmals ein Leben lang sein Kreuz zu tragen. Ob es nun einen liberalen oder reaktionären Papst geben soll, geht MaterialistInnen nichts an; ChristInnen gehören zu einem anderen, einem gegnerischen Verein. Also sollten sich Atheisten und Atheistinnen in die innerkirchlichen Diskussionen nicht einmischen und darum auch nicht auf einen "liberaleren" Papst hoffen. Sehr wohl muss die Politik der Kirche im Kreuzfeuer der Kritik stehen. Wojtyla wusste, im Gegensatz zu manchen Linken und sogar zu manchem Kommunisten, dass Christentum und Materialismus unvereinbar sind. Wenn am Papst etwas zu bewundern wäre, dann seine Prinzipienfestigkeit, von der sich so manche/r KommunistIn einiges abschauen könnte. Wenn sogar der Papst Kapitalismuskritik betreibt, dann kann es mit der Kritik nicht weit her sein. Wenn Leute mit dem ideologischen "Format" eines Wojtyla "kritisch" werden, dann müssen Kritiker und Kritikerinnen skeptisch werden. Da kann etwas nicht sitmmen. Und so ist es auch. Mehr als ermahnende Worte für die Mächtigen und Almosen für die Armen ist nicht drin in der "sozialen Gerechtigkeit" kirchlicher Provenienz. Das ist übrigens nicht neu, denn die "Verantwortung" des Reichen für den Armen predigt die Kirche seit ihrem Bestehen; das ist fixer Kernbestandteil ihrer Ideologie. Als die Linke noch nicht so auf den Hund gekommen war, sang man noch von "des Armen Rechte" und "des Reichen Pflicht" und was diese in Wirklichkeit bedeuten. Soll dies alles heute "im 21. Jahrhundert" kein "leeres Wort" mehr sein? Anstatt das aufzuzeigen, spricht der KPÖ-Chef nun die selbe religiös verbrämte Sprache, wenn er Wojtyla als "Kritiker des geist- und seelenlosen Kapitalismus" bewundert. Gegen eine solche Art christlicher "Kritik" und eine kommunistische Beweihräucherung derselben muss der Kapitalismus verteidigt werden. Ernsthaft! Der verdient eben Kritik und keine schlechte Nachrede; weder vom Papst, noch von Baier. Dass sogar der Papst für Kommunisten und Kommunistinnen interessant wurde, liegt auch an seinem Engagement gegen den Irakkrieg 2003. Vergessen wurde schnell seine Unterstützung sämtlicher rechter Regimes in aller Welt und seine Rolle bei der Zerschlagung Jugoslawiens. Dass Wojtyla sich, gar nicht rückschrittlich, sondern ganz dem Zeitgeist entsprechend einer globalisierungskritischen, antiimperialsitischen Sprache bedient, macht ihn für so manche Linke unwiderstehlich. Übersehen wird, dass erst der (europäische) Antiamerikanismus diese Art von Pazifismus für viele erst so attraktiv macht. Aber scheinbar erlauben es die "Kategorien des 21. Jahrhunderts" der Linken, alle ins Boot zu holen, wenn sie nur "gegen Krieg" sind. So eine kommunistische Meinung lässt sich tatsächlich nicht mehr in "gut und böse" einteilen, weil es völlig jenseitig ist. Wäre der Papst "liberaler" gewesen und nicht ein so reaktionärer Typ, wie sie in der Männerorganisation Kirche nunmal vonnöten sind; er wäre vermutlich zu den Weltsozialforen eingeladen worden. Doch damit nicht genug der Baier`schen neuen Kategorien. Der Kommunismus in Polen muss selbst den gutmütigsten Menschen zum Antikommunisten machen. Wojtyla wäre im Westen vielleicht ein linker Gewerkschafter geworden und Walesa sogar KP-Chef, aber in dem menschenverachtenden Polen? So in etwa kommt es bei Baier rüber. Besser und präziser würden das selbst gutbezahlte SchreiberInnen der Reaktion auch nicht hinkriegen. Welcher Teufel den Genossen Castro auch geritten haben mag, als er den Papst einlud; davon, dass Karol Fidel die Hand freundschaftlich reichte, kann keine Rede sein.
bin fuer rolands kritik als brief text, ein einziger einwand: auch das saddam-regime, fuer das sich der pabst stark gemacht hat in seiner gegenerschaft zum irak-krieg steht in der rechten tradition - also war das fuer den pabst durchaus konsequent.
Auch
Paul
Kindheit
im
seit
bedeuten.
schlechte
Nachrede; weder vom Papst, noch von Baier. Dass sogar der Papst für Kommunisten und Kommunistinnen interessant
wurde,
liegt auch an seinem Engagement gegen den Irakkrieg 2003. Vergessen
wurde
so
in
den
um die aussenseiterrolle von baier mitte-rechts zu dokumentieren, der seine ganze kraft aus der österreichischen gleichgeschaltenen medienlandschaft beziet, dokumentiere ich hier einen schwedischen zeitungsausschnitt und zwar nicht von einem linken blatt, sondern von der liberalen zweitgrößten tageszeitung schwedens:
Göteborgs-Posten Göteborgs-Posten or GP is a major daily newspaper in Sweden. It is published in Gothenburg, with good regional and national coverage. It is chiefly distributed in Western Sweden. It has the second largest circulation after Dagens Nyheter. and before Svenska Dagbladet. The stated position of the editorial page is "independently liberal".
"Vom Reformer zum Despoten" Aus einem jungen, vitalen, reformfreudigen Pabst wurde mit den Jahren immer mehr ein reaktionärer Despot. Unter Johannes Paul II. fiel die katholische Kirche zurück in die Zeit vor dem Vatikanischen Konzil - in einen Feudalstaat mit einer absoluten Monarchie an der Spitze. Und auf vielerleiweise kann die Krise der Katholischen Kirche aus einem völligen Unvermögen hergeleitet werden, in demokratischen zusammenhänegn zu funktionieren."
"Nora Hermann" nausikaa@gmx.at schrieb am Mittwoch, April 6, 2005 um 5:41 PM :